14. Februar 1971: Mahnung zum „Projekt Birkensee“

14.2.2021, 07:00 Uhr
14. Februar 1971: Mahnung zum „Projekt Birkensee“

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Inzwischen sind nämlich Schwierigkeiten aufgetaucht, die die bisherigen Pläne zunichtemachen könnten: eine mögliche Gebietsabtretung (80 Hektar) im unmittelbaren Einzugsbereich des projektierten Freizeit- und Erholungszentrums an ein Industrie-Unternehmen.

Dazu Bertold Kamm: „Im Rahmen des Zwei-Jahres-Haushalts ist dies unsere letzte Chance. Es käme einem Schildbürgerstreich gleich, wenn wir uns eine solche Gelegenheit entgehen lassen würden.“

Lilo Seibel hatte im vergangenen Jahr in einer schriftlichen Anfrage an das Bayerische Staatsministerium darauf hingewiesen, daß der Staat im Laufe der Jahre Teile des Nürnberger Reichswaldes für rund 180 Millionen DM veräußert hat und als Ausgleich nur knapp 300.000 DM hatte zurückfließen lassen. Das Ministerium antwortete mit dem Hinweis auf die Schaffung zahlreicher Parkplätze, eines Gesundheitspfades, eines Waldlehrpfades, eines Indianerdorfes, eines Wildgeheges und „sonstiger Erholungseinrichtungen“.

Ihre Besorgnis um die Verwirklichung des Birkensee-Projektes teilte Lilo Seibel dem Präsidenten des Bayerischen Landtages in einer schriftlichen Anfrage vom 10. Februar dieses Jahres mit. Es geht dabei in erster Linie darum, daß das Röthenbacher Metallwerk Diehl für die Schnellstraße Schwaig-Rückersdorf („Spange“) 1,8 Hektar ihres Geländes abtreten soll und nun dafür nicht weniger als 80 Hektar Staatswald auf dem Areal des Erholungszentrums „Birkensee“ (geplant 224 Hektar) zum Ankauf verlangt.

In einem Antrag, ebenfalls vom 10. Februar datiert, fordern die mittelfränkische SPD-Abgeordneten den sofortigen Beginn und die Fortsetzung des Ausbaues. Vorgesehen sind ein 24 Hektar großer Badesee (von Röthenbach gespeist) mit Sandstrand, Liegewiesen, ein Kinderspielplatz, ein Campingplatz, Sport- und Waldparkanlagen und ein Wirtschaftsgebäude. Bis Mitte 1973 sollte die Anlage fertiggestellt sein.

Wichtig sei letztlich auch die verkehrsmäßige Erschließung. Auch dazu kann Lilo Selbe mit konkreten Plänen aufwarten: neben Zufahrtwegen vor allem ein Parkgelände unterhalb der Überland-Stromleitungen im nordöstlichen Teil des Gebietes für 15.000 bis 20.000 Fahrzeuge.

MdL Ferdinand Drexler forderte vom Staat, aus dem Verkaufserlös des Reichswaldes wenigstens sechs Prozent (rund 10 Millionen DM) für den Ausbau des Erholungsgebietes zurückfließen zu lassen. Sein Fraktionskollege Rolf Langenberger wehrte sich gegen Bestrebungen, dem Naherholungsverein die Verantwortung zu übertragen. „Um das Projekt zu verwirklichen, muß jetzt der Staat zur Kasse gebeten werden.“ Im übrigen halten Mittelfrankens SPD-Abgeordnete einen baldigen Zusammenschluß aller regionalen Naherholungsvereine für zweckmäßig, um eine weitere Verzettelung zu vermeiden.

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