16. März 1971: Wanderer kämpfen um den Moritzberg

16.3.2021, 07:00 Uhr
16. März 1971: Wanderer kämpfen um den Moritzberg

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Eine Resolution des Fränkischen Alb-Vereins soll noch in dieser Woche folgen. Weiterhin läuft noch eine Unterschriftensammlung der „Naturfreunde“ in Röthenbach.

Wie berichtet soll bei der Gemeinde Schönberg im Landkreis Lauf in der Nähe des „Hausberges“ der Nürnberger eine Erdgaskonditionierungsanlage der Ruhrgas AG und Linde AG entstehen.

Wanderfreunde und deren Organisationen fürchten jedoch um eine Lärm-, Geruchs- und Rauchbelästigung des als Erholungsgebiet ausgezeichneten Geländes. Deshalb plädieren sie für eine Standortverlegung der Industrieanlage, die Erdgas aus der Sowjetunion für bundesrepublikanische Zwecke nutzbar machen soll.

Erst in der vergangenen Woche wurde auf einer Tagung der „Arbeitsgemeinschaft Bayern der deutschen Gebirgs- und Wandervereine“ in München, an der auch Vertreter des Umweltschutzministeriums teilnahmen, das Thema „Moritzberg“ zur Sprache gebracht. Wie die Regierung Mittelfranken mitteilte, läuft zwar inzwischen das Raumordnungsverfahren, doch die letzten Würfel sind noch nicht gefallen.

Nachstehend veröffentlichen wir die Resolution des Landesverbandes der „Naturfreunde“ an das bayerische Staatsministerium für Landesplanung und Umweltschutz: „Sehr geehrter Herr Staatsminister! Seit einigen Tagen wird die Öffentlichkeit des mittelfränkischen Raumes durch die bekanntgewordene Absicht erschreckt, am Fuße des Moritzberges, in der Nähe der Gemeinde Lauf/Pegnitz gelegen, eine Großindustrieanlage zu errichten.

Es handelt sich um ein Konditionierungswerk im Zusammenhang mit der projektierten Erdgasleitung für den Raum Nürnberg. So sehr wir die Notwendigkeit sehen, neue Energiequellen nutzbar zu machen, sind wir über Lage und Umfang äußerst betroffen.

Die Firma Linde A.G. als ausführendes Industrieunternehmen hat nunmehr, zu einem äußerst späten Zeitpunkt hinsichtlich der fortgeschrittenen Planung, Einzelheiten genannt, die zu größter Besorgnis Anlaß geben: Zwischen den am Moritzberg gelegenen Ortschaften Schönberg und Haimendorf soll diese Anlage mit einer Ausdehnung von 80 000 qm errichtet werden. Nach Darstellung der Firma werden stündlich Abgase von 60 000 cbm entstehen, die unter anderem das sehr gefährliche Kohlenmonoxyd enthalten!

Nachfolgende Fakten sind dabei unverständlich:

1. Der Moritzberg gehört mit seiner äußerst reizvollen Umgebung zu den bedeutendsten Ausflugs- und Naherholungszielen der Menschen im Ballungsraum Nürnberg.

2. Der Moritzberg liegt im Naherholungsgebiet Nr. II, einer landschaftlichen Gliederung, die im Zusammenhang mit dem Programm für Freizeit und Erholung der Bayerischen Staatsregierung, Gesetz vom 28. April 1970, entwickelt wurde.

Hier wird wieder einmal sichtbar, wie Planungen boykottiert werden, die bereits Gesetzeskraft erlangt haben. Wir bitten um Auskunft, ob und welche Behörde Baugenehmigungen erteilt hat.

Im Interesse alter Erholungsuchenden und des bitter notwendigen Umweltschutzes, als gesellschaftliche Notwendigkeit aber bitten wir Sie, sehr verehrter Herr Staatsminister, alles zu unternehmen, damit das Projekt nicht an dieser Stelle entsteht und um Vorlage von Alternativlösungen.“

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