22. Oktober 1969: Die Qual der Wahl

22.10.2019, 07:00 Uhr
22. Oktober 1969: Die Qual der Wahl

© Kammler

Es war ein schweres Stück Arbeit, dem sich der Initiator der "Aktion", der Leiter des städtischen Presse- und Informationsamtes, Walter Schatz, die Leiterin der städtischen Bildstelle, Frau Gertrud Gerardi, Frau Susann Kattoll, Inhaberin des bekannten Mannequin-Studios, Oberbaudirektor Otto-Peter Görl, der Leiter des städtischen Hochbauamtes, und vier Vertreter der Nürnberger Tageszeitungen jedoch willig unterzogen.

Es ging so penibel und korrekt zu wie bei den Architekten-Wettbewerben für große Bauvorhaben, in denen der Baudirektor ja reiche Erfahrungen besitzt. Vier "Durchgänge" waren nötig, um die Zahl der 69 Bewerberinnen auf die zwölf zu reduzieren, die nun von der städtischen Bildstelle nochmals einheitlich fotografiert und am Samstag in den Nürnberger Tageszeitungen den Lesern zur Wahl gestellt werden. Sie haben dann endgültig die sechs Nürnberger Mädchen zu bestimmen, die der Jury - verstärkt durch den Oberspielleiter des Nürnberger Schauspiels, Hesso Huber - vorsprechen sollen.

Aus formalen Gründen - weil sie keine gebürtigen Nürnbergerinnen sind, zu alt oder zu jung oder zu klein sind, oder sonst den Bedingungen nicht entsprachen - mußten 15 Bewerberinnen ausgeschieden werden. Doch die anderen sind nach den mehr oder minder guten Fotos und nach den kurzen Lebensläufen alles frische, natürliche Mädchen, denen man die Rolle des „Nürnberger Christkinds“ schon zutrauen konnte.

Manche hatten noch darauf hingewiesen, daß sie lange im Hochgebirge waren und dadurch vollkommen schwindelfrei sind, oder daß sie, obwohl in Nürnberg geboren, einwandfrei hochdeutsch sprechen. Eine Bewerberin schrieb, daß sie seit Kindheit an ungebleichtes blondes Haar besitzt, eine andere erklärte, "die Rolle des Christkinds ist der Traum meines Lebens". Nun, die Jury machte es sich nicht leicht und sie hofft, die zwölf Besten gefunden zu haben. Am nächsten Samstag haben die Leser das Wort.

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