24. Februar 1971: Da staunte die Kripo Bauklötze

24.2.2021, 07:00 Uhr
24. Februar 1971: Da staunte die Kripo Bauklötze

© Frey

Die Probe aufs Exempel machten die drei Besendorfer im Polizeipräsidium. Dabei war es den erfahrenen Falschgeld-Experten unmöglich, die Scheine als „Blüten“ zu identifizieren. „Das ist echtes Geld“, mußten die Polizeibeamten zugeben und die Waffen strecken.

24. Februar 1971: Da staunte die Kripo Bauklötze

© Frey

Elke, Roland und Elmar (17, 20 und 23 Jahre alt) nennen sich „der Welt jüngste Illusionisten“ und haben bereits Europa und Asien bereist und mit ihren Kunststücken in Erstaunen versetzt. Für die „NN“ sagten sie das Ergebnis der Fußballweltmeisterschaften und die Torschützen voraus. Ihre neue Errungenschaft, die elektronische Geldmaschine, haben sie selbst konstruiert.

Man schiebt weißes, auf die Größe normaler Banknoten zugeschnittenes Papier zwischen zwei kleine fingerdicke Walzen, und auf der anderen Seite kommen nagelneue Banknoten heraus. Die Geschwister wollen das Gerät noch weiter entwickeln, um auch 500-Mark- und 1.000-Mark-Scheine herstellen zu können. Die Generalprobe im Polizeipräsidium gelang: die Beamten kamen den Geschwistern nicht auf die Schliche.

Das war geschehen: im Falschgeld-Dezernat bauten Elke, Roland und Elmar ihre elektronische Geldmaschine auf ein Fotostativ. Dann schoben sie kleine weiße Scheine zwischen die Walzen. Ein Surren im Drahtgewirr, rote und grüne Lämpchen glühten auf und ein grüner Fünf-Mark-Schein kam zutage. Der Leiter des Dezernats, Kriminalamtmann Felber, nahm die Note prüfend zwischen die Finger: „Die ist ja schöner als eine echte.“

Die Geschwister nahmen ein zweites blütenweises Papier zur Hand, und der Apparat förderte einen Zehn-Mark-Schein zutage. Die Experten, durch deren Hände ungezähltes Falschgeld gegangen ist, kamen nach kritischen Studien zu dem Schluß: „So gut sind die besten Blüten nicht, die uns in vielen Jahren unter die Augen gekommen sind.“ Als dann gar Zwanziger und Fünfziger angefertigt wurden – immer makellos und mit echtem Wasserzeichen – seufzte ein Beamter: „Da kannst du mir ein paar geben, die drehe ich jedem Geschäft an.“

Nun war das Experiment durchaus keine spaßige Angelegenheit, vom juristischen Standpunkt aus betrachtet. Schließlich konnte die Kripo nicht dulden, wie – sozusagen unter den Augen des Gesetzes – Falschgeld produziert wird. Die Beamten hätten sich dabei selbst strafbar gemacht, nachzulesen im Strafgesetzbuch, Paragraph 360, Ziffer 6.

Praktisch war Kriminalamtmann Felber gezwungen, das Falschgeld zu konfiszieren. Doch je länger er die Banknoten unter der Lupe fixierte, desto klarer wurde ihm: das war echtes Geld. Selbst die Notenbank mußte es akzeptieren. Damit blieben die Handschellen in der Schublade, und die Geschwister zogen unbehelligt von dannen.

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