24. Juli 1969: 135.000 Besucher erwartet

24.7.2019, 07:00 Uhr
24. Juli 1969: 135.000 Besucher erwartet

© NN

Beeindruckend ist der enorme Aufwand, der gegenwärtig auf der Zeppelinwiese und bei der Steintribüne getrieben wird, um demnächst die mehr als 135.000 Prediger und Anhänger der Zeugen Jehovas aus 72 Ländern der Erde versorgen zu können. Weit über 1.000 Helfer sind seit Wochen dabei, für diesen Mammutkongreß eine Stadt für sich zu errichten, die im Ernstfall sogar unabhängig von der Stromversorgung Nürnbergs wäre.

Es fehlen weder Werkstätten, noch modern eingerichtete Riesenküchen mit allen Schikanen, weder Wäschereien noch in Reih und Glied aufgebaute Wasser-Spülklosetts – 1.000 an der Zahl. Ein automatisch betriebenes Fließband „spuckt" schließlich um die Mittagszeit alle drei Sekunden ein fertiges Menü aus.

24. Juli 1969: 135.000 Besucher erwartet

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Noch größere Kongresse der Zeugen Jehovas als er jetzt in Nürnberg abgewickelt wird, fanden bisher nur in New York statt mit 166.000 Teilnehmern im Jahre 1953 und 1958 mit 254.000 Anhängern. Der letzte derartige Weltkongreß in Nürnberg hatte 1955 rund 107.000 Zeugen Jehovas vereint. Über 1 Million Mitglieder Diese Wachtturm-Gesellschaft – Ende des vergangenen Jahrhunderts in den USA ins Leben gerufen – zählt heute in 200 Ländern der Erde über 1,2 Millionen, in der Bundesrepublik rund 87.000 Prediger und in Nürnberg/ Fürth etwa 1.400 predigende Mitglieder.

Ein Mammut-Verlag von ungeahnten Dimensionen in den USA steht hinter der Organisation und hat bereits eine Vielzahl von Büchern über die Ziele der Gesellschaft mit einer Gesamtauflage herausgegeben, die die 100-Millionen-Grenze bereits überschritten haben dürfte. Daneben druckt und verkauft dieser Verlag jährlich rund 179 Millionen Zeitschriften.

Der Erlös aus diesem Buch- und Zeitschriften-Vertrieb in über 70 Ländern der Erde ist nicht unerheblich. Vertriebsspesen im üblichen Sinne fallen ja weg, weil die Prediger selbst die Erzeugnisse ehrenamtlich an die Anhänger und die bringen, die es noch werden wollen.

Aber auch ein solcher Kongreß, wie er jetzt in Nürnberg über die Bühne gehen wird, verschlingt enorme Summen. In den 32 Großzelten sind nicht nur moderne Küchen und sanitäre Anlagen installiert, sondern auch Schlafstellen für über 6.000 Menschen untergebracht. Rund 20.000 Zeugen Jehovas werden in Privatunterkünften, über 8.000 in Hotels, mehr als 40.000 in Notquartieren in Nürnberger Schulen sowie annähernd 50.000 Tagungsteilnehmer in mehr als 12.000 Kleinzelten und über 1.400 Wohnwagen ein Dach über dem Kopf bekommen.

Bis zum Beginn dieses weltweiten Kongresses werden in Nürnberg mehr als 40 Sonderzüge, fast 20.000 Personenwagen und über 200 Omnibusse erwartet. Rund 4.000 Zeugen Jehovas werden mit dem Flugzeug anreisen. Sie kommen, bis aus Indonesien, von Hawaii, den Bahamas, aus Thailand, Südamerika, Afrika, Australien, Jamaica und Island.

Vor der Steintribüne, die stilecht erweitert wurde, werden auf dem Übungsplatz und auf den mit Brettern ausgelegten Rängen etwa 100.000 Menschen, Platz finden. Hierzu werden bestehende Drahtzäune abgerissen, um nach dem Kongreß wieder aufgebaut zu werden. Vor der Steintribüne als dem Mittelpunkt für die biblischen Vorführungen und Demonstrationen wurde bereits eine 600 Quadratmeter messende Bühne errichtet, von der man glauben könnte, sie gehöre zu dem alten Gemäuer; so stilecht gingen Bühnenbildner zu Werke.

Und als, Krönung des ganzen: Ein aufsteigendes Beet mit etwa 40.000 schillernden Blumen, links und rechts von eigens für den Kongreß errichteten Bassins, in deren Mitte Wasserspiele sprudeln.

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