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26. September 1971: Das erste Hochhaus für Kranke

26.9.2021, 07:00 Uhr
26. September 1971: Das erste Hochhaus für Kranke

© Contino

Der Bau 14 stelle aber erst den Anfang des Weges in eine neue Zeit dar, betonte Sozialreferent Dr. Max Thoma in der Übergabefeier mit zahlreicher Prominenz – an ihrer Spitze Arbeitsminister Fritz Pirkl.

Die neue Klinik bilde mit dem Y-Bau aus dem Jahr 1961 einen Schenkel im geplanten Dreieck eines konzentrierten Operationszentrums, denn in einem neuen Bau 15 für Neurochirurgie und die Urologie solle sie ein Pendant bekommen, erläuterte Thoma. Sein Kollege vom Baufach, Otto Peter Görl, der wegen der langen Bauzeit den Buckel einige Male hatte hinhalten müssen, war hinsichtlich des Werturteils gleicher Meinung: „Wenn ich diesen Neubau heute dem Oberbürgermeister übergebe, dann weiß ich, daß der Neubau den Anforderungen der Zukunft entspricht.“

Der OBM übergab gleich weiter an die Chefärzte mit dem Wunsch, daß hier Leben gerettet und erhalten werden möge, nahm aber die Gelegenheit wahr, einmal mehr auf die ungesunde Lastenverteilung bei Krankenhausneubauten hinzuweisen: die Finanzierung stelle ein kollektengleiches System dar.

Dr. Urschlechter dankte für die Zuschüsse und Darlehen von Bund und Staat, wies aber darauf hin, die ärztliche Versorgung der Bürger sei für die Zukunft nur durch ein Krankenhaus-Finanzierungsgesetz zu gewährleisten. Dabei hätten Bund und Staat gemeinsam mit den Gewerkschaften sicherzustellen, daß auch das erforderliche Pflegepersonal zur Verfügung stehe.

Minister Pirkl strahlte eitel Freude aus: „Das ist die erste Krankenhaus-Einweihung seit meiner Amtsübernahme dieses Ressorts; daß sie in meiner Heimatstadt erfolgt, in der ich während der Jahre 1952-59 im Stadtrat mit an der Neukonzeption für die Städtischen Krankenanstalten arbeitete, freut mich doppelt.“

Pirkl versprach dem Oberbürgermeister, mit ihm über den Wunsch der Stadt auf Nachfinanzierung von Bau 14 zu sprechen.

Sorgen um Pflegepersonal

„Der schönste Neubau ist nur die Hälfte wert, wenn seine Kapazität nicht ausgenutzt werden kann“, wies auch Obermedizinaldirektor Prof. Walther Schäfer, Chef der Krankenanstalten, auf den Mangel an Pflegepersonal hin. Die Frage, ob das Krankenhaus gesund sei, könne deshalb nicht leicht beantwortet werden.

Doch seine Sorge galt auch den von Assistenzärzten angestrebten Hierarchie-Reformen: nicht jede Reform diene der Allgemeinheit, manchmal diene sie auch nur den Reformen. „Es gibt auch Fehlreformen“, sagte Schäfer, und als eine solche verstehe er es, wenn die Autorität des hochqualifzierten Chefarztes nivelliert werde zugunsten eines Entscheidungskollektivs.

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