27. Juli 1970: Nürnberger Deutsche Meister im Rudern

27.7.2020, 07:00 Uhr
27. Juli 1970: Nürnberger Deutsche Meister im Rudern

© Kammler

Damit sicherten sie sich nicht nur den inoffiziellen Deutschen Meistertitel, sondern auch die Teilnahme an einer Reise kommende Woche nach England, wo Regatten in London, Oxford und Cambridge bestritten werden.

Ebenso wie die Mädchen des Nürnberger Rudervereins von 1880 wurden auch ihre Vereinskameraden Thomas Blumenberg und Michael Storath im Jungen-Zweier ohne Steuermann Deutsche Meister. Sie aber sind noch zu jung, erst 13 Jahre alt, und dürfen daher nicht mit nach Großbritannien. Ihnen bleibt als Trost, sich über die Mercedes-Oldtimer, die sie als Siegesbeigabe erhielten, zu freuen.

27. Juli 1970: Nürnberger Deutsche Meister im Rudern

© Kammler

Erfolgreichster Landesverband war Württemberg, das sich mit 50 Punkten vor Bayern (48) und Hamburg (35) den Daimler-Pokal holte. Die Veranstaltung litt sehr unter den widrigen Witterungsverhältnissen. Starker Wind und Regenböen machten den 13- und 14-jährigen Ruderern und Ruderinnen besondere Schwierigkeiten beim Steuern. Verständlich auch, daß die bei den gestrigen Finalläufen herausgefahrenen Zeiten schlechter als die Zeiten der bei Sonnenschein in den Vorläufen erzielten waren.

Automobilwerk finanziert Talentsichtung

Dennoch bezeichnete der 2. Vorsitzende des Deutschen Ruder-Verbandes, der Hamburger Dr. Carlheinz Grosse, die Veranstaltung als einen weiteren Schritt vorwärts im Hinblick auf frühzeitige Talentsichtung. Axel Schindowsky (Hamburg), Referent für Jungen- und Mädchenrudern im DRV, sagte, daß durch die Unterstützung eines großen Stuttgarter Automobilwerkes es jetzt möglich sei, einen genauen Überblick über den Leistungsstand der besten deutschen 13-18-jährigen Jugend- und Juniorenruderer zu haben. Diese Firma finanzierte auch den Nürnberger Bundesentscheid, der – inklusive der Qualifikationsveranstaltungen innerhalb der Landesverbände – annähernd 50.000 Mark kostete.

Bis vor fünf Jahren noch war dies unmöglich. Erst ab 15 durften früher Jugendliche an Regatten teilnehmen. "In dem Alter haben sich aber die meisten sportbegeisterten Kinder bereits für eine Sportart entschieden. Dadurch ist uns eine ganze Menge talentierter Nachwuchs entgangen", meinte Dr. Joachim Reich (Saarbrücken), der 1. Vorsitzende des Ausschusses für Jugend- und Schülerrudern. "Mit unserem neuen Programm, in dem von Kindesalter bis 12, von 13-14 und von 15-18 Jugendklassen aufgestellt wurden, erfassen wir jetzt jeden, der sich fürs Rudern begeistert."

"In Pyramidenform wollen wir von einer breiten Basis ausgehend zur Höchstleistungsspitze vorgehen. Deshalb wurden auch speziell auf die 'Fliegengewichte' abgestimmte kleinere, leichtere Boote und Riemen angeschafft. Ein Kindereiner aus Kunststoff kostet immerhin etwa 1500 Mark. Kein Pappenstiel also."

"Wir fordern von den 13- und 14-Jährigen jedoch noch keine Hochleistung", erläuterte Dr. Grosse. Deswegen seien auch Vorwürfe, die Anforderungen, die das Renn-Rudern an die Kinder stellt, seien schädlich, unzutreffend. Dies wird auch anhand von exakten bio-telemetrischen Untersuchungen der medizinischen Klinik Erlangen unter Aufsicht von Frau Dr. Bausenwein und Professor Schmidt bestätigt.

Die Nürnberger Untersuchungen erbrachten, daß kein Kind überfordert wurde, d. h. über die 200er-Grenze kam. Und 200 Pulsschläge/Minute sind etwa das untere, vertretbare Limit. Die Eltern können also beruhigt weiterhin ihren Kindern erlauben, rudern zu gehen – wenn es den Kindern Spaß macht…

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