3. Oktober 1969: Neues Tierheim nur auf Zeit

3.10.2019, 07:00 Uhr
3. Oktober 1969: Neues Tierheim nur auf Zeit

© Kammler

Nach einem jahrelangen Tauziehen um ein geeignetes Baugelände ist der Verein noch immer auf Wohnungssuche für seine herrenlosen Tiere. In etwa zwei Jahren muß das repräsentative Heim an der Stadenstraße, in das bereits 25.000 Mark gesteckt wurden, geräumt werden: das Gelände ist für den Nordfriedhof vorgesehen.

Ein Leidensweg

Bis dahin wird das stabile Haus der Zukunft – auf Erlanger Gebiet – noch nicht stehen. Neue Auflagen, Bedingungen und Erlasse sowie der Widerstand einiger Einwohner verzögern die Grundsteinlegung auf dem ausmärkischen Gebiet an der Straße Kraftshof-Kalchreuth. So vielversprechend – und teuer – die Zukunft des Tierheims auf der Wanderschaft auch im April nach seiner Stadtratssitzung aussah, zur Zelt wenigstens stehen die Mitglieder des Vereins vor einer fast ausweglosen Situation.

Eine Pressekonferenz zum Welttierschutztag am 4. Oktober nahm Präsident Dr. Ludwig Borger gestern zum Anlaß, über den neuesten, schier hoffnungslosen Stand der Verhandlungen zu berichten, die er mit „Leidensweg auf der Suche nach einem geeigneten Platz“ überschrieb. Im April hatte der Verein beim Landratsamt Erlangen um eine vorläufige Baugenehmigung für das ausmärkische Gebiet nachgesucht. Ende August kam der Bescheid – mit neuen „unmöglichen, untragbaren, und unsinnigen Auflagen“.

Unter anderem soll rings um das Grundstück von annähernd 12.000 Quadratmetern eine zwei Meter hohe Mauer errichtet werden. Neben den zusätzlichen Kosten von 80.000 Mark stört den Verein der zukünftige Gefängnischarakter des Heims. „Außerdem ist die Mauer als Schallschutz völlig wertlos, sie reflektiert sogar noch den Lärm in erhöhtem Maße“.

Eine Million Mark?

Eine weitere Bedingung besagt, daß alle Boxen nach Osten ausgerichtet werden sollen. Aber Hunde bellen auch gen Westen.“ Schließlich werden noch weitere Auflagen nach der endgültigen Planung angekündigt. „Damit wir vollkommen der Willkür der Verwaltung ausgeliefert sind“, meinte Dr. Borger lakonisch. Wenn der Tierschutzverein all diese Forderungen erfüllen will, erhöhen sich die Kosten für das zukünftige Tierheim erheblich. „Wir rechnen schon jetzt nach grober Schätzung mit einer Million Mark.“ Doch mit seinen spärlichen Reserven hat der Verein das Provisorium an der Stadenstraße ausgestattet.

In den freundlichen Räumen ist jetzt auch die Geschäftsstelle untergebracht. Außerdem gehören zum Hort auf Zeit ein 1.200 Quadratmeter großes Freigelände, Gehege für Katzen, 27 Hunde- und fünf Krankenboxen, Quarantänestation, Vogelheim und noch weitere Räume für Verwaltung, Arzt usw. Am liebsten würde der Tierschutzverein dies Anlage in solch günstiger Lage behalten. Doch niemand glaubt an ein Plazet der Stadt.

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