7. Juni 1970: Bayern 07 vom Bund im Stich gelassen

7.6.2020, 07:00 Uhr
7. Juni 1970: Bayern 07 vom Bund im Stich gelassen

© Contino

Der Grund: der Verein, der Olympiakämpfer im Schwimmen und Turmspringen hervorbrachte, deutscher Meister im Wasserball war und im Faustball sogar den Europacup nach Nürnberg holte, steht vor einem finanziellen Fiasko.

„Wenn nicht bald Gelder fließen, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Anlage endgültig zu schließen“, sagt Vorsitzender Georg Hell. Das wäre ein harter Schlag für die erholungsuchende Bevölkerung im Osten der Stadt.

7. Juni 1970: Bayern 07 vom Bund im Stich gelassen

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Vor drei Jahren mußte der Verein den Pulversee aufgeben. Das Wasser entsprach nicht mehr den hygienischen Vorschriften. Pläne für ein neues Sportzentrum im Osten der Stadt reiften heran. Im Mai 1967 begann man mit ihrer Verwirklichung. Obwohl die Mitglieder selbst zu Pickel und Schaufel griffen, betonte damals Georg Hell: „Unsere finanziellen Sorgen können wir nur mit Hilfe von Stadt, Land und Bund meistern.“

Am 6. Juli 1968 bekam Nürnberg sein erstes beheiztes Bad. Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter malte von Georg Hell das Bild eines zähen, unermüdlichen Vereinsmanagers, „Die Forderungen, die Herr Hell immer wieder an die Stadt und die Verwaltung gestellt hat, waren nicht leicht im Haushalt unterzubringen. Aber Verein und Stadtverwaltung sind den Weg gemeinsam gegangen, auch wenn er einer der härtesten war, den ich erlebt habe“, sagte der OB damals.

Die Stadt bemühte sich auch weiterhin, Landtagsabgeordnete setzten sich ein, damit die von Bund und Land zugesagten Zuschüsse fließen. Der Erfolg? Noch immer stehen 113.400 DM aus, die fest zugesagt waren. Deshalb steht der Verein heute mit 285.000 DM in den roten Zahlen. Das Geld mußte bei einer Bank aufgenommen werden, um weiterbauen zu können. Die jährliche Zinslast beträgt 24.000 DM bis 26.000 DM. Dazu Hell: „Nach Rücksprache mit dem Kultusministerium erfolgt die Zuteilung in den nächsten Wochen.

Die Mittel wurden gekürzt

Wie‘s bei Bayern 07 weitergehen soll, das jetzt schon über 15 000 Quadratmeter Rasenfläche für die Erholungsuchenden anbieten kann, die Faustballplätze angesät hat, die Tennisplätze in den Talgrund verlegen möchte und auch an neue Umkleidekabinen denkt? „Wir machen erst dann auf, wenn für die von uns geforderten sanitären Voraussetzungen gesorgt ist“, erklärt Hell. 

Bürgerrneister Franz Haas meinte: „Bayern 07 liegt der Stadt genauso am Herzen wie der Club. Die Stadt hat sich bisher auch immer bemüht, den traditionsreichen Verein zu. fördern. Wir haben ihm auch schon Mittel gegeben. Nicht klar ist Franz Haas, daß sich der Verein, wenn er sich schon in den geschilderten Schwierigkeiten befindet, noch nicht an die Stadt gewandt hat. „Ich persönlich kann nur bedauern, daß das Bad noch immer geschlossen ist. Weshalb, davon habe ich bisher nur in den Zeitungen gelesen.“

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