Abgestellte Wohnwagen und Wohnmobile

Alles zugeparkt? Der Ärger über die Reisemobil-Flut wächst in Wohngebieten

23.9.2021, 08:46 Uhr
In der Valznerweiherstraße im Stadtteil Zerzabelshof stehen die Reisefahrzeige dicht an dicht.

© Michael Matejka, NNZ In der Valznerweiherstraße im Stadtteil Zerzabelshof stehen die Reisefahrzeige dicht an dicht.

Die Folgen der Corona-Krise zeigen sich in Nürnberg unter anderem in der Valznerweiherstraße. In dieser langgezogenen, ruhigen Straße reihen sich Wohnwagen und Wohnmobile aneinander, auf den öffentlichen Parkplätzen stehen sie dicht an dicht und bilden eine endlos scheinende Warteschlange in typischem Eierschalenweiß. In der Pandemie haben sich viele Menschen Reisemobile angeschafft, um trotz der Einschränkungen in Urlaub fahren zu können. In der Ferienzeit waren die Campingplätze voll. Nun verstopfen diese vielen neuen Fahrzeuge die Stadt.

So empfindet es jedenfalls Wolfgang Stich. Schon im März dieses Jahres hatte er Briefe geschrieben, unter anderem an die Stadt, an die Stadtratsfraktionen von SPD und CSU, an den Vorstadtverein, und sich über den "Abstellplatz Valznerweiherstraße" beklagt. Hier werde Parkraum entzogen, eine vernünftige Straßenreinigung könne kaum vorgenommen werden, optisch werde ein "unmöglicher Eindruck" vermittelt.

Problem ist bekannt

Auch an anderen Stellen in Nürnberg haben die Campingfans ihre Fahrzeuge abgestellt, teils finden sich die Reisemobile unter Brücken. Eben überall dort, "wo besonders wenig Parkdruck herrscht", sagt Baureferent Daniel Ulrich. Er kennt das Problem zur Genüge, die Beschwerden darüber häufen sich. "Meist sind es ja Wohnmobilisten aus dem Nahfeld, die dort parken. Und die möchte weder sich selbst noch den Nachbarn Parkraum wegnehmen. Das klappt aber nicht immer."

Die Zulassungsstelle zählt insgesamt 3051 Wohnmobile in Nürnberg, davon wurden 580 allein seit März 2020 – dem Anfang des Corona-Ausnahmezustands – zugelassen. Dazu kommen 1863 Wohnwagen, davon sind 256 in den vergangenen eineinhalb Jahren zugelassen worden. Ein direkter Vergleich zu den Vorjahren ist nicht möglich, da diese Fahrzeugklassen in der Vergangenheit statistisch lediglich als "Anhänger" und "Nutzfahrzeug" erfasst wurden.

Stadt zeigt sich machtlos

Leider kann die Stadt kaum etwas gegen diese Dauerparker unternehmen, bedauert Baureferent Ulrich. Der Grund: Die Reisemobile nutzen den öffentlichen Straßenraum. Hier ist die Straßenverkehrsordnung großzügig, zumal die Wohnmobile und Anhänger oft auch außerhalb eines Wohngebietes parken. "Wohnwägen dürfen für zwei Wochen unter Beachtung der geltenden Verkehrsregelungen und -zeichen abgestellt werden", weiß Frank Jülich, der Leiter des Verkehrsplanungsamts.

Einige Halter haben ihre Camper mit Parkkrallen gesichert. Die Kommunale Verkehrsüberwachung in Nürnberg verwendet keine Krallen.  

Einige Halter haben ihre Camper mit Parkkrallen gesichert. Die Kommunale Verkehrsüberwachung in Nürnberg verwendet keine Krallen.   © Michael Matejka, NNZ

Danach müssen sie umgeparkt werden. In der Praxis reicht es aber, wenn der Parkplatz zumindest kurz frei gemacht wurde. Dann beginnt die Frist von Neuem. Ist der Wohnwagen an den Pkw angekuppelt, darf er so lange stehen bleiben, wie der Eigentümer mag.

Großzügige Regelungen

Sogar noch einfacher ist es mit Wohnmobilen. Haben sie TÜV und eine gültige Zulassung, dürfen sie zeitlich unbegrenzt parken. Nur bei Saisonkennzeichen gilt: Außerhalb des ausgewiesenen Zeitraums ist der öffentliche Raum tabu.

Da die allermeisten "Wohnmobilisten", wie Baureferent Ulrich sie nennt, völlig legal parken, wird es wohl auch keine Abschleppaktionen geben. Der Servicebetrieb öffentlicher Raum entfernt zwar immer wieder Autos ohne Kennzeichen und Schrottfahrräder, "aber dahinter steht ein anderer Ansatz", erklärt Andre Winkel.

Bei den Aktionen etwa in der Fuggerstraße gehe es darum, sogenannte fliegende Autohändler davon abzuhalten, ihre nicht zugelassenen Pkws am Straßenrand abzustellen und zum Verkauf anzubieten. Dennoch scheint so mancher Reisemobil-Eigentümer Ungemach zu wittern, denn einige Fahrzeuge sind mit Parkkrallen gesichert.


Bei Wolfgang Stich ist die Verärgerung über die Situation in der Valznerweiherstraße immens gewachsen. Nicht nur bei ihm, bei vielen Anwohnern herrsche allgemeiner Unmut, sagt er. "In kritischen Fällen ist immer die Polizei der richtige Ansprechpartner", rät Daniel Ulrich. "Aber das ästhetische Problem ist mit der Straßenverkehrsordnung nicht zu lösen." Sein Appell an die Fahrzeughalter: "Machen Sie sich schon beim Kauf Gedanken, wo man das Fahrzeug privat unterstellen kann! Der öffentliche Raum ist dafür gänzlich ungeeignet!"

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