Als Hitradio N1 der Rockmusik abschwor

3.3.2020, 15:32 Uhr
Witziges Plakat, witzige Typen: Das Team von "Rockin’ Radio" mit Peer Hilmer (hinten ganz links), max.neo-Chef Achim Kasch (daneben) und Peter Harasim (vorne Mitte).

© Foto: Lena Schnelle Witziges Plakat, witzige Typen: Das Team von "Rockin’ Radio" mit Peer Hilmer (hinten ganz links), max.neo-Chef Achim Kasch (daneben) und Peter Harasim (vorne Mitte).

Der heutige "Hitsender" stand damals noch für Rockmusik – und spielte plötzlich die Hitparade rauf und runter. Da die örtliche Nahversorgung in Sachen "Stromgitarre" damals aber noch zu großen Teilen über das Radio lief, rotteten sich enttäuschte Stammhörer zusammen, sammelten Unterschriften und gründeten die Initiative "Rockin’ Radio e. V.". Die sollte die Programmverantwortlichen von N1 zur Vernunft und den Rock zurück ins Radio bringen – ein verdienstvolles gleichwohl natürlich vergebliches Unterfangen.

Rockmusik in all ihren Facetten

Immerhin erwuchsen aus dem Protest zwei nachhaltige Dauerbrenner: Zum einen das RCN-Magazin, das bis heute monatlich erscheint und kostenlos in der Stadt ausliegt. Um Peter und Edda Lang herum entstand aber auch eine Gruppe von Aktivisten, die selbst Radio machen wollten und beim Aus- und Fortbildungskanal afkMAX (heute: max.neo) anheuerten. Seit 2000 füllt "Rockin’ Radio" dort 18 Stunden in der Woche mit Rockmusik in all ihren Facetten.

"Auch mich hat das damals extrem getroffen", blickt Peer Hilmer auf die Anfangstage der Radio-Initiative zurück. "N1 war mein täglicher Begleiter auf dem Weg zur Arbeit und zurück." Beim Protest war er jedoch gar nicht dabei, stieß erst später dazu – und ist heute 1. Vorsitzender des kleinen Vereins. Regelmäßig geht er selbst auf Sendung, beim "Rockin’ Radio Kickstart" immer Freitags von 18 bis 20 Uhr.

Fluktuation bei Radiomachern

Von der Gründungsgeneration ist längst keiner mehr dabei. Überhaupt herrscht seit jeher munter Fluktuation unter den engagierten Hobby-Radiomachern, die alle ehrenamtlich und um der Sache willen dabei sind. Radio ist Arbeit, nicht jeder ist so zäh wie Harald "Harry" Schmidt, der seit 1996 "Progdependent" moderiert, Deutschlands ältestes Radiomagazin für progressive Rockmusik. Neu hinzugekommen ist in den letzten Jahren zum Beispiel das Magazin "Shockin’ Radio", das sich ganz der Nische Horror Punk widmet. Regelmäßig gingen und gehen bei "Rockin’ Radio" auch bekannte Namen aus der Nürnberger Szene on air: Peter Harasim vom Concertbüro Franken etwa, der seine regelmäßige Sendung "Rockin´ Hirsch" fährt, oder Musiker von beliebten fränkischen Bands Justice und J.B.O.

Rückkehr in altes Studio

Von 2011 bis 2019 sendete der Verein live aus der Rockin’ Radio-Kneipe, einer Bar unweit des Stresemannplatzes, in die sich die Radiomacher ein gläsernes Sendestudio hineinbauten. Als die Kneipe Ende letzten Jahres schloss, kehrte Rockin’ Radio zurück ins Mutterschiff, sprich: In die Studios von max.neo in St. Leonhard. Was für Peer Hilmer völlig okay ist. "Ich sehe uns eh als die härtere Seite von max.neo", sagt der 52-Jährige, der eine weite, sehr offene Definition von "Rock" hat, in seiner Sendung auch mal Slayer und Fettes Brot hintereinander spielt und weiß, dass er manch einen Zuhörer damit ganz schön (über)fordert. "Aber Radio darf ja auch mal weh tun ..."

Mit dem orthodoxen Ansatz vieler Rock-Fans, dass bei "Rockin’ Radio" am besten nur Heavy Metal laufen solle, kann der Radiomann nichts anfangen. Schließlich hat sich die Initiative vor 30 Jahren explizit als "Verein zur Förderung der Rockkultur e. V." gegründet – und diese Kultur ist ja bekanntlich nicht nur schwarz, sondern in bunt.

Verwandte Themen