Anwohner in St. Jobst protestieren: Umzingelt von Spielplätzen

30.10.2020, 07:35 Uhr
Der Parkplatz an der Flussstraße. Die Stadt will hier zwölf Parkplätze streichen und einen Spielplatz anlegen. Anwohner wollen die Parkplätze erhalten.

© Foto: Rurik Schnackig Der Parkplatz an der Flussstraße. Die Stadt will hier zwölf Parkplätze streichen und einen Spielplatz anlegen. Anwohner wollen die Parkplätze erhalten.

Zum spontanen Termin vor Ort ist Birgit Mönius allein gekommen. Aber die Vorsitzende einer Eigentümergemeinschaft betont, dass etliche Anwohner der Dr.-Carlo-Schmid-Straße hinter ihr stehen. Darunter viele Senioren. Und Menschen mit kleinen Kindern. Denn den Stempel "kinderfeindlich" wolle sich keiner aufdrücken lassen, auch wenn er jetzt gegen das Vorhaben vorgehe. Schließlich gebe es handfeste Argumente gegen die Pläne im Stadtteil St. Jobst.

Zunächst: Was sehen diese Pläne vor? Weit gefasst geht es um eine Fläche von 37 000 Quadratmetern am Nordufer des Wöhrder Sees, beidseitig der Flussstraße. Parkwege werden saniert, barrierefreie Zugänge geschaffen. Der Streitpunkt aber ist der vorgesehene Spielplatz.

Hierfür wird ein Teil des bestehenden Parkplatzes entsiegelt und in ein bespielbares Gelände umgewandelt. Größere Kinder bekommen hier laut Stadt eine naturnahe Spielfläche zwischen Bäumen und Sträuchern. Ein Spielparcours durch die angrenzende Wiese mit einer Baumreihe aus alten Linden soll dieses Spielareal mit einem Kleinkindbereich unter den Hainbuchen im Westen der Wiesenlandschaft verbinden.

Sitzbänke zum Verweilen

Über eine Seilschaukel sollen sich die Kinder dann in ein Baumhaus schwingen können. Dort, in der großen Robinie, lässt sich die Anlage von hoch oben erleben. Über eine Doppelseilbahn und Balancierelemente werde der Parcours weiter bis zu den Spielhügeln im Westen der Wiese führen. Überall rund um diese Fläche sollen Sitzbänke Eltern zum Verweilen einladen.

Für Birgit Mönius und ihre Mitstreiter ist die Spielfläche an dieser Stelle jedoch völlig fehl am Platz. Nicht nur, weil in der ohnehin angespannten Parkplatzsituation nochmals zwölf Stellplätze wegfielen. Sondern auch, weil sich der Spielplatz direkt vor den Fenstern der Anwohner entlang ziehe. "Und diese Anwohner haben bereits auf der anderen Seite einen Spielplatz", sagt Birgit Mönius. Tatsächlich befinden sich mehrere kleine private Spielflächen in den Wohnanlagen der Dr.-Carlo-Schmid-Straße. "Man kann dann als Anwohner zu keiner Seite hin mehr ausweichen." Vor allem wird von den Gegnern des Projektes der Lärm durch die Seilrutsche gefürchtet.


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Zu Grunde für das Vorhaben an dieser Stelle liegt ein Bebauungsplan aus dem Jahr 1981. Auch dieser ist für die widersprechenden Anwohner ein Kritikpunkt: Auf dem Plan seien noch Flächen für einen Hafen sowie für eine Gaststätte vermerkt. Wenn er also ohnehin nicht stimme, sei er doch nicht unumstößlich, so die Argumentation.

Auf einer Fläche weiter südlich des Parkplatzes befindet sich eine Hundewiese. Die Stadt soll prüfen, ob diese – abweichend vom Plan – nicht als Spielfläche besser geeignet wäre. Die Wohnbebauung ist davon weiter weg, weitere Hundewiesen seien vorhanden.

Kritiker sehen keinen Mangel an Spielplätzen

Ein Mangel an Spielplätzen, zu diesem Schluss kommen die Kritiker, gebe es hier in der Gegend ohnehin nicht. Neben den privaten Flächen biete das Viertel noch die große Spielfläche mit Bolzplatz an der Gustav-Heinemann-Brücke, die nach Ende der derzeitigen Bauarbeiten dort wiederhergestellt werden soll sowie attraktive Spielplätze an der Ziegenstraße und am Rechenberg.

Bei der Stadt sind die Einwände der Anwohner angekommen. Bürgermeister Christian Vogel hat den Anwohnern einen Begehungstermin zugesichert. Dabei will er dann zu den Planungen Rede und Antwort stehen und sich zu der Kritik daran äußern.

Inzwischen hat auch der Bürgerverein Nürnberg Jobst-Erlenstegen Stellung bezogen: "Grundsätzlich begrüßen wir den neuen Spielplatz sowie die anderen geplanten Maßnahmen zur teilweisen Neugestaltung", sagt der Vorsitzende Jörg Brunner. Aus Sicht des Bürgervereins stelle die aktuelle Planung einen guten Kompromiss dar. Brunner: "Bei gegenseitigem Verständnis und Rücksichtnahme wird sicherlich auch zukünftig ein gutes und ausgeglichenes Nebeneinander und Miteinander der Anwohner und Nutzer der Parkanlage möglich sein."

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