Besucher-Ansturm auf die neu gestaltete Kaiserburg

15.7.2013, 07:00 Uhr
Besucher-Ansturm auf die neu gestaltete Kaiserburg

© Eduard Weigert

Schon vor der Öffnung um neun Uhr stehen die ersten Besucher-Trauben an der Freiung und warten auf Einlass. Den ganzen Tag über reißt der Zustrom nicht ab: Warteschlangen bis weit über das Eingangstor mit dem aufgemalten Reichsadler hinaus tun der fröhlichen Vorfreude keinen Abbruch. Entnervte oder ungeduldige Gäste sind kaum präsent.

Das Bayerische Finanzministerium, zu deren Dienststellen die Schlösser- verwaltung gehört, hat sich entsprechend auf das Großereignis vorbereitet: Um die Wartenden bei Laune zu halten, verteilen sie Bonbons und ungefähre Zeitangaben, wie lange es noch bis zum ersehnten Eintritt in den Rittersaal dauern dürfte.

Insgesamt 60 Burgführer(innen) stehen im Palas und Kemenatenbau, am Hochzeitsgärtlein, vor dem Tiefen Brunnen und am Sinwellturm bereit, um die Gruppen mit gut portionierten Info-Häppchen zu füttern. „Es ist auf alle Fälle eine große Aufwertung unserer Burg“, meinen die Gäste Liselotte und Christian Hackl, „bisher war es doch immer ein wenig enttäuschend, wenn man Gäste von auswärts hatte und sie durch die leeren Säle der Burg geführt hat.“

Robert Süß aus Nürnberg kann sich noch an seine letzte Burg-Visite vor vier Jahrzehnten mit der Schulklasse erinnern: „Im Kaisersaal standen zwei Rüstungen, ein Holzschrank knarzte - und das war es dann schon. Die Präsentation jetzt ist großartig und einfach überwältigend.“

Nicht enden wollende Warteschlange

Viele Nürnberger erklimmen den Sandsteinfelsen, um „ihre“ neue Burg zu bestaunen. Die Palette der Bewunderungsrufe reicht vom moderaten „Bassd scho“ bis zum begeisterten „Allmächd, wie doll und schee“. Dass die Vorstellung der Räume angesichts der Massen nur oberflächlich sein kann und nur ein erster Eindruck hängen bleibt, ist allen bewusst: „Wir kommen auf alle Fälle wieder, es war zu viel Information auf einmal“, sagen Christine und Thomas Veitengruber, die in der Sebalder Altstadt leben: „Bei solchen Gelegenheiten merken wir, dass wir die Geschichte Nürnbergs viel zu wenig kennen.“

Da kann Horst Rüdel Abhilfe schaffen. Der ehemalige Polizeibeamte muss an diesem Samstag als Chef der Führer(innen) nur darauf achten, dass die 20-minütigen Rundgänge einigermaßen pünktlich starten, um die nicht enden wollende Warteschlange abzuarbeiten. Ein vergeblicher Versuch, immer wieder treffen neue Gäste ein.

Funkeln und Glitzern

Was ist für Rüdel der Höhepunkt der Sonderausstellung? „Die Statue Kaiser Karls IV. von der Prager Brücke, die Majestät, die er ausstrahlt, finde ich unvergleichlich“, meint er. Besucher Klaus Lessnau, der mit Tochter Mikaela unterwegs ist, schwärmt von der über einem Nürnberger Stadtmodell schwebenden Kaiserkrone: „Das Funkeln und Glitzern der Edelsteine und des Goldes, das war toll.“

Mit dieser Meinung steht er keineswegs allein: Mehrfach sprüht Katharina Heinemann von der Bayerischen Schlösserverwaltung Glasreiniger auf das Vitrinenglas, um die Nasen- und Fingerabdrücke zu beseitigen. Welches Exponat fasziniert die Expertin, die mit ihrem Team die Neugestaltung der Burg sowie die Sonderausstellung konzipiert hat?

Ihr hat es der Lübecker Türzieher angetan, auf dem der Kaiser und die sieben Kurfürsten als Früchte tragender Weinstock miteinander verbunden sind. „Normalerweise verleiht Lübeck das einzigartige Stück nicht“, erklärt Heinemann - und freut sich über die Ausnahme, aber auch über Raritäten wie die beiden Goldenen Bullen.

Es soll jedoch keine ausschließliche Bildungsveranstaltung sein, Feiern ist angesagt: Kinder basteln Königskronen, Musiker und Handwerker in historischen Gewändern sorgen für Abwechslung, zum Tanzen und Plaudern über das Gesehene bleibt viel Zeit. Besucherin Marlene Becker ist sicher nicht die Einzige, die am späten Abend den Wunsch äußert: „Es sollte jedes Jahr ein Burgfest geben.“

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