Brand nahe Dürer-Haus: Wohnungen vorerst unbewohnbar

5.3.2020, 19:51 Uhr
Mit Angriffstrupps von innen und über drei Drehleitern von außen gingen die Einsatzkräfte der Feuerwehr gegen die Flammen vor. Es dauerte bis zum Nachmittag, bevor die Situation unter Kontrolle war.

© Foto: Michael Müller Mit Angriffstrupps von innen und über drei Drehleitern von außen gingen die Einsatzkräfte der Feuerwehr gegen die Flammen vor. Es dauerte bis zum Nachmittag, bevor die Situation unter Kontrolle war.

Das lang gezogene Gebäude hat die Adresse Am Tiergärtnertorplatz 2/ Albrecht-Dürer-Straße 32 – und liegt unmittelbar gegenüber dem historischen Dürer-Haus. Gegen 8.20 Uhr alarmierten Bewohner des Anwesens sowie einige Passanten telefonisch die Integrierte Leitstelle am Hafen, weil in einer rückwärtigen Küche des Anwesens Albrecht-Dürer-Straße 32 ein Feuer entstanden war, so ein Polizeisprecher gestern.

Die Leitstelle setzte sofort zwei Löschzüge mit Einheiten der Feuerwachen 1 (Reuthersbrunnenstraße), 2 (Veilhofstraße) und 3 (Jakobsplatz) in Marsch. Schon auf der Anfahrt konnten die Einsatzkräfte die Rauchsäule über dem Anwesen sehen, berichtete Einsatzleiter Thomas Schertel am Mittag vor Ort.

Flammen wanderten durch die Zwischendecke

Der Küchenbrand hatte sich inzwischen zu einem Wohnungsbrand ausgeweitet. Dennoch konnten die ersten Stoßtrupps die Flammen dort schnell ersticken. Doch das viel größere Problem trat erst jetzt allmählich zutage: Das Anwesen Am Tiergärtnertorplatz 2 ist etwa 500 Jahre alt. Auf bislang unbekannten Wegen gelangten die Flammen aus der Brandwohnung in den Dachbodenbereich des Anwesens Am Tiergärtnertorplatz 2 und breiteten sich in der mehrschichtigen Zwischendecke aus, die den Dachbodenbereich von den Wohnungen im zweiten Obergeschoss trennt.

Die Gaststätte "Zur Schranke" wurde vor allem durch Löschwasser und mit Brandgiften belastetem Brennmaterial in Mitleidenschaft gezogen.

Die Gaststätte "Zur Schranke" wurde vor allem durch Löschwasser und mit Brandgiften belastetem Brennmaterial in Mitleidenschaft gezogen. © ToMa

An diese Brandherde heranzukommen, gestaltete sich für die Einsatzkräfte außerordentlich schwierig. Dass das Jahrhunderte alte, sehr trockene Holz des Fachwerkbaus schnell Feuer fängt, vergrößerte das Problem. Nicht zuletzt mussten die Einsatzkräfte mit der Zeit davon ausgehen, dass zumindest in Teilbereichen des Dachbodens so genannte Fehlböden vorhanden waren, die – einmal vom Löschwasser durchweicht – zu gefährliche Fallen werden konnten.

Üblicherweise geht die Feuerwehr gegen Dachbodenbrände auch von außen über die Dachhaut vor. Bei vielen älteren Gebäuden reicht es, dafür Teile der Dachpfannen zu entfernen, um an Brandherde heranzukommen. Hier allerdings erschwerte die umfassende energetische Sanierung des Gebäudes, die vor rund zwei Jahren durchgeführt worden war, den Einsatzkräften die Arbeit massiv.

Mehrere Schichten aus Dachpfannen, Lattung, Konterlattung, Dampfsperre, Wärmedämmung und Abschlussplatten mussten die unter schwerem Atemschutz arbeitenden Feuerwehrmänner einzeln entfernen oder durchbrechen, um in den Dachraum vorstoßen und dort endlich Löschwasser versprühen zu können. Dies trug dazu bei, dass über Stunden hinweg immer wieder neue Brandherde aufflackerten, sich ausbreiteten und mühsam gesucht und schließlich erstickt werden mussten.

Wohnungen sind aktuell nicht bewohnbar

Am frühen Nachmittag war die Situation endlich unter Kontrolle. Nach Rücksprache mit der Kripo begann die Feuerwehr damit, den Brandschutt aus dem Dachgeschoss zu räumen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Zwischendecke zum zweiten Obergeschoss voll Löschwasser gesogen. Nachdem auch Teile der Dachdeckung sowie vollgesogenes Dämmmaterial auf der Zwischendecke lagen, bestand die Gefahr eines Durchbruchs der Decke.

Die Bewohner der beiden betroffenen Gebäude hatten sich am Vormittag in Sicherheit gebracht, noch bevor die Feuerwehr eintraf. Gegen 17 Uhr konnten sie in Begleitung von Einsatzkräften kurz in ihre Wohnungen gehen, um das Nötigste für die kommenden Tage einzupacken: Beide Gebäude sind durchfeuchtet, die fünf oder sechs Wohnungen dort sind nicht bewohnbar. Die Betroffenen kommen bei Freunden oder Verwandten unter.

Auch das "Gasthaus zur Schranke" im Erdgeschoss dürfte zunächst geschlossen bleiben. Zum einen soll kontaminiertes Löschwasser seinen Weg bis in die Gasträume gefunden haben. Zum anderen liegen große Mengen – ebenfalls mit Brandgiften belasteten – Dämmmaterials vom Dach vor dem Haus. Zur Brandursache will die Kripo in den kommenden Tagen ermitteln. Der genaue Schaden ist noch nicht bekannt, könnte aber im sechsstelligen Euro-Bereich liegen.