„Brozzi“-Garten nach 29 Jahren vor dem Aus

27.4.2011, 07:39 Uhr
„Brozzi“-Garten nach 29 Jahren vor dem Aus

© Eduard Weigert

„Das Problem hatten wir 29 Jahre nicht“, sagt Klaus Dengler und seufzt unüberhörbar. Zusammen mit Nanne Merz und Richard Winter führt er die Geschäfte des „Brozzi“, das Anfang der 80er fränkisch nach dem Spitznamen des inzwischen abgerissenen „Protzpalasts“ der DDR in Ostberlin getauft wurde. Das verlängerte Wohnzimmer für Ökos, Alternative und Alt-Hippies mauserte sich im Laufe der Zeit zum Szenetreff, den junge Familien ebenso zum Brunchen besuchten wie politisch anders und betont sozial denkende Leute, die nicht nur aus dem Umfeld der Rosenau kamen.

Zu den Aushängeschildern der Szenekneipe gehörten in den wärmeren Monaten auch die beiden Außenschankflächen. Mehr als die fünf Tische an der Straße war der begrünte Hof eine lauschige, windgeschützte Attraktion, wo Besucher gern abends etwas länger saßen und plauderten. „Ohne dass sich je einer beklagt hat“, wie Nanne Merz beteuert.

Mit Rücksicht auf die Nachbarschaft lief draußen auch keine Musik. Dennoch tauchte im vergangenen Sommer erstmals eine Polizeistreife im „Brozzi“ auf, weil Anwohner sich beschwert hatten. Was sich danach mehrfach wiederholte, was nachdenklich stimmte. Über Umwege erfuhr Winter, dass ein junges Ehepaar in die Nachbarschaft gezogen war, das angeblich Frühschicht arbeiten muss und sich vom Gartenbetrieb gestört fühlte.

Genehmigung fehlt

Das Problem: Weil das „Balazzo Brozzi“ anfangs als Frühstückscafé nur bis 21 Uhr geöffnet war (seit gut zehn Jahren bis 23 Uhr), ist nie offiziell eine Außenschankfläche beantragt worden. Wegen der Nachbarprobleme muss dies nun nachgeholt werden. Eine Anfrage beim Ordnungsamt endete inzwischen aber mit einem zwiespältigen Ergebnis: Wegen des „sensiblen Wohnumfeldes“, so Dengler, hat das Ordnungsamt klar gemacht, dass es für den „Hofgarten“ keine Erlaubnis und auf keinen Fall eine verlängerte Genehmigung bis 22 Uhr geben kann. Weil es sich rechtlich um ein Mischgebiet handelt, stehen dagegen die Chancen relativ gut, dass es für die fünf Tische an der Straße ein Plazet der Stadt geben wird, sagt Daniel Ulrich von der Bauordnungsbehörde.

Für Dengler, Merz und Winter ist diese Mitteilung trotzdem ein schwerer Schlag. Gerade da mehrere Kneipen in der Umgebung (wie das Café Kiosk in der Rosenau) weit mehr Biergartengarnituren anbieten können, fürchten sie um ihre Konkurrenzfähigkeit. Weil es angesichts der langen Sommerpause während der kompletten Schulferien unterm Strich „um etwa 20 Abende im Jahr“ gehe, hoffen sie, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Auf alle Fälle will das „Brozzi“-Team mit den Nachbarn reden, um einen Kompromiss zu erzielen. Bisher sei es ihnen aber nicht gelungen, mit den Beschwerdeführern Kontakt aufzunehmen. Freiwillig ist deshalb draußen bis auf weiteres um 19 Uhr Feierabend — nur die Raucher dürfen danach noch in die wetterfester „Qualmer-Hütte“.

Mehr Informationen über das Balazzo Brozzi in unserer Rubrik Essen und Trinken!

Verwandte Themen


9 Kommentare