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Corona-Effekt? Bayerische Regionalzüge werden immer besser

7.5.2021, 06:00 Uhr
Sauberer und mit besserem Service: Die Qualität in bayerischen Regionalzügen ist auf ein Allzeithoch gestiegen.

© Patrick Pleul Sauberer und mit besserem Service: Die Qualität in bayerischen Regionalzügen ist auf ein Allzeithoch gestiegen.

Die Servicequalität im bayerischen Regionalverkehr hat 2020 ein Allzeithoch erreicht. Laut Jahresranking 2020 der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) erzielten die 31 bewerteten bayerischen Regionalverkehrsnetze in diesem für den Schienenpersonennahverkehr besonderen Jahr auf einer Skala von -100 bis +100 Punkten im bayernweiten Durchschnitt 45,65 Punkte. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies rund 15 Punkte mehr (Jahresranking 2019: 30,25 Punkte).

Die BEG, die den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert, überprüft regelmäßig die Leistungen der bayerischen Eisenbahnverkehrsunternehmen in Sachen Sauberkeit, Komfort und Kundenorientierung.

Die einzelnen Netze werden mit Hilfe von externen Testern und Fahrgastbefragungen bewertet. Die Pünktlichkeitswerte fließen nicht in das Ranking zur Servicequalität ein. Sie werden in einem gesonderten Messsystem ermittelt und zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

Anforderungen übertroffen

28 von 31 Netzen übertrafen im Berichtsjahr die Mindestanforderungen der BEG; lediglich drei Netze verbuchten eine negative Punktzahl und blieben damit hinter den Erwartungen der BEG zurück.

Tabellenführer ist das Netz Kahlgrund, das gegenüber dem Vorjahr rund 18 Punkte gut machen konnte und im Berichtsjahr 97,38 Punkte erreichte (2019: 79,46 Punkte).

Der bisherige Spitzenreiter, das Netz Agilis-Nord in Oberfranken, landete mit 96,71 Punkten auf dem zweiten Platz (2019: 100 Punkte). Das Netz Kissinger Stern komplettiert das Podest auf Platz 3 mit 92,39 Punkten (2019: 98,31 Punkte).

"Während der Corona-Krise waren saubere Züge und Kundenorientierung so wichtig wie nie zuvor", sagt die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. "Deshalb freue ich mich, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr so gute Arbeit geleistet haben und die Fahrgäste diese Anstrengungen auch anerkennen."

Deutliche Punktgewinne

24 Netze verzeichnen teils erhebliche Punktgewinne. Häufig fielen die Beurteilungen gleich über mehrere Kriterien hinweg besser aus als im Vorjahr.

Sechs Netze konnten jeweils um mehr als 30 Punkte zulegen, darunter die Netze München-Nürnberg-Express/Ringzug West (plus 34,39 Punkte), Main-Spessart-Express (plus 32,39 Punkte), Dieselnetz Allgäu Los 2 (plus 31,67 Punkte), Dieselnetz Allgäu Los 1 (plus 30,90 Punkte) und Regio Allgäu-Schwaben (plus 30,16 Punkte).

Den größten Punktgewinn erzielte das Netz Fugger Express: 2019 noch mit -15,18 Punkten am unteren Tabellenrand platziert, konnte das Netz im Berichtsjahr über 50 Punkte gut machen. Mit 38,53 Punkten reiht es sich jetzt auf Platz 19 in der Tabelle ein.

Rund 10 Punkte abgeben musste das Netz Linienstern Mühldorf. Es wird jetzt mit 32,66 Punkten bewertet (Vorjahr: 42,68 Punkte) und rutscht damit in das letzte Drittel der Tabelle ab.

Das Netz Alex-Nord und -Süd, im Vorjahr mit -29,40 Punkten noch Tabellenletzter, konnte dagegen deutlich hinzugewinnen (plus 29,31 Punkte) und bleibt mit einer Bewertung von -0,09 Punkten nur ganz knapp unter den Mindestanforderungen der BEG.

Schlusslicht im Servicequalitätsranking 2020 ist das Dieselnetz Ulm. Das Netz konnte zwar 6,22 Punkte gegenüber dem Vorjahr gut machen, landet aber mit -14,24 Punkten dennoch auf Platz 31.

"Die Richtung stimmt. Die Ergebnisse unseres Rankings bestätigen einmal mehr, dass die bayerischen Bahnen mit viel Engagement an der Qualität ihres Angebots arbeiten", erläutert Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG.

Weniger Menschen unterwegs

"Natürlich geht ein Teil der Qualitätsverbesserungen auf die deutlich gesunkenen Fahrgastzahlen wegen der Corona-Pandemie zurück. Wenn weniger Menschen unterwegs sind, wirkt sich das unter anderem positiv auf die Sauberkeit in den Zügen aus. An der Aussagekraft der Daten hat sich dagegen nichts geändert."

Im Rahmen ihres Messsystems zur Servicequalität beurteilt die BEG bayernweit einheitlich seit 2008 Leistungskriterien, die unmittelbar in der Verantwortung der Eisenbahnverkehrsunternehmen liegen. Berücksichtigt werden die Sauberkeit der Fahrzeuge, die Fahrgastinformation, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Serviceorientierung der Zugbegleiter und die Kundenorientierung bei Beschwerden.

Die Ergebnisse der Messungen haben unmittelbare finanzielle Auswirkungen auf die Betreiber der jeweiligen Netze. Erreicht ein Unternehmen den Wert Null, sind die Erwartungen der BEG gerade erfüllt. Wer darüber liegt, erhält eine Bonuszahlung, wer Minuspunkte verzeichnet, zahlt Strafe (+100 Punkte = maximaler Bonus, -100 Punkte = maximaler Malus).

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