DER STANDPUNKT: Einsame Kindheit im Überfluss

9.3.2017, 19:16 Uhr

Studien beweisen es immer wieder aufs Neue: Eltern stehen enorm unter Druck. So antworteten 2015 bei einer Forsa-Erhebung etwa 60 Prozent der Mütter und Väter auf die Frage, was sich in den vergangenen 30 Jahren verändert habe, dass die Erwartungen heute höher seien. Die Mehrheit der Eltern erklärte, sie machte sich bei der Kindererziehung selbst den meisten Stress.

Gut situiert, optimal geförderte Kinder, Mütter, die nicht nur gute Mütter sind, sondern sich engagieren, erfolgreich im Job sind und im Idealfall auch noch gut aussehen sollen. Und auch den Vätern wird (zum Glück) längst mehr als nur die Rolle des Versorgers zugeschrieben. Das kostet zusätzlich Kraft in einem ohnehin dichten und anstrengenden Leben mit Kindern. Da wird dem Kind dann schon mal lieber der Fernseher angestellt als ein Buch vorgelesen. Was so schlimm nicht wäre, wäre es in manchen Familien nicht die Regel. Da werden Medien zum idealen Babysitter, und der Teenager gibt Ruhe am Tablet.

Dabei unterschätzen Eltern die enorme Bedeutung, die sie selbst für ihre Kinder haben. Zeit macht Kinder nachhaltig glücklich — und nicht das neue Smartphone. Mehr noch: Liebe prägt und macht aus geliebten Kindern später Erwachsene, die Empathie schenken können.

Wo Kinder aber vergessen, mit Reizüberflutung abgespeist und mit Wohlstand überflutet werden, statt in den Arm genommen und wirklich wahrgenommen zu werden, ist das die Aussaat eines im wahrsten Sinne des Wortes asozialen Lebens. Wie sollen Kinder soziale Kompetenz erlernen, wenn sie diese in ihrer nächsten Umgebung nicht erfahren?

Am Ende liegt die Lösung bei den Eltern und der Erkenntnis: Unsere Kinder haben nur eine Kindheit. Und die ist wichtiger als alles andere.

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