Die Basis zählt

25.1.2019, 20:23 Uhr
Die Basis zählt

© Foto: Wolfgang Heilig-Achneck

Die deutsch-französische Freundschaft zu pflegen und auszubauen das versprachen sich vor ein paar Tagen in Aachen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Gelebt und getragen aber wird das Verhältnis "an der Basis" – wie am selben Abend in der Nürnberger Veit-Stoß-Realschule. Frankreich-Freunde und hier ansässige Franzosen feierten den Tag der deutsch-französischen Freundschaft – und zu diesem Anlass auch speziell die Städtepartnerschaft mit Nizza – weniger mit beschwörenden Ansprachen als mit Musik, Tanz und angeregten Gesprächen.

"Leider können wir noch nicht nachspielen, was in Aachen passiert, denn das läuft ja noch", gaben Alexia Terranova und Andreas Krebs zu bedenken. Als Moderatoren des Abends bewährten sich die beiden Zehntklässler in abwechselnd beiden Sprachen. Dafür luden Jugendliche aus einer achten Klasse zu einer kleinen Zeitreise ein: Sie stellten sich vor, wie es zugegangen sein könnte, als eine Familie 1963 der Radioreportage über den Abschluss des Elysée-Vertrags zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer lauschte.

Die Basis zählt

© Foto: Wolfgang Heilig-Achneck

"Das war und ist alles nicht selbstverständlich", betonte Christiane Amiel-Dinges, die als Stadträtin aus Nizza auch offizielle Grüße überbrachte – und mit Extra-Applaus bedacht wurde. Denn ihr inzwischen langjähriges und beharrliches Engagement für die Verständigung und die Städtepartnerschaft hatte ihr Ende November das Bundesverdienstkreuz eingebracht. Der deutsche Generalkonsul an der Côte d‘Azur verlieh ihr die Ehrung im Deutsch-Französischen Kulturzentrum an der Promenade des Anglais – das es ohne die gebürtige Saarländerin kaum geben würde.

Gegründet wurde es nicht zuletzt, um der Zurückdrängung des Deutschunterrichts im französischen Schulwesen etwas entgegenzusetzen. "Macron hat zwar eine Kehrtwende angekündigt, um Deutsch wieder regelmäßig anzubieten, die Umsetzung lässt aber auf sich warten", bedauert die Stadträtin.

Eine echte Herausforderung bleibt indes die finanzielle Absicherung des Zentrums auf längere Sicht. Weil die Räume mit Sprachkursen, Konzerten und Lesungen zwar gut belegt, aber die Kapazitäten nicht ausgereizt sind, sollen eventuell weitere Nutzer ins Boot geholt werden. Und für die Idee, das Kulturzentrum auch zu einer Art "Nürnberger Haus" zu machen, fehlen an der Pegnitz die Förderer mit dem nötigen Kleingeld.

Dass zu den Zielen des neuen Aachener Vertrags – neben mehr Kooperation in Wirtschaft, Außenpolitik und Verteidigung – auch eine "Bildungsgemeinschaft" gehört, findet Bürgermeister Klemens Gsell als Verantwortlicher für das Nürnberger Schulwesen natürlich nicht schlecht. Doch schon 1963 war die gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen noch recht vage angepeilt worden – und die Probleme sind bis heute nicht überwunden. "Und es wäre schön, wenn es auch an den Universitäten in unserer Region gemeinsame Abschlüsse gäbe", wünscht er sich.

Schnell greifbare Ergebnisse könnte dagegen der in Aussicht gestellte Fonds zur Förderung der Städtepartnerschaften bringen. "Gut so", lobt Honorarkonsul Matthias Everding, "die sind schließlich der Kern des deutsch-französischen Projekts."

Buchstäblich Power steckt ganz aktuell in einem gemeinsamen Solarenergieprojekt auf der Veit-Stoß-Realschule und dem Lycée du Parc Impérial in Nizza: Was die Anlagen auf den Dächern liefern, soll den Schülerinnen und Schülern Anstöße zu einem vielseitigen Austausch auch darüber hinaus geben – ob auf Französisch, auf Deutsch oder auch Englisch.

Die Basis zählt

© F.: Hahn

Regen Zuspruch fand unterdessen eine echte Premiere: Unter der Regie des Vereins zur Förderung der Partnerschaft mit der südchinesischen Boom-Metropole Shenzhen machten rund 40 Künstler und Kunsthandwerker auf einer Europatournee auch Station in Nürnberg. Auf einem kleinen Markt im Heilig-Geist-Haus am Hans-Sachs-Platz boten sie ein breites Spektrum – von Kalligraphie über geschmiedetes Silber bis zur vollendeten Tee-Zeremonie.

 

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