Die Hummel sticht alle aus

27.3.2017, 08:00 Uhr
Die Hummel sticht alle aus

© Rurik Schnackig

Beim Pressetermin im Klassenzimmer der Mittelschule Hummelsteiner Weg spricht der Berichterstatter die Schüler mit "Kollegen" an. Und das ist gar nicht so abwegig. Denn das, was die Fünft- bis Zehntklässler da zweimal im Jahr herausgeben, ist schlichtweg beeindruckend.

Gerade blättern sie nochmals - ganz Profis - die letzte Ausgabe durch und merken selbstkritisch an, was sie für besonders gelungen halten und wo sie noch Verbesserungsbedarf sehen. Sie haben es sich nicht leichtgemacht. "Flucht aus Angst - Eine kranke Welt" heißt der Titel, der sich sich auf den 30 Farbseiten widerspiegelt.

Da gibt es eine anschauliche Info-Grafik, die zeigt, aus welchen Ländern Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Da werden Vorurteile gelistet - und entkräftet. Und da gibt es eine Fotostory über den Neuzugang Achmet, der erst mal Mobbing-Attacken innerhalb seiner neuen Klasse aushalten muss, bevor er letztlich in die Clique aufgenommen wird.

Doch es sind nicht nur Layout, Themen und Artikel, die diese Zeitung zu etwas Besonderem machen. Hier schreiben junge Menschen über Situationen, die sie selbst täglich unmittelbar erleben, über Schicksale, die sie am eigenen Leib erfahren mussten.

Rawan etwa. Die Schülerin aus der neunten Klasse berichtet offen, wie ihre Flucht aus Bagdad mit ihrer Familie gelaufen ist. Auf dem Weg nach Deutschland mit ihrer Familie war die damals Elfjährige drei Tage lang mit drei fremden Männern allein. Die Eltern sollten einen anderen Weg gehen. "Mir ist nichts passiert", schreibt die Schülerin, "aber ich hatte große Angst." Auch ihr schlimmstes Erlebnis teilt sie den Lesern mit: wie beim Einkaufen plötzlich eine Bombe einschlug. "Dann lag plötzlich ein Kopf neben mir. Ich habe nur noch geheult."

Im Gespräch heute merkt man der 16-Jährigen davon nichts mehr an. Sie wirkt selbstbewusst und neugierig. Die Redaktionsarbeit für die Hummel-News macht ihr großen Spaß.

Das bestätigen alle aus dem 13-köpfigen Team. Auch wenn Chefredakteurin und Lehrerin Gabi Weber ihre Crew schon mal antreiben muss. "Da kommt dann vor Redaktionsschluss per WhatsApp eine Nachricht, wo der Artikel bleibt", erzählen die Schüler lachend.

Wenn es ans Layout geht, können sie mit weiterer Unterstützung rechnen. Gabi Webers Mann steht hier professionell zur Seite. Dieses Gesamtpaket an Engagement wird auch außerhalb der Schule wahrgenommen. Das schlägt sich in den Hummel-News in Form von Werbeanzeigen nieder und das wird vor allem an den Auszeichnungen deutlich, mit denen die Zeitung bereits überhäuft wurde. Bayernweit und deutschlandweit. Jüngst war die Hummel-Redaktion in München, um den begehrten Preis "Die Raute" entgegenzunehmen.

Lehrer müssen mehr zahlen

Der Preis für die Zeitung ist übrigens nicht einheitlich, wie Vanessa sagt: "Schüler zahlen einen Euro, Lehrer zwei Euro - die haben mehr Geld."

Das Logo der Zeitung ist - nicht überraschend - eine Hummel. Aber nicht irgendeine: Das Insekt schaut sehr entschlossen drein, etwas kämpferisch. Und wenn es nötig ist, kann sie durchaus den Stachel zeigen. Echter Journalismus muss ja auch mal schmerzhaft berühren.

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