Die Nerven liegen blank: Nächste Woche bleiben die Schulen zu

12.3.2021, 17:01 Uhr
Ministerpräsident Markus Söder (2. v. li, CSU) und Oberbürgermeister Marcus König (re., CSU) verfolgen im Sigena-Gymnasium die Durchführung eines Corona-Schnelltests von Marcel Weißenfels (li.), Notfallsanitäter, an Michael Gorgs, Lehrer am Sigena-Gymnasium. 

© Daniel Karmann, dpa Ministerpräsident Markus Söder (2. v. li, CSU) und Oberbürgermeister Marcus König (re., CSU) verfolgen im Sigena-Gymnasium die Durchführung eines Corona-Schnelltests von Marcel Weißenfels (li.), Notfallsanitäter, an Michael Gorgs, Lehrer am Sigena-Gymnasium. 

„Es tut mir wirklich, wirklich leid, dass ich euch das sagen muss“, die Stimme der jungen Lehrerin zittert, „ihr müsst . . . also nächste Woche seid ihr wieder Zuhause.“ Danach ist es für einige Sekunden ungewohnt still, im Klassenzimmer der 3b. „Lauter traurige Gesichter“, sagt die Lehrerin anschließend immer noch sichtlich erschöpft. „Zum Glück hat niemand geweint - ich hätte glatt mitgeweint. Wie lange machen wir das noch mit?“

Denkbar knapp

Die Nachricht am Freitag war eine emotionale Bombe. 100,3. Ein Ergebnis wie bei einem Clubspiel: Denkbar knapp - aber in letzter Minute verloren. Die Stadt schließt in der kommenden Woche die Schulen. „Auch die Kitas kehren zum Notbetrieb zurück. "Die geltende Bayerische Infektionsschutz-Maßnahmenverordnung gibt uns hier keinen Spielraum", sagt Britta Walthelm zur aktuellen Situation. "Liegt der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert am Freitag über 100, müssen Schulen zum Distanzunterricht zurückkehren“, erklärt Nürnbergs Gesundheitsreferentin. Erst am kommenden Freitag wird neu entschieden. Neben den Grund- und Förderschulen bleiben deshalb auch die weiterführenden Schulen zu, die eigentlich am Montag wieder öffnen sollten.

Diese Meldung hat am Freitag auch eine Pressekonferenz mit Ministerpräsident Markus Söder überholt. Dieser wollte gegen Mittag an Nürnbergs Sigena-Gymnasium ursprünglich im Schwerpunkt über die Testmöglichkeiten an Nürnbergs Schulen sprechen. Angesichts der erneuten Schulschließung gerieten die Stationen aber zunächst in den Hintergrund.

Das ist die dritte Welle

„Die dritte Welle ist da“, sagt Söder im Pausenhof der Schule in die Kameras und Mikrofone, „die Mutationen nehmen zu und übernehmen fast das ganze Infektionsgeschehen.“ Schule sei Teil dieses Infektionsgeschehens, weshalb es entscheidend für die Sicherheit sei, die Schulen in Nürnberg - Abschlussklassen ausgenommen - nächste Woche zu schließen.

Dennoch sei, so schlägt Oberbürgermeister Marcus König den Bogen zum eigentlichen Kern des Gesprächs, das „Testen“ ein wichtiger Baustein, um möglichst schnell wieder in die Normalität zurück zu kommen. Die Stadt werde ab nächster Woche sowohl in der Sebalder als auch in der Lorenzer Altstadt eine Teststelle einrichten. Für Schüler der Abschlussklassen, so sagt Schulreferentin Cornelia Trinkl, sei im Testzentrum in der Nunnenbeckstraße beim Roten Kreuz eigens eine „Schnellspur“ aufgemacht worden.

Am Sigena Gymnasium stehen zwei Klassenräume zur Verfügung, in denen Schüler und Lehrer sich von Mitarbeitern des Roten Kreuz testen lassen können - wenn die Schulen dann wieder öffnen. Der Test sei generell für die Schüler zumutbar, weil er nur zwei bis drei Zentimeter in die Nase gehe, sagt Söder. Die Selbsttests sollen auch kommen. Aber kaum mehr vor den Osterferien.

Lehrern wird immer mehr aufgeladen

Aus Sicht der Lehrer sieht Sandra Schäfer das Aktuelle Vorgehen mit Skepsis: „Den Lehrern wird immer mehr zugemutet“, sagt die Verbandsvorsitzende des Nürnberger Lehrer- und Lehrerinnenvereins, „sie müssen nun administrative Arbeit übernehmen: Termine vereinbaren, Eltern und Schüler überzeugen, wie wichtig die Tests sind, Räume buchen und Sicherheitsvorkehrungen treffen.“

Die Nachricht sei ein Schock gewesen. „Wieder alles umorganisieren, wieder alle benachrichtigen. Da liegen die Nerven blank“, sagt Schäfer. Zumal die Lehrer oft auch den Ärger der Eltern abbekommen. Die stört vor allen Dingen das Hin und Her. Viele Eltern seien schon so weit, einen Distanzunterricht bis Ostern zu akzeptieren, „nur um Sicherheit zu haben“.

Nur der Hausmeister ist geimpft

Angesichts des aktuellen Wertes sieht jedoch auch sie keinen Ausweg - zumal die Lehrer in Nürnberg „nur in einem ganz geringen Umfang“ geimpft sind. Es gebe Schulen, an denen der Hausmeister der einzige sei, der geimpft ist. „Wir haben also keine andere Wahl, wir müssen das ernst nehmen.“

In den Sozialen Medien ist die Kommentarfunktion derweil ein Ventil für Eltern, die am Ende ihrer Kräfte angekommen sind. „Was für ein Kasperltheater“, schreibt jemand. Oder: „Das Ganze wird zunehmend absurd - worauf dürfen wir denn noch hoffen?“

Der nächste Freitag wird wieder ein Schicksalstag. Dann wird der erneute Wert Ausschlag darüber geben, wie es weiter geht. Um die Nerven von Eltern, Lehrern und Schülern wird es bis dahin kaum besser bestellt sein.

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