Podcast mit Eser Polat

"Ehrliche Debatte über Integration und Zuwanderung ist nötig"

8.3.2023, 19:35 Uhr

Eser Polat ist Landtagskandidat der FDP für den Stimmkreis Nürnberg Süd/Schwabach. Seine geringe Aussicht, im Herbst in den Landtag einziehen zu können sowie die schlechten Umfragewerte der FDP schrecken ihn, sagt er selbstbewusst im Podcast "Horch amol", nicht ab. Er möchte vielmehr daran mitwirken, den Diskurs in unserer Gesellschaft wieder zum Normalzustand werden zu lassen.

AfD wurde der Boden bereitet

Das geht nicht von heute auf morgen, weiß auch Polat, dennoch möchte er auf dem Weg dorthin möglichst vielen Menschen seine Ideen und Vorstellungen einer zukunftsorientierten Politik nahebringen und natürlich auch diskutieren. Trotz – oder gerade wegen seines Migrationshintergrunds fordert der Rechtsanwalt eine Diskussion über Zuwanderung und Integration, die auch die Ängste und Sorgen der deutschen Bevölkerung ernst nimmt. Ein reines Lagerdenken in links oder rechts hilft aus seiner Sicht nicht weiter.

Dabei entlässt Polat auch seine Partei nicht aus der Verantwortung. Er habe bereits vor über zehn Jahren auf die möglichen gesellschaftlichen Verwerfungen durch Zuwanderung hingewiesen. Dass die "etablierten" Parteien sich damit nicht beschäftigten wollten, habe der AfD den Boden bereitet, meint Polat. Wichtig ist ihm dabei, zwischen der "humanitären Hilfe" und der Zuwanderung zu unterscheiden. Das Recht auf Asyl oder die Gewährung von subsidiärem Schutz stehen aus seiner Sicht nicht in Frage.

"Monokulturelle" Südstadt

"Aber derzeit kann jeder kommen", so der 44-Jährige und schiebt nach: "Wir brauchen jedoch eine gesteuerte Zuwanderung, die nützlich ist." Was er damit meint, erläutert er am Beispiel der Nürnberg Südstadt, wo er aufgewachsen ist. "In meiner Kinderzeit war das multikulturell. Da haben Türken, Spanier, Italiener, Serben, Kroaten und andere mehr neben- und miteinander gelebt", erinnert sich Polat. Heute sei die Südstadt dagegen "monokulturell". Wenn er heute durch die Südstadt läuft, um seine Mutter zu besuchen, empfindet er die Straßenzüge als "türkisch, islamisch, arabisch".

Starker Tobak von einem Mann, der durchaus stolz auf seinen Migrationshintergrund ist. Eser Polat möchte jedoch erreichen, dass sich die Gesellschaft die Frage stellt: "Was hält uns im Innersten zusammen?". Für ihn ist das "Freiheitlichkeit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit". Wenn sich alle Bewohner Deutschlands auf diesen "harten Kern" einigen, könne man "flexibel drumherum agieren".

Nicht nur links oder rechts

Zuwanderung und Integration sei eben mehr, als "Sprache lernen, sich an Gesetze halten und seinen Lebensunterhalt selbst finanzieren", gibt er zu bedenken. Deshalb schreckt Polat auch nicht vor einem Wort wie "Leitkultur" zurück. Diese müsse nur richtig interpretiert werden, so seine Meinung. Wenn es um die Zuwanderung geht, hat er das Gefühl, es gäbe nur links oder rechts. Ihm geht es aber um eine Diskussion, um zu einem Mittelweg zu kommen, den die große Mehrheit mittragen kann.

Keineswegs verloren gegangen ist bei Eser Polat der Markenkern der FDP. So spricht er sich gegen ein Tempolimit aus, weil er von Verboten nichts hält, sondern lieber an "Vernunft und Eigenverantwortung" appelliert. Beim Klimawandel habe die FDP natürlich "den Schuss gehört", aber auch hier sei ihm nicht nur eine intakte Natur für die nächsten Generationen wichtig, vielmehr will er auch Rahmenbedingungen schaffen, innerhalb der sich die Menschen frei entwickeln können.

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