Ein Boulevard auf dem Wasser

3.10.2012, 11:00 Uhr
Ein Boulevard auf dem Wasser

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„Man kann jetzt ein Stück weit über das Wasser gehen“, freute sich Finanzminister Markus Söder, der in seiner früheren Funktion als Umweltminister das Projekt „Wasserwelt Wöhrder See“ auf den Weg gebracht hatte. Mit dem 200 Meter langen und 2,2 Millionen Euro teuren Steg wird der gefährliche Engpass zwischen Fahrradfahrern und Fußgängern am Sebastianspital entschärft.
 

Das attraktive Bauwerk aus Stahl nützt aber nicht nur den Erholungssuchenden. Es dient auch zur Verbesserung der Wasserqualität: An der Trägerkonstruktion des Stegs sind Strömungslenker angebracht. Sie sollen die Strömungsgeschwindigkeit der Pegnitz erhöhen, damit die Verlandung des Sees mit Schwebstoffen verhindert wird. Der Wöhrder See wurde als Hochwasserschutz für die Stadt Nürnberg angelegt und 1981 in Betrieb genommen. Laut Ulrich Fitzthum, Leiter des Wasserwirtschaftsamts, wurden nur 18 Monate benötigt, um die Idee des Boulevards tatsächlich auch umzusetzen.



Umweltminister Marcel Huber erklärte die Notwendigkeit, den unteren Wöhrder See zu modernisieren mit der folgenden Ursachenkette: Die Aufstauung des Sees vor über 30 Jahren verminderte die Fließgeschwindigkeit der Pegnitz. Daraus entstand eine verringerte Schleppkraft des Wassers und immer mehr Schwebstoffe blieben liegen. Die Wassertiefe nahm im Laufe der Jahre ab und die Sonne konnte deshalb das Wasser stärker erwärmen. Wärmeres Wasser war ideal für das Wachstum der Pflanzen. Die Wasserqualität sank durch die verfaulenden Pflanzen und es entstanden vermehrt Faulgase, die vor allem im Sommer zu riechen waren. Die Verlandung nahm stetig zu. Um die Probleme zu beheben, hätte der See auch komplett ausgebaggert werden können. Das lehnten Söder wie Huber ab. „Wir wollen eine nachhaltige Lösung. Die Natur soll es selber machen“, sagte Huber.

Durch Einbauten von Strömungslenkern aus Stahl wie beim Steg und bei den geplanten künstlichen Inseln soll die Fließgeschwindigkeit der Pegnitz erhöht werden. Vor allem bei Hochwasser oder starkem Regen würden dann die Sedimente im Wöhrder See von der Pegnitz wieder mitgenommen werden.



Bei der Einweihung des Stegs wurde fast alles aufgeboten, was für eine solche Veranstaltung möglich ist: Das Bauwerk wurde gesegnet, es spielte eine Band, Kinder aus dem Kindergarten Dr. Gustav-Heinemann-Straße schwenkten Fähnchen und die Minister durften ein weiß-blaues Band durchschneiden. Söder forderte dabei Fitzthum auf, wenn er mehr Geld beim weiteren Ausbau der „Wasserwelt Wöhrder See“ benötige, dann solle er sich nur an den zuständigen Minister Huber wenden. „Er bekommt dann mehr Geld“, versprach der Finanzminister.

OB Ulrich Maly lobte, dass Nürnberg wieder eine Stadt am Fluss werde. Seit fast 100 Jahren habe sich die Stadt vom Wasser abgeschottet. „Die Pegnitz wurde den Menschen entzogen“, sagte Maly. Das werde jetzt geändert. Der OB versprach, dass der modernisierte Wöhrder See kein Ballermann werde: „Wir wollen keine neuen Nutzungen, sondern nur die bestehenden besser abwickeln.“ In Richtung Landesregierung sagte Maly, dass er auf Förderung der geplanten Umweltstation durch den Freistaat hoffe.

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