Bei schweren Verhältnissen

Eine Hilfe fürs Leben: SOS-Kinderdorf Nürnberg feiert Doppeljubiläum

12.8.2021, 14:03 Uhr
Im Berufsaufsbildungszentrum des SOS-Kinderdorfs Nürnberg werden Jugendliche während der Ausbildung sozialpädagogisch unterstützt. In der Schreinerei ist Maßarbeit gefragt. 

© Stefan Hippel, ARC Im Berufsaufsbildungszentrum des SOS-Kinderdorfs Nürnberg werden Jugendliche während der Ausbildung sozialpädagogisch unterstützt. In der Schreinerei ist Maßarbeit gefragt. 

SOS-Kinderdorf? Das sind doch die mit den Waisenkindern, oder? Solche Fragen bekommen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Nürnberg immer wieder zu hören. Waren es in den Anfangsjahren vor allem Waisenkinder, die in einem SOS-Kinderdorf lebten, gibt die kontinuierlich gewachsene Organisation heute hauptsächlich Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Familienverhältnissen ein neues Zuhause. Inzwischen reicht das Spektrum von Jugendwohngemeinschaften über einen Pflegekinderdienst bis hin zum Mehrgenerationenhaus in Schweinau und verschiedenen Angeboten, um Kinder betreuen zu lassen.

In Nürnberg ging alles vor mehr als 40 Jahren los. Seine erste Jugendwohngemeinschaft eröffnete der SOS-Kinderdorf-Verein 1978 in Langwasser. Damals war freilich noch nicht abzusehen, wie facettenreich das Angebot einmal werden würde. Heute umfasst das SOS-Kinderdorf Nürnberg das Berufsausbildungszentrum und zahlreiche weitere Angebote der Jugendhilfe in Nürnberg, Fürth und Erlangen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen und zu begleiten.

Lange Tradition

In diesem Jahr stehen gleich zwei Jubiläen an: Die Kindertagesstätte "Die Rennmäuse" feiert ihren 25. Geburtstag. Vor fünf Jahren ist sie vom namensgebenden Rennweg in die Klingenhofstraße 6 gezogen. Hier werden sowohl Kinder aus dem Stadtteil als auch die Kinder der Azubis und Mitarbeitenden in zwei Krippen- und einer Kindergartengruppe betreut. Das SOS-Berufsausbildungszentrum am Nordostbahnhof hat sogar noch zehn Jahre mehr auf dem Buckel und ist gerade 35 Jahre alt geworden. Seit 1986 ist es ein wichtiger Anlaufpunkt für junge Menschen im Übergang von der Schule in den Beruf.

In Kooperation mit der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und dem Jugendamt fördert das SOS-Berufsausbildungszentrum Jugendliche und junge Erwachsene, die auf dem sogenannten ersten Ausbildungsmarkt keine Chancen haben. Oft sind es erhebliche Bildungslücken, fehlende Reife oder auch unglückliche Lebensumstände, die einen jungen Menschen daran hindern, eine Ausbildung zu starten und erfolgreich zu absolvieren. Ob Handwerk, Industrie oder Dienstleistung: In den Werkstätten ist das Berufsspektrum breit gefächert - vom kaufmännischen Bereich über den Garten- und Landschaftsbau bis hinein in die Bereiche Metall, Holz, Farbe und Gastronomie.

Alle nah beisammen

Ein großer Vorteil des Zentrums in der Klingenhofstraße: Sozialpädagogen, Lehrer und Ausbilder sind alle direkt vor Ort, wie Bettina Breitinger, die den Bereich der Jugendberufshilfe zusammen mit Wolfgang Lutz leitet, erklärt. Häufig beherrschen Azubis ihr Handwerk zwar schon recht ordentlich, es hapert aber an den schulischen Leistungen. Ist das der Fall, sollen sie die Unterstützung erfahren, die sie benötigen.

Ausbilder Swen Buchberger kann an den Standwänden sofort erkennen, in welchem Lehrjahr sich die angehenden Maler und Lackierer gerade befinden. Er betont, dass es nicht nur darum gehe, dass die jungen Erwachsenen ihre Ausbildung erfolgreich absolvieren, sondern sich auch persönlich weiterentwickeln. Ein elementarer Schritt auf dem Weg zum ersten Arbeitsmarkt. Auch Thilo Schöllhorn weiß, wie viel Arbeit die Jugendlichen für ein in Auftrag gegebenes maßgeschneidertes (Möbel-)Stück investieren müssen. "Das hat seinen Preis, aber auch Qualität", betont der Ausbilder in der Schreinerei. Rund 80 Stunden fallen am Ende der Ausbildung alleine für das Gesellenstück an.

Im Berufsausbildungszentrum werden derzeit bis zu 250 junge Frauen und Männer ausgebildet und sozialpädagogisch unterstützt. Das Angebot beinhaltet neben einer Ausbildung in den eigenen Werkstätten auch berufsvorbereitende Maßnahmen, Aktivierungshilfen und die Ausbildung in einem Kooperationsbetrieb.

Mehr Informationen unter www.sos-kinderdorf-nuernberg.de

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