Einzigartig: Entsteht so der Journalismus der Zukunft?

21.6.2018, 10:55 Uhr
Einzigartig: Entsteht so der Journalismus der Zukunft?

© Foto: M. Matejka

Wie die Zukunft des Journalismus’ aussehen könnte, davon hat Thomas Kaspar eine klare Vorstellung. Er ist Chefredakteur bei Ippen Digital, einem Medienunternehmen, das unter anderem für die Webseiten von Münchner Merkur und TZ zuständig ist. Joachim Braun, ehemaliger Chefredakteur der Frankfurter Neuen Presse, lässt sich auf der Bühne des Forum Lokaljournalismus die neue Herangehensweise erklären.

Kaspar und seine Teams versuchen, das Netz nach den wirklich interessanten Geschichten für die Nutzer zu durchsuchen. Grob gesagt funktioniert das so: Die Digitalredaktion analysiert, welche Inhalte bei ihren Online-Kunden am besten ankommen. Zu Themen, die auf große Resonanz stoßen, wird zukünftig mehr Inhalt angeboten. Das sorgt für eine größere Reichweite; diese Artikel werden von mehr Nutzern gelesen.

Klicks auf Inhalte sind online bares Geld wert, schließlich bezahlen Werbekunden für ihre Anzeigen vor allem dann einen guten Preis, wenn sie ein möglichst großes Publikum erreichen. Doch geht die Jagd auf Klicks auf Kosten der journalistischen Qualität? Nein, sagt Kaspar. Faktenchecks zu wichtigen politischen Themen würden auf seinen Websites beispielsweise gerne gelesen. Er gibt aber zu: "Unser Arbeiten basiert auf Kennzahlen. Das muss man mögen."

Ein Beispiel: Acht Wochen lang hat sich die Ippen-Online-Redaktion auf die Berichterstattung über ein kleines Musikfestival vorbereitet. Warum dieser Aufwand? "Es gibt große Wissens-Lücken, die wir bei unseren Lesern einfach offen lassen", erklärt Kaspar. Bei diesem Festival, haben die Journalisten bisher nur darüber geschrieben, welche Bands spielen.

Qualität versus Reichweite?

Das interessiere die Zielgruppe aber gar nicht, so Kaspar. "Sie haben sich ja schon entschieden, auf das Festival zu gehen und kennen das Line-Up. Stattdessen bieten sein Team Lesern andere Themen an: "Wo fährt man am besten lang? Wo parkt man am besten? Und die wichtigste Frage: Wo sind die Drogenkontrollstellen?" Für diese Service-Artikel benötige man enorme lokale Kompetenz.

Doch es gibt Kritiker – auch in den eigenen Reihen: "Alle guten journalistischen Prinzipien sind völlig irrelevant geworden", kommentiert ein Redakteur, dessen Blatt von Ippen Digital betreut wird. Die Gefahr, dass der Journalismus seinen gesellschaftlichen Aufgaben nicht mehr gerecht wird, weil er sich zu stark an den Interessen einer sensationsheischenden Netzgemeinde orientiert, könnte bestehen, fürchten Kritiker.

Das 24. Forum Lokaljournalismus wird unterstützt von den Unternehmen Nürnberg MesseNürnberger VersicherungDatev und Sparkasse Nürnberg.

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