Persönliche Einblicke

Elf Fränkinnen und Franken erzählen die Geschichte ihres Coming-outs

2.8.2020, 05:50 Uhr
Coming-out mit: 17, ich war total verknallt in einen Mitschüler.  Reaktion der Eltern: Meine Mutter war sehr, sehr entspannt, es war immer klar, dass das völlig okay ist. Trockener Kommentar: "Dann gibt’s halt keine Enkelkinder."  Schlimmste Reaktion: Ich habe kaum schlechte Erfahrungen gemacht.  Liebe ist für mich: Ein großes Glück. Dass mein Mann und ich uns gefunden haben und dass wir viele Interessen (unter anderem für Politik – in unterschiedlichen Parteien!) teilen.  Mein Rat an Jüngere: Selbstbewusst und offen mit der eigenen Identität umgehen – das überzeugt am meisten.  Lieblingsplatz in Nürnberg: Die Johanniskirche. Hier haben mein Mann und ich uns vor fast zwei Jahren das Jawort gegeben.
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Sven Heublein - Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bürgermeisteramt der Stadt Nürnberg

Coming-out mit: 17, ich war total verknallt in einen Mitschüler. Reaktion der Eltern: Meine Mutter war sehr, sehr entspannt, es war immer klar, dass das völlig okay ist. Trockener Kommentar: "Dann gibt’s halt keine Enkelkinder." Schlimmste Reaktion: Ich habe kaum schlechte Erfahrungen gemacht. Liebe ist für mich: Ein großes Glück. Dass mein Mann und ich uns gefunden haben und dass wir viele Interessen (unter anderem für Politik – in unterschiedlichen Parteien!) teilen. Mein Rat an Jüngere: Selbstbewusst und offen mit der eigenen Identität umgehen – das überzeugt am meisten. Lieblingsplatz in Nürnberg: Die Johanniskirche. Hier haben mein Mann und ich uns vor fast zwei Jahren das Jawort gegeben.

Coming-out mit: 18 Jahren.  Reaktion der Eltern: Meine Mama hat mich in den Arm genommen und gesagt: "Es ist mir egal, was und wie - du bist und bleibst mein Sohn."  Schlimmste Reaktion: Da gab’s viele. Ende der 80er war die Gesellschaft noch anders. In der Berufsschule war es schlimm. Da dachte ich manchmal: "Hätte ich es vielleicht doch nicht so öffentlich machen sollen?"  Das sagte die Oma: "Du bist und bleibst mein Bub, mein Waggerla."  Liebe ist für mich: Hundertprozentiges Vertrauen, eine reine Herzenssache.  Mein Rat an Jüngere: Seid und bleibt sichtbar! Kämpft für die Werte, die wir schon erkämpft haben.
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Marcel Schneider - Promi-Friseurmeister aus Nürnberg

Coming-out mit: 18 Jahren. Reaktion der Eltern: Meine Mama hat mich in den Arm genommen und gesagt: "Es ist mir egal, was und wie - du bist und bleibst mein Sohn." Schlimmste Reaktion: Da gab’s viele. Ende der 80er war die Gesellschaft noch anders. In der Berufsschule war es schlimm. Da dachte ich manchmal: "Hätte ich es vielleicht doch nicht so öffentlich machen sollen?" Das sagte die Oma: "Du bist und bleibst mein Bub, mein Waggerla." Liebe ist für mich: Hundertprozentiges Vertrauen, eine reine Herzenssache. Mein Rat an Jüngere: Seid und bleibt sichtbar! Kämpft für die Werte, die wir schon erkämpft haben. © Karl-Heinz Röttenbacher

Coming out mit: 18 Jahren.  Reaktion der Eltern: Mein Auszug war schlimmer als mein Coming-out.  Beste Reaktion: Die meines Bruders. Der setzte sich zu mir und sagte: "Ich bin schwul." Nachdem er gesehen hat, dass bei mir nicht die Welt eingestürzt ist, hat er es sich getraut.  Schlimmste Reaktion: Eine aus meiner Clique mit 18 meinte: "Das ist gegen die Natur oder gegen den Willen Gottes."  Liebe ist für mich: Meine Lebensgefährtin ist vor einem Jahr gestorben. Deshalb ist Liebe für mich gerade, durch Nürnberg zu fahren, wo wir einmal zusammen gelaufen sind. Wir waren 37 Jahre zusammen. Wegen ihr habe ich mich damals geoutet.  Mein Rat an Jüngere: Scheiß dich nix!  Nürnberg ist für die queere Community: Cool. Nürnberg ist genug Großstadt, um klar offen zu sein, mit einer lebensfrohen Szene. Auch wenn es nicht Hipster-City ist. Nürnberg ist herzenswarm.
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Christina Rauch - Buchhändlerin, nahe Coburg geboren

Coming out mit: 18 Jahren. Reaktion der Eltern: Mein Auszug war schlimmer als mein Coming-out. Beste Reaktion: Die meines Bruders. Der setzte sich zu mir und sagte: "Ich bin schwul." Nachdem er gesehen hat, dass bei mir nicht die Welt eingestürzt ist, hat er es sich getraut. Schlimmste Reaktion: Eine aus meiner Clique mit 18 meinte: "Das ist gegen die Natur oder gegen den Willen Gottes." Liebe ist für mich: Meine Lebensgefährtin ist vor einem Jahr gestorben. Deshalb ist Liebe für mich gerade, durch Nürnberg zu fahren, wo wir einmal zusammen gelaufen sind. Wir waren 37 Jahre zusammen. Wegen ihr habe ich mich damals geoutet. Mein Rat an Jüngere: Scheiß dich nix! Nürnberg ist für die queere Community: Cool. Nürnberg ist genug Großstadt, um klar offen zu sein, mit einer lebensfrohen Szene. Auch wenn es nicht Hipster-City ist. Nürnberg ist herzenswarm. © Roland Fengler

Coming-out mit: 41 Jahren.  Reaktion der Eltern: Mein Vater meinte: "Ja mei, andere haben schwule Söhne, und du bist halt eine Frau, das passiert halt."  Beste Reaktion: "Ich glaub, jetzt brauch ich doch ’nen Schnaps."  Schlimmste Reaktionen: Bei weitem nicht das Übelste im Netz: "Begeh Selbstmord, du scheiß Transe."  Liebe ist für mich: Liebe fragt nicht, Liebe ist einfach da und sie ist wunderbar.  Mein Rat an Jüngere: Quält euch nicht so lange selbst, seid mutig und lebt euer Leben. Es kann kein schöneres geben!
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Tessa Ganserer - Grünen-Politikerin

Coming-out mit: 41 Jahren. Reaktion der Eltern: Mein Vater meinte: "Ja mei, andere haben schwule Söhne, und du bist halt eine Frau, das passiert halt." Beste Reaktion: "Ich glaub, jetzt brauch ich doch ’nen Schnaps." Schlimmste Reaktionen: Bei weitem nicht das Übelste im Netz: "Begeh Selbstmord, du scheiß Transe." Liebe ist für mich: Liebe fragt nicht, Liebe ist einfach da und sie ist wunderbar. Mein Rat an Jüngere: Quält euch nicht so lange selbst, seid mutig und lebt euer Leben. Es kann kein schöneres geben! © Christian Hilgert

Elf Fränkinnen und Franken erzählen die Geschichte ihres Coming-outs
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Christine Burmann

Coming-out mit: 18 Jahren.  Reaktion der Eltern: Mama hatte Angst, keine Enkel zu bekommen. Taten sich beide anfangs schwer. Heute volle Akzeptanz, mittlerweile hat sie von mir zwei Enkel.  Beste Reaktion: Wie meine Schüler damit umgehen. Immer wieder sehr offen und interessiert.  Schlimmste Reaktion: Ein älterer Mann sagte am Friedhof, als ich mit meiner Partnerin umarmt am Grab stand: "Dass die sich nicht schämen."  Liebe ist für mich: Meine Familie.  Mein Rat an Jüngere: Seid stolz auf das, was ihr seid. Es ist wundervoll!
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Christine Fuss - Realschullehrerin

Coming-out mit: 18 Jahren. Reaktion der Eltern: Mama hatte Angst, keine Enkel zu bekommen. Taten sich beide anfangs schwer. Heute volle Akzeptanz, mittlerweile hat sie von mir zwei Enkel. Beste Reaktion: Wie meine Schüler damit umgehen. Immer wieder sehr offen und interessiert. Schlimmste Reaktion: Ein älterer Mann sagte am Friedhof, als ich mit meiner Partnerin umarmt am Grab stand: "Dass die sich nicht schämen." Liebe ist für mich: Meine Familie. Mein Rat an Jüngere: Seid stolz auf das, was ihr seid. Es ist wundervoll! © Privat

Elf Fränkinnen und Franken erzählen die Geschichte ihres Coming-outs
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Selina

© Privat@

Coming-out mit: 17 Jahren.  Reaktion der Eltern: Gelassen und liebevoll.  Beste Reaktion: Mein Hetero-Freund Jürgen: "Nix ändert sich!"  Schlimmste Reaktion: Erster Urlaub in Frankreich nach dem Coming-out – Prügelei vor einer Disco.  Das sagt(e) die Oma: "Mäht nüs!" – "Macht nichts" auf Rheinisch.  Mein Rat an Jüngere: Augen auf und durch!  Liebe ist für mich:  Respekt in jeder Form.  Nürnberg ist für die queere Community: Damals ein noch etwas unbearbeiteter Acker – heute ein Blumengarten!
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Thomas Hermanns - Comedian, in Langwasser aufgewachsen

Coming-out mit: 17 Jahren. Reaktion der Eltern: Gelassen und liebevoll. Beste Reaktion: Mein Hetero-Freund Jürgen: "Nix ändert sich!" Schlimmste Reaktion: Erster Urlaub in Frankreich nach dem Coming-out – Prügelei vor einer Disco. Das sagt(e) die Oma: "Mäht nüs!" – "Macht nichts" auf Rheinisch. Mein Rat an Jüngere: Augen auf und durch! Liebe ist für mich:  Respekt in jeder Form. Nürnberg ist für die queere Community: Damals ein noch etwas unbearbeiteter Acker – heute ein Blumengarten! © Peter Kneffel

Coming-out mit: 16 Jahren.  Reaktion der Eltern: Meine Mutter hat sehr positiv reagiert. Mein Vater war sehr skeptisch, akzeptiert mich aber mittlerweile so, wie ich bin.  Das sagt die Oma: Sie findet, dass es egal ist, in wen ich mich verliebe, solange es mir dabei gut geht.  Mein Rat an andere: Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht, sowohl für euer inneres als auch für euer äußeres Coming-out. Labels sind nicht in Stein gemeißelt, probiert euch aus!
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Sabine Klöss - Studentin

Coming-out mit: 16 Jahren. Reaktion der Eltern: Meine Mutter hat sehr positiv reagiert. Mein Vater war sehr skeptisch, akzeptiert mich aber mittlerweile so, wie ich bin. Das sagt die Oma: Sie findet, dass es egal ist, in wen ich mich verliebe, solange es mir dabei gut geht. Mein Rat an andere: Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht, sowohl für euer inneres als auch für euer äußeres Coming-out. Labels sind nicht in Stein gemeißelt, probiert euch aus! © Privat

Coming-out mit: Ich wusste es schon als Kind, aber sagen konnte ich es erst, als ich 2015 nach Deutschland und nach Nürnberg kam.  Reaktion der Eltern: Es war eine Bombe für meine Familie. Ein Onkel hat gesagt: "Wenn ich dich sehe, töte ich dich."  Schlimmste Reaktion: Ich war im Irak im Gefängnis weil ich schwul bin. Das werde ich nie vergessen. Man wird dort als Schwuler sehr schlimm behandelt, auch vergewaltigt.  Beste Reaktion: Bei Fliederlich. Hier lerne ich andere Schwule kennen, man hilft mir.  Nürnberg ist für mich: Ich liebe Nürnberg! Ich kann hier leben und arbeiten und werde respektiert, auch wenn ich schwul bin. Das geht im Irak nicht.  Liebe ist für mich: Ich bin seit zehn Monaten mit einem kubanischen Mann zusammen. Mein Habibi, mein Schatz, ist alles. Ich kann nicht lachen ohne ihn, ich kann nicht laufen ohne ihn.  Mein Rat an andere: Die Liebe gibt es nur einmal. Du musst es leben, sonst ist der Moment fort. Wenn ich Hass-Kommentare auf Facebook bekomme, dann antworte ich mit einer Blume.
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Mohanad El Taeyb - arbeitet in einer Kindergartenküche, möchte gerne Schauspieler werden

Coming-out mit: Ich wusste es schon als Kind, aber sagen konnte ich es erst, als ich 2015 nach Deutschland und nach Nürnberg kam. Reaktion der Eltern: Es war eine Bombe für meine Familie. Ein Onkel hat gesagt: "Wenn ich dich sehe, töte ich dich." Schlimmste Reaktion: Ich war im Irak im Gefängnis weil ich schwul bin. Das werde ich nie vergessen. Man wird dort als Schwuler sehr schlimm behandelt, auch vergewaltigt. Beste Reaktion: Bei Fliederlich. Hier lerne ich andere Schwule kennen, man hilft mir. Nürnberg ist für mich: Ich liebe Nürnberg! Ich kann hier leben und arbeiten und werde respektiert, auch wenn ich schwul bin. Das geht im Irak nicht. Liebe ist für mich: Ich bin seit zehn Monaten mit einem kubanischen Mann zusammen. Mein Habibi, mein Schatz, ist alles. Ich kann nicht lachen ohne ihn, ich kann nicht laufen ohne ihn. Mein Rat an andere: Die Liebe gibt es nur einmal. Du musst es leben, sonst ist der Moment fort. Wenn ich Hass-Kommentare auf Facebook bekomme, dann antworte ich mit einer Blume.

Coming-out mit: 44 Jahren, nach zwei Ehen mit Männern.  Reaktion der Eltern: Meine Mutter war toll. Sie hat gesagt "Das hab ich schon immer g’wusst!"  Schlimmste Reaktion: Leider von der Frauenszene selber. Meine heutige Frau Martina wurde gefragt: "Was willst du mit der Hete?"  Liebe ist für mich: Dass man sich auch noch nach vielen Jahren anschaut und anstrahlt und verliebt ist.  Mein Rat an Jüngere: Sich nicht zu verbiegen, sondern auf sein Inneres zu hören und das dann auch zu leben. Man muss nicht so viele Umwege gehen wie ich.
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Gerda Reuss - pensionierte Mittelschullehrerin

Coming-out mit: 44 Jahren, nach zwei Ehen mit Männern. Reaktion der Eltern: Meine Mutter war toll. Sie hat gesagt "Das hab ich schon immer g’wusst!" Schlimmste Reaktion: Leider von der Frauenszene selber. Meine heutige Frau Martina wurde gefragt: "Was willst du mit der Hete?" Liebe ist für mich: Dass man sich auch noch nach vielen Jahren anschaut und anstrahlt und verliebt ist. Mein Rat an Jüngere: Sich nicht zu verbiegen, sondern auf sein Inneres zu hören und das dann auch zu leben. Man muss nicht so viele Umwege gehen wie ich. © privat