Endspurt der ICE-2-Modernisierung in Nürnberg

13.7.2013, 07:00 Uhr
Endspurt der ICE-2-Modernisierung in Nürnberg

© Stefan Hippel

"Der Nächste, bitte!": Josef Götz würde das nie so sagen. Aber natürlich ist dieser polierte, weiß blitzende Schienenflitzer neben ihm ein Stück weit sein Zug. Nicht nur, weil Josef Götz mit Dutzenden Kollegen für den neuen Glanz im Innenraum des ICE2 gesorgt hat.

Sondern auch, weil beide an diesem Tag dabei sind, das Nürnberger DB-Instandhaltungswerk endgültig zu verlassen. Der Zug ist nach fünf Wochen Arbeit fertig modernisiert und wird mit neuem Innenleben zurück zum Heimatstandort in Berlin-Rummelsburg gefahren. Und der Oberpfälzer Götz hat seinen letzten Arbeitstag. Nach 46 Jahren.

Damit hat er fast die Hälfte der gut 100-jährigen Geschichte des Werks miterlebt. Darunter auch das schmerzhafteste Kapitel nach dem Zweiten Weltkrieg: Den vom ehemaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn im Jahr 2001 verkündeten Schließungsbeschluss, der in Sparplänen und dem festen Glauben wurzelte, dass Loks, Wagen und Triebzüge ja moderner und wartungsärmer geworden seien.

Schon lange sind die DB-Manager dankbar für den anschließenden, zwei Jahre währenden Kampf der Belegschaft für ihr Werk, ohne den der Standort wohl tatsächlich nicht überlebt und der Konzern schon lange ein paar ernsthafte Probleme hätte.

Kapazitäten fehlen

Im Fernverkehr steigen die Fahrgastzahlen und fehlen gleichzeitig seit Jahren Kapazitäten. Zum einen, weil seit einem Achsbruch im Jahr 2008 ein Großteil der ICE-Flotte ständig zum Sicherheitscheck in die Werkstatt muss. Zum anderen, weil neue Züge immer noch nicht geliefert wurden.

Nach wie vor kann Siemens laut DB-Fernverkehrsvorstand Berthold Huber keinen Übergabetermin für die nächste ICE-Generation nennen. Eigentlich sollten die ersten von 16 bestellten „Velaro D“ bereits seit Ende 2011 im Einsatz sein. Auch für 2014 hat die Bahn die Hightechzüge, denen die amtliche Zulassung fehlt, sicherheitshalber nicht eingeplant. Lieferverzögerungen gibt es auch bei 27 neuen Doppelstockzügen von Bombardier, die eigentlich ab nächstem Jahr zum Einsatz kommen sollten.

So ist Huber bei der offiziellen Abschlussfeier des „ICE 2-Redesign“ froh, dass das Wissen der Mitarbeiter im Nürnberger Werk erhalten geblieben ist und hier seit 2005 die betagte ICE-Flotte fit für den weiteren Einsatz auf der Schiene gemacht werden könne. Manchmal lohne es sich, für etwas zu kämpfen, das andere für überflüssig halten, so Huber.

Komplett zerlegt

Nach der Runderneuerung der 59 ICE der ersten Generation lief Ende 2010 die Modernisierung des ICE 2 an. Im August wird der letzte der 44 Triebzüge fertig sein. Bei ihnen wurde in 900.000 Arbeitsstunden der Innenraum komplett zerlegt, saniert und wieder aufgebaut: 16900 neue Sitze wurden installiert, daneben 22.000 Quadratmeter neuer Teppich und Bodenbelag verlegt, 1700 Tische erneuert. Es gibt mehr Platz für das Gepäck, Info-Bildschirme und zusätzliche Rollstuhlplätze. Daneben wurde die Klimaanlage überarbeitet, um sie weniger anfällig zu machen.

In der Relation zum Nutzen halten sich auch die Investitionen in Grenzen: 100 Millionen Euro flossen in das Sanierungsprogramm. „Das Projekt ist jeden Euro wert“, so Huber. Die Mitarbeiter des ICE-Werks haben sich damit endgültig einen Namen als Modernisierungsspezialisten gemacht und müssen sich auch in den nächsten Jahren keine Sorgen um den Standort machen. Aktuell ist eine Erweiterung der Hallen für elf Millionen Euro geplant. Damit sollen auch Kapazitäten für die Erneuerung der 66 ICE 3 geschaffen werden, die nach Planungen der DB im Jahr 2016 beginnen soll. Ebenfalls geprüft wird die Modernisierung von 70 Fernverkehrszügen mit Neigetechnik. Der erste der sogenannten ICE T steht bereits im Werk am Nürnberger Hasenbuck und wird probeweise umgebaut.

Meistereiführer Götz, der hier nach seiner Lehre 1971 als Schlosser angefangen hat, wird an diesen Projekten nicht mehr mitwirken. „Natürlich ist das ein bisschen schade“, sagt er. Aber wirklich nur ein bisschen. Hobbys hat der 60-Jährige nach eigener Auskunft genug. „Und irgendwann muss ja auch mal Schluss sein.“

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