Engagement für Respekt und Frieden
30.10.2016, 20:28 Uhr
Bei der Gründungsveranstaltung im Historischen Rathaussaal war viel von gegenseitigem Respekt und Toleranz die Rede. Diese Eigenschaften sind wohl auch nötig. Denn der Zusammenschluss zu einem Rat, das gemeinsame Auftreten nach außen, heißt ja noch lange nicht, dass man sich in allen Punkten einig ist.
Der evangelische Dekan Jürgen Körnlein als Erster Vorsitzender betonte denn auch gleich zu Beginn, dass man sich erst kennenlernen müsse. „Das Miteinander wird uns nicht immer leichtfallen“, prognostizierte der Pastor — und gab gleich seinen Lösungsvorschlag für auftretende Probleme mit: „Hören, hören, hören.“
Der Rat ersetzt nicht den interreligiösen Dialog, den es schon seit langem zwischen Christen und Muslimen gibt. Dieser soll weiter gepflegt werden, ebenso wie das „zarte Pflänzchen des jüdisch-islamischen Gesprächs“. Die Glaubensgemeinschaften wollen am städtischen Leben bewusst mitwirken, öffentlich sichtbar sein und ihren Glauben gestalten.
Dem neuen Gremium gehören neben fünf christlichen Vertretern (evangelisch, katholisch und orthodox) vier von muslimischen Moschee-Vereinen, drei von der Israelitischen Kultusgemeinde, je ein Mitglied der Ahmadiyya-Vereinigung, der Bahai, der Aleviten und der Buddhistischen Gemeinschaft „Bodhi-Baum“ an.
Respektvoller Umgang
So unterschiedlich die Gruppen in ihren Ansichten und in der Ausübung ihres Glaubens sind, so haben sie sich doch alle auf eine Plattform verständigt. Die Teilnehmer haben sich zur Achtung der Grundrechte und zur Religionsfreiheit, zur respektvollen Kooperation, zum Recht auf freie Meinungsäußerung und zur Gewaltfreiheit bekannt. Die Mitglieder sollten bereit sein, Gemeinsamkeiten zu suchen und Unterschiede zu achten.
André Freud, stellvertretender Vorsitzender und Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde, meinte, dass Religion in der Gesellschaft eine immer geringere Rolle spiele. Doch Religion stehe für Werte, die man in die Öffentlichkeit hinaustragen solle. Der Rat habe jedoch auch eine Aufgabe nach innen, im Bezug zu den einzelnen Glaubensgemeinschaften: Unterschiede solle man nicht aufheben oder bagatellisieren, sondern einander mit Anstand behandeln. Dabei dürfte es durchaus kontrovers zugehen: „Der Rat soll nicht still und bequem, sondern hörbar sein“, meinte Freud.
Die Vorstandsmitglieder Serpil Saglam von der Alevitischen Gemeinde und Yavuz Kizmaz von den muslimischen Gruppen beschworen ein friedliches Miteinander. Harmonie und Ehrlichkeit seien wichtig, meint Kizmaz: „Wir sind alle Nürnberger und wir halten zusammen.“