Erpresser bedrohte Führung und Mitarbeiter von Nürnberger Firma

21.4.2020, 16:37 Uhr
Er witterte das große Geld: Ein 42-jähriger Erpresser hat im Dezember mehrere Drohbriefe an Zeitarbeitsfirmen geschickt.

Er witterte das große Geld: Ein 42-jähriger Erpresser hat im Dezember mehrere Drohbriefe an Zeitarbeitsfirmen geschickt.

Eine Scheidung brachte die Wende im Leben des bisher unbescholtenen Deutschen, der in Belgien geboren ist. Mittelfrankens Polizeipräsident Roman Fertinger bezeichnet den Elektrotechniker als "hochintelligent". Ebenso hoch dürfte die kriminelle Energie gewesen sein. Der Mann hatte sich mit Immobilien verspekuliert und hoch verschuldet Unterschlupf bei seiner Mutter im Heidekreis in Niedersachsen nördlich von Hannover gefunden. Gemeldet war er dort nicht.

Von seinem Standort aus schickte er Briefe und Mails an große Personalvermittler in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern, darunter die Firmenzentrale von Hofmann in Nürnberg-Langwasser. Er kannte die Branche gut. Seine Wortwahl war "hässlich". Er drohte, Chefs und Angestellte umzubringen. Als Drohung legte er eine Substanz bei, die sich zum Bombenbauen eignet. Im September 2019 hatte er mit den Drohbriefen begonnen; fünf namhafte Unternehmen hatte
er im Visier; drei Wellen von Drohbriefen und Ultimaten gab es.


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Einen ersten Hinweis gaben die Poststempel. Die Drohbriefe waren in Norddeutschland abgestempelt worden. Bei den Mails ist die Rückverfolgung ungleich schwieriger, weil die Signaturen in den versteckten Kopfzeilen etwa durch Darknet-Verbindungen verfälscht werden. Da kann ein Absender aus Deutschland die Kennung eines isländischen Servers tragen. Was genau den Täter verraten hat, wird erst im Prozess bekannt werden. Seine DNA kann es nicht gewesen sein, denn der Mann war den Behörden bislang völlig unbekannt. Und seine Tarnung im Netz, einschließlich des Bitcoin-Kontos , scheint nach ersten Angaben perfekt gewesen zu sein; so betont es Polizeipräsident Fertinger, der mit einigem Stolz den Fahndungserfolg meldete.

Die Kriminaltechniker im Landeskriminalamt in Bayern mussten auf jeden Fall einige Überstunden machen, um auch dem letzten Hinweis aus den Drohbriefen nachzugehen. Da wird das Papier untersucht, sogar einzelne Pollen können isoliert werden, um geografische Hinweise zu bekommen. Und schließlich geht es auch noch um das Schriftbild, das etwa durch Gestaltungsmerkmale Rückschlüsse auf den Autor und seine Hardware zulässt.

Aber es muss noch eine weitere Spur gegeben haben. Offenbar hat sich der 42-Jährige in sozialen Medien auffällig geäußert. Schließlich hatten die Ermittler die Adresse im Heidekreis im Visier. Allein die Tatsache, dass der Mann bei seiner Mutter untergetaucht war, machte ihn verdächtig. Es ist davon auszugehen, dass der 42-Jährige einige Zeit lang beobachtet wurde. Schließlich das Finale: Der Ermittlungsrichter genehmigte die Hausdurchsuchung. Einen Haftbefehl wollte er aber noch nicht unterschreiben, obwohl es zu diesem Zeitpunkt offenbar schon konkrete Hinweise gab, sonst wäre er nicht beantragt worden.

In dem Haus fanden die Ermittler nicht nur die technische Ausrüstung für die Drohbriefe per Mail und Post. Darüber hinaus hatte sich der Mann mit falschen Auswiesen auf ein
mögliches, weiteres Untertauchen vorbereitet. Auch eine Schusswaffe lag bereit.

Unter dem Druck der Beweislast legte der 42-Jährige ein umfassendes Geständnis ab. Der Haftbefehl ist inzwischen auch unterschrieben. Bis zu 15 Jahre Haft drohen bei einer
Verurteilung.


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