Experimente - ja, bitte!

29.8.2007, 00:00 Uhr
Experimente - ja, bitte!

Leicht ist das nicht. Vor einigen Jahren betrieb Mattischeck noch einen Kunstfachhandel und eine Malerschule in Schwabach. Morgens verkaufte er Pinsel und Farben, abends gab er Kurse, z.B. in Seidenmalerei. «Mit meinen Landschaftsaquarellen habe ich mehrere Arztpraxen ausgerüstet», erzählt er. Doch irgendwann wurde der Konkurrenzdruck im Handel zu groß und die mediterranen Landschaften zu langweilig.

Inzwischen hat sich Mattischeck ganz der Kunst ausgeliefert. Seit einigen Jahren malt er Körperlandschaften in Aquarell- und Acryltechnik und betreibt Bodypainting. «Ich brauche den direkten Kontakt zum Modell», sagt er.

Auch die Digitalkamera kommt immer häufiger zum Einsatz. «Auf den Fotos bewegen sich die Schatten nicht, und ich muss das Modell nicht so lange quälen», erklärt der Künstler. Die Bilder seiner «braunen Periode», Acryl-Akte mit starker Licht-Schatten-Wirkung, entstanden ausschließlich anhand von Fotovorlagen.

Mattischeck experimentiert gerne. Bei seinen Inszenierungen scheint das Modell mit der Leinwand zu verschmelzen. So positioniert er z.B. einen bemalten Frauenkörper vor einem abstrakten Gemälde des russischen Künstlers David Krugmann. Oder er führt das Acrylbild auf dem Körper des Modells fort. Oder er nutzt das bemalte Gesicht als Vorlage für ein Gemälde.

Auf diese Weise entstand sein neuestes Werk, die «Supernova», Acryl auf Karton, 90 mal 60 Zentimeter. Das Gemälde wird die nächsten zwei Jahre im U-Bahnhof Gostenhof für die GOHO werben. Auf den «6. Gostenhofer Atelier- und Werkstatttagen» (12. bis 21. Oktober) sind nur Künstler zugelassen, die im Stadtteil leben, arbeiten oder dort geboren sind. Walter Mattischeck wird in der «Brasserie Prisma» ausstellen.

Eine private Supernova aus Farben und Eindrücken erlebte Mattischeck beim World Bodypainting Festival 2007 in Seeboden (Kärnten), an dem er als einziger Nürnberger Künstler teilnahm. 200 Körpermaler aus 35 Nationen kämpften Ende Juli drei Tage lang um die Gunst der Juroren. Mattischeck trat in der Kategorie «Pinsel/Schwamm» zum Thema «In the year 2525» an.

«Ursprünglich wollte ich einen Maschinenmenschen mit vielen Zahnrädern darstellen», erzählt der Bodypainter. Doch die beginnende Schwangerschaft seines Modells Kerstin brachte ihn auf die Idee, einen Androiden zu erschaffen, der einen Embryo austrägt.

Den Preisrichtern gefiel dies offenbar nicht so gut. Aber Walter Mattischeck gehört nicht zu denen, die sich von Platz 70 ihre gute Laune verderben lassen: «Ich bin mit der Platzierung zufrieden. Das Festival war ein tolles Erlebnis, auf dem ich enorm viel gelernt habe.» Allein für die Ausgestaltung des Kopfes und für den Embryo habe er fast vier Stunden gebraucht. Deshalb werde er beim nächsten Mal mit einem ganzen Team antreten, wie es die anderen Künstler auch tun.

Zukunftsmusik! Momentan fiebert Mattischeck den Gostenhofer Ateliertagen und besonders der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober entgegen. Pünktlich um 24 Uhr wird er in der «Brasserie Prisma» seine neue DVD vorstellen, auf der die vier Stilformen Malerei, Poesie, Lesung und Musik miteinander verwoben sind.

Auf der Disc befinden sich 35 bis 40 Gemälde, die mit Musik untermalt sind. Eine Nürnberger Sängerin wird zu jedem Bild ein Gedicht sprechen, das Angelika Bröder, Dichterin aus Castrop-Rauxel, verfasst hat. «Die Präsentation wird von einer Bodypainting-Vorführung begleitet», mehr verrät der Künstler noch nicht.

Weitere Informationen gibt es unter www.repage3.de/member/walter-kunst

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