Kunst und Krempel unter der Lupe

„Experten bewerten“: Verborgenen Schätzen auf der Spur

17.10.2022, 10:34 Uhr
„Experten bewerten“: Verborgenen Schätzen auf der Spur

© Sebastian Müller

Schmuck, Gemälde, Porzellan: Seltene Lieblingsstücke konnte man am Wochenende bei „MyPlace-Self Storage“ an der Äußeren Bayreuther Straße professionell begutachten lassen.

Mehrere Bilder bringen bei „Experten bewerten“ gerade Andjelka Jukic und ihr Sohn Dominik ins Büro im Erdgeschoss. Steinböcke sind darauf zu sehen. „Es handelt sich hier um ein Bild, das auf Stoff gedruckt wurde. Es ist dekorativ, aber wird leider nicht gehandelt.“

Auch die anderen Kunstwerke des Duos aus Stein (Landkreis Fürth) sind eher etwas für den Flohmarkt, wenngleich eine Lithographie aus dem Zillertal mit dem Titel „Der blinde Glaube“ der Expertin durchaus gefällt.

Hafen im Sonnenuntergang

Mit ins Auto nehmen sie auch wieder ein Aquarell-Gemälde der Nürnberger Stadtmauer und ein Öl-Gemälde mit einer Hafen-Szene im Sonnenuntergang. „Wir haben die Bilder jahrelang gesammelt – jetzt versuchen wir eben, sie auf dem nächsten Trempelmarkt zu verkaufen“, erzählen die beiden.

Eine Keramik-Nachbildung des Gesichts des Kampfkünstlers Bruce Lee wird als „ausgefallen“ bewertet, sollte jedoch privat verkauft werden. Andjelka Jukic hatte die Keramik als Jugendliche geschenkt bekommen, betrieb sie als 15-Jährige doch selbst Kampfsport.

Seit 13 Jahren gibt es den Standort des Lagerflächen-Vermieters in Schoppershof. Die Aktion „Experten bewerten“ findet schon zum zehnten Mal statt. Bis zu drei Gegenstände können Interessierte von der Kunsthistorikerin Eva Franke vom gleichnamigen Auktionshaus begutachten lassen.

Wertvolle Statue

Ihr persönliches Highlight aus einer der Veranstaltungen war eine Bronze-Statue einer Tänzerin im Stil des Art Déco von Demétre Chiparus aus den 1920er bis 1930er Jahren. Sie erzielte bei einer späteren Auktion 19.000 Euro.
Für viele Nürnbergerinnen und Nürnberger geht es heute jedoch einfach einmal um eine erste Meinung der Expertin: So ist das Ehepaar Absmann aus Großreuth mit vier Schuco-Modellautos gekommen. „Hier lese ich Made in Western Germany – das ist ein Hinweis auf die 1960er Jahre.“ Hätte dort nur „Germany“ gestanden, wären die Autos deutlich älter gewesen.

Gehandelt würden "neue" sechs Stück für etwa 70 Euro; der Sammlermarkt dieser Autos gehe leider zurück und wenn, dann seien nur alte und ausgefallene Schuco-Modellautos nachgefragt. „Schade, wir haben zu D-Mark-Zeiten dafür 90 Mark pro Stück bezahlt“, sagt Karin Absmann enttäuscht. Man werde die Autos nun wohl lieber behalten.

Steinkrug vom Opa

Einen Steinkrug aus dem Ersten Weltkrieg haben sie ebenfalls dabei: Dieser trägt als Inschrift das Datum 1914 bis 1916 und zeigt eine Schlachtszene. Der Krug stamme von ihrem Großvater, berichtet Karin Absmann, der im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Kaiserreich gekämpft hatte. „Leider gab es viele von diesen Krügen – diese sind bei Sammlern nicht besonders nachgefragt“, muss Eva Franke das Ehepaar enttäuschen.

Eine Frau betritt das Büro mit einer Tüte voller Besteck. Handelt es sich um Silber? Mit einer Lupe untersucht Eva Franke Gabeln, Messer und Löffel. Eine kleine Kinder-Rassel fällt ihr sofort ins Auge: „Leider ist sie beschädigt.“ Und dann ihre Expertise: Leider sei nur ein kleiner Teil des Bestecks aus 800er Silber. Hier könne man zum aktuellen Tageskurs (Silber schwankt meist zwischen 40 und 60 Cent pro Gramm) ansetzen, wenn man es einschmelzen lassen würde.

Nur versilbert

Der größte Teil des Bestecks sei jedoch „nur“ versilbert. Doch auch hier könnte man sich an einen Eisenhändler wenden, der es einschmelzen würde. „Ich werde es mir mal überlegen, was ich mache“, sagt die Frau. Das Besteck hatte sie von ihrem Opa geschenkt bekommen.
Wer noch vermeintliche Schätze im Keller hat, und am vergangenen Wochenende keine Zeit hatte: Bei Eva Franke – wie in vielen anderen Auktionshäusern auch - kann man besondere Gegenstände in der Regel kostenlos begutachten lassen.

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