Oberarzt spricht über Verschwörungstheoriker

Familienvater stirbt nach Corona-Infektion auf Nürnberger Intensivstation - Frau leugnet Virus

13.12.2021, 13:48 Uhr
Auf Bayerns Intensivstationen wird Tag für Tag um Menschenleben gekämpft. 

© Jens Büttner, NN Auf Bayerns Intensivstationen wird Tag für Tag um Menschenleben gekämpft. 

"Machmal", sagte Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters dem Magazin Spiegel erst kürzlich, "kann ich mich selbst schon nicht mehr hören". Er und sein Team erfassen unter anderem, wie schwer die Pandemie auf den Intensivstationen der Republik wütet. Dort herrscht seit Monaten Notstand. "Wir haben die Fallzahlen viel zu lange viel zu weit nach oben schnellen lassen", meint Karagiannidis. "Wir müssen jetzt mit den Inzidenzen dringend ein gutes Stück runter, damit wir für Omikron Platz haben."

In einem Medienbericht sprach der Intensivmediziner Stefan John über die aktuelle Situation am Südklinikum. 

In einem Medienbericht sprach der Intensivmediziner Stefan John über die aktuelle Situation am Südklinikum.  © Klinikum Nürnberg

Die Lage ist auch auf den Intensivstationen Frankens noch immer angespannt. Jetzt sprach Stefan John, Oberarzt am Nürnberger Südklinikum, gegenüber der Bild-Zeitung über die aktuelle Situation. "90 Prozent unserer Corona-Patienten auf der Intensivstation sind ungeimpft", sagt der Mediziner. "Die zehn Prozent, die geimpft sind, sind massiv vorerkrankt." Er spricht von ungeimpften Schwangeren, die ihre Kinder per Kaiserschnitt zur Welt brachten, es aber nie gesehen haben, weil sie seitdem an einer Herz-Lungen-Maschine hängen. Und von renitenten Corona-Leugnern.

Kein Verständnis für Impfskeptiker

"Immer wieder" gebe es Verschwörungstheoretiker auf der Station des Nürnberger Südklinikums. "Einer stieg mehrfach aus seinem Bett, wollte nach Hause, kam wegen seiner Atemnot aber nicht weit", sagt John gegenüber der Bild. "Diese Woche verstarb bei uns ein junger Familienvater an Corona – aber seine Frau behauptete weiter, das Virus gebe es gar nicht."

Die Impfskepsis kann John mittlerweile nicht mehr verstehen. Als die Impfstoffe neu waren, habe er die Zurückhaltung nachvollziehen können, sagt John gegenüber der Bild. Inzwischen sei der Nutzen aber klar belegt. "Wir hatten bisher rund 820 Corona-Patienten auf den Intensivstationen. Aber keinen einzigen, der wegen einer Impfung schwer erkrankte."

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