Fast ohne Gift gegen Schädlinge

22.5.2008, 00:00 Uhr
Fast ohne Gift gegen Schädlinge

© dpa

Eva Scholl bezeichnet sich selbst als Schädlingsbiologin. Ihr Credo lautet, beim Kampf gegen lästiges Getier in Heim und Hof auf möglichst natürliche Mittel zu setzen statt gleich die Giftkeule auszupacken. «Ich möchte die arttypischen Besonderheiten der Tiere ausnutzen um sie auszutricksen», sagt Scholl.

Das ist auch präventiv bereits möglich: So lassen sich laut Scholl die weit verbreiteten Probleme mit Ameisen unter der Terrasse durch eine Schicht spezieller Kiesel vermeiden. «Sind die Kiesel zu groß für die Beißwerkzeuge der Ameisen, können sie die Terrasse nicht unterhöhlen.» Sind die Terrassenplatten zudem aus etwas dickeren Material gefertigt, werde es im Sommer darunter nicht so schön warm, sagt Scholl weiter. So fühlen sich Ameisen dort weniger wohl.

Aber was tun, wenn man bereits Ärger mit Ameisen am Hals hat? Zunächst versuchen Schädlingsbiologen einen Befund zu erstellen: Wo kommen die Tiere her, warum fühlen sie sich dort wohl, mit welcher Anzahl hat man es zu tun? Zu diesem Zweck kommen zunächst Klebefallen zum Einsatz. Ist der Befund erst einmal erstellt, bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Von honiggefüllten Fallen, über die Verwendung von Borsäure bis hin zum guten alten Hausmittel des Backpulvers fallen Scholl verschiedene Möglichkeiten ein.

Vom Einsatz diverser Giftstoffe, wie sie auch im Moment wieder in den großen Discounterketten feilgeboten werden, rät die Expertin jedoch ab: «Untersuchungen haben gezeigt, das ab der zwölften Generation Resistenzen gegen Giftstoffe zu erwarten sind.» Zwölf Generationen können bei Ratten binnen drei Jahren erreicht sein, bei Mücken innerhalb von zwei Jahren und bei Bakterien sogar innerhalb weniger Wochen oder Tage.

Außerdem neigen viele Schädlinge dazu, ein Gebiet so lange zu meiden, wie dort Gift verwendet wird. um danach in umso größerer Zahl zurückzukehren. Deswegen setzen Schädlingsbiologen laut Scholl darauf, die Aufenthaltsorte der Schädlinge dauerhaft unbrauchbar zu machen. «Einer meiner Schüler hat sogar einen extremen Befall von Kakerlaken in einem amerikanischen Krankenhaus in den Griff bekommen», berichtet sie stolz.

Ihren exotischen Beruf erlernte sie vor 25 Jahren ausgerechnet bei der US-Army. «Da waren aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen mit einem Mal hohe Summen vorhanden für die Erforschung alternativer Schädlingsbekämpfung», erinnert sich Scholl. Ausgerechnet auf den damals 42 Stützpunkten der Streitkräfte begann man, mit schädlingsabweisenden Anstrichen, Duftstoffen und natürlichen Gegenmitteln zu arbeiten. Seit dieser Zeit sieht sich Scholl ein wenig als Wandlerin zwischen den Welten. «Wegen meiner Verbindung zur US-Armee bin ich einigen Akteuren beim Bund Naturschutz natürlich suspekt», räumt sie lächelnd ein. Und auch die großen Chemiekonzerne beobachteten die Biologin, die Anfang der 90er Jahre für das Bundesumweltamt tätig war.

Auf die Frage, ob sie die Sorge vor einer Rattenplage in Nürnberg für berechtigt halte, antwortet Scholl zurückhaltend. Man müsse an Brennpunkten, wie etwa der Insel Schütt, erst einmal auf Spurensuche gehen, um exakte Aussagen treffen zu können. Immerhin sei ihr von Frankfurt ein gewaltiges Mäuseproblem bekannt.

Eine erfolgreiche Rattenbekämpfung setze immer auch die Mitarbeit und die Aktivität der Stadtbevölkerung voraus. Schließlich gäbe es vor allem dort ein Problem mit Ratten, wo die Menschen nicht anständig miteinander reden, sagt Scholl.

Weitere Informationen:

09 11 / 4 33 13 74;

info@evascholl.de;

www.evascholl.de


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