Frankenschnellweg-Stau in Nürnberg: Blaupause für zehn Jahre kreuzungsfreier Ausbau?

9.4.2021, 06:14 Uhr
In den Osterferien wurden Abschnitte des Frankenschnellwegs und der Rothenburger Straße saniert. Gleich am ersten Tag sorgten die Baustelle für einen Mega-Stau. 

© Michael Matejka, sechs+sechzig In den Osterferien wurden Abschnitte des Frankenschnellwegs und der Rothenburger Straße saniert. Gleich am ersten Tag sorgten die Baustelle für einen Mega-Stau. 

Auf der Fürther Straße stehen die Autos mal wieder dicht an dicht. Der Lärm und die Abgase sind noch deutlicher wahrnehmbar als sonst. Um schneller voranzukommen, weicht ein besonders dreister Autofahrer kurzerhand über den breiten Gehsteig aus, der an dieser Stelle als Fußgängerzone ausgewiesen ist. Keine Frage: Der zusätzliche, baustellenbedingte Stau im Umfeld des Frankenschnellwegs betrifft nicht nur Autofahrer, sondern nervt auch diejenigen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind - oder einfach nur an einer der betroffenen Straßen wohnen.

Wenn Stau politisch wird

Deshalb, und weil mit dem kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs an selber Stelle möglicherweise eine zehnjährige Großbaustelle bevorsteht, ist dieser Stau jetzt auch zu einem politischen Thema geworden. Die Nürnberger Fridays for Future rufen anlässlich der aktuellen Sanierung für Freitag zu einer Fahrraddemo auf, um 15.30 Uhr soll es am Kornmarkt losgehen. Gefahren wird über die Fürther Straße, den Ring und die Bucher Straße.

"Die letzten zwei Wochen haben gezeigt, was das für die Bewohner*innen der Weststadt bedeutet: noch mehr Abgase und Lärm in den Wohngebieten", wird die Aktivistin und Schülerin Matilda Tomlin in einer Pressemitteilung zitiert. Und: "Zehn Jahre Baustelle am Frankenschnellweg, das bedeutet auch 10 Jahre Stau."


Frankenschnellweg-Baustelle verursacht lange Staus: "Der Westen war einfach dicht!"


Wird es wirklich so schlimm? Ist der Stau der aktuellen, zweiwöchigen Sanierung gar eine Blaupause für den kreuzungsfreien Ausbau?

Wichtige Bündelungsfunktion?

"Ganz klares Nein", antwortet Nadine Francke, Sprecherin des städtischen Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör). Der aktuelle Stau zeige vielmehr, wie wichtig die "Bündelungsfunktion" des Frankenschnellwegs sei. Gegenwärtig ist dieser nur einspurig befahrbar, zudem sind Zufahrten wie an der Rothenburger Straße gesperrt.

Als "kurz und schmerzhaft" bezeichnet Francke die dringend notwendige "provisorische Oberflächensanierung" für rund 850.000 Euro, die "im Laufe des Freitags" pünktlich fertig werden soll. Der neue Asphalt dürfte zwar rund 15 Jahre halten, soll aber nur "die Zeit bis zum kreuzungsfreien Ausbau überbrücken".

Dann, so Francke, werden "Verkehrsflüsse aufrecht erhalten, und nicht gekappt, so wie jetzt". Heißt konkret: Nördlich der Landgrabenstraße soll der Frankenschnellweg in beide Richtungen jeweils zweispurig befahrbar bleiben. Auf Höhe der Rothenburger Straße muss er in Fahrtrichtung Süden allerdings für circa zwei Jahre umgeleitet werden, und zwar durch die Fuggerstraße in St. Leonhard, wo auch Wohnhäuser stehen.


Radikaler Vorschlag: Wird der Frankenschnellweg zur Flaniermeile?


Fünf Jahre lang einspurig

Südlich der Landgrabenstraße wird der Frankenschnellweg während der fünfjährigen Tunnelbauphase hingegen auf nur eine Fahrspur je Richtung eingeengt. Dort sei das Verkehrsaufkommen laut Francke jedoch geringer als im nördlichen Teil.

Auch im Bereich der Bahnüberführung Rothenburger Straße seien "zeitweise" Sperrungen nötig, wenn diese neu errichtet wird. Fußgänger und Radfahrer sollen wie bei der aktuellen Baustelle "so weit wie möglich" durchkommen. Deren Umleitungen sind im Gegensatz zu denen der Autofahrer jedoch noch nicht durchgeplant. Sör kann es deshalb nichts versprechen.

Das ärgert Hans Luntz, stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland im Großraum Nürnberg (VCD), der gegen den kreuzungsfreien Ausbau klagt: "Ich denke, St. Leonhard wird die U-Bahn brauchen!" Er geht davon aus, dass die Eisenbahnüberführung an der Rothenburger Straße "mit Sicherheit länger gesperrt" werde.

Noch schlimmer als jetzt?

"Eher noch schlimmer als jetzt", lautet seine Stauprognose für den kreuzungsfreien Ausbau. Kritisch werde vor allem die Umleitungszeit durch die Fuggerstraße, die seiner Einschätzung nach mindestens drei bis vier Jahre andauern werde. Ausweichverkehr befürchtet Luntz zum Beispiel auf der Fürther und Erlanger Straße: "Die Autofahrer suchen sich ihre Wege."


Heben oder senken die BN-Mitglieder den Daumen über dem Frankenschnellweg?



Ihre Meinung ist gefragt!
Im Gegensatz zur bisherigen Praxis wollen wir beim "Aktuellen Thema" die Meinungen unserer User bündeln und auf mehreren Kanälen einholen. Meinungsbeiträge zum Thema sind per Mail an nn-ihre-meinung@pressenetz.de (Stichwort: Frankenschnellweg) sowie auch am Ende dieses Artikels möglich.

Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass Sie sich mit Ihrem vollen Namen, Ihrer postalischen Adresse und Ihrer Mailadresse registrieren. Falls Sie bereits einen Login besitzen, bei dem die Anschrift noch fehlt, bitten wir Sie, diese Daten noch zu ergänzen. Derzeit sind die Angaben zur Adresse noch freiwillig. Im Leserforum werden wir aber nur Kommentare zulassen, bei denen auch die Angaben "Straße/Hausnummer sowie PLZ/Ort" ausgefüllt wurden. Dennoch wird Ihr Kommentar online nur unter dem von Ihnen gewählten Nickname zu lesen sein.

Eine Auswahl der Einsendungen wird gegebenenfalls auch auf der gedruckten Meinungsseite in den Nürnberger Nachrichten mit Angabe des Namens und des Wohnorts (ohne Straßenangabe) erscheinen. Falls Sie damit nicht einverstanden sein sollten, bitten wir Sie, dies in Ihrem Kommentar zu vermerken.
Kennen Sie schon unseren Chefredakteurs-Newsletter? Die NN-Chefredakteure Alexander Jungkunz und Michael Husarek liefern einmal wöchentlich Informatives und Unterhaltsames rund um unser Medienhaus. Hier kostenlos abonnieren!

Verwandte Themen


26 Kommentare