Frauenleiche im Kofferraum: Prozess beginnt im Dezember

18.10.2019, 05:59 Uhr
In einer Tiefgarage in der Reindelstraße lauerte der Täter nach aktuellen Erkenntnissen seinem Opfer auf.

© privat In einer Tiefgarage in der Reindelstraße lauerte der Täter nach aktuellen Erkenntnissen seinem Opfer auf.

Was sich in der Nacht von Samstag, 24., auf Sonntag, 25. November 2018 in der Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses in der Marienvorstadt ereignete, kommt jetzt richtig ans Licht. Die Ermittlungen der Kripo und der Staatsanwaltschaft sind abgeschlossen, Anfang Dezember beginnt die Gerichtsverhandlung gegen den mutmaßlichen, heute 22 Jahre alten Täter.

Stiche mit dem Taschenmesser

Er soll sich in jener Nacht in der Tiefgarage eines neuen Wohnkomplexes an der Reindelstraße aufgehalten haben. Ohne große Mühe konnte der junge Mann in die Tiefgarage gelangen, wie sich bei einem Versuch zwei Tage später zeigte. Nach Informationen der Lokalredaktion war das spätere Opfer an diesem Abend bei einer Weihnachtsfeier.

Dann machte sich die Frau auf den Nachhauseweg. In der Zeit zwischen 21 und 23 Uhr kam die 57-Jährige, die hier eine Wohnung besaß, mit ihrem Wagen in der Tiefgarage an. Der 22-Jährige lauerte seinem Zufallsopfer auf und überwältigte es. "Er versuchte, die Frau mit einer Plastiktüte zu ersticken, dann zog er ein Taschenmesser und stach mehrfach auf sie ein. Schließlich erdrosselte er sein Opfer", berichtet Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke.

Er soll dann den Autoschlüssel der Frau an sich genommen, den Kofferraum des Wagens geöffnet und die Leiche hineingehoben haben. Dann setzte sich der Beschuldigte hinter das Steuer und fuhr mit dem Auto in die Nacht. Gegen 1 Uhr morgens fiel der Wagen einer Polizeistreife in Oberfranken auf der A73 bei Bamberg auf: Das Auto fuhr in Schlangenlinien. Die Polizisten forderten den Fahrer mehrfach auf, zu stoppen. Doch der ignorierte die Signale und nahm die nächste Ausfahrt. Er hielt an und versuchte, zu Fuß zu flüchten. Die Streife war aber schneller, holte ihn ein und nahm den Flüchtenden fest. Als die Beamten den Wagen näher untersuchten, fanden sie im Kofferraum die weibliche Leiche.

Mann schweigt zu Vorwürfen

Mit einem Großaufgebot sicherte die Kripo Nürnberg am folgenden Tag Spuren – in der Tiefgarage, in der Wohnung, die der Täter nie betreten hat, und in den Treppenhäusern. Der Tatverdächtige kam vor einen Ermittlungsrichter, der ihn in Untersuchungshaft stecken ließ. Bis heute, so Oberstaatsanwältin Gabriels-Gorsolke, habe der wegen Drogendelikten, Diebstahl und Körperverletzung polizeilich bekannte Mann keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht.

Im vergangenen März kam ein Sachverständiger zu dem Ergebnis, dass der 22-Jährige psychisch krank sei und damit Zweifel an der Schuldfähigkeit bestehen. Ein Antrag auf Sicherungsverwahrung wurde gestellt, der Beschuldigte kam aus der U-Haft in ein psychiatrisches Krankenhaus.

Mordmerkmale wie Habgier, Heimtücke oder Befriedigung des Geschlechtstriebs scheiden daher aus. "Wir haben kein Mordmotiv, wir haben aber ein Verfahren wegen Totschlags beantragt", so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Der Prozess gegen den 22-Jährigen wird Anfang Dezember eröffnet. Der Beschuldigte gab gegenüber einem pyschiatrischen Sachverständigen an, während der Tat die Stimme des Rappers Kollegah gehört zu haben.