Frei für Elterntaxis

1.4.2016, 08:00 Uhr
Frei für Elterntaxis

© Foto: Hippel

Sogenannte Elterntaxis sorgen immer wieder für Probleme vor den Grundschulen. Polizei, Schulen und Verkehrsplaner schlagen seit Jahren Alarm. Kinder sind in Gefahr, wenn Eltern ihre Kleinen bis vor die Schule fahren.

Der beengte Platz vor der Schule führt in vielen Fällen dazu, dass Eltern regelwidrig anhalten und riskant wenden und so andere Verkehrsteilnehmer – speziell Schulkinder – zum Teil massiv gefährden. Laut Statistischem Bundesamt kamen allein im vergangenen Jahr 10 363 Kinder unter 15 Jahren im Auto ihrer Eltern zu Schaden – deutlich mehr als Kinder, die zu Fuß unterwegs waren.

Jeder Appell an die Eltern ging ins Leere. Die Probleme vor den Schulen werden größer statt kleiner. Das Motto „Kurze Beine, kurze Wege“, das heißt, den Kindern in ihrem Sprengel kurze Wege zu Fuß zu ermöglichen, so dass besorgte Eltern sie nicht mehr mit dem Auto bringen, ist gescheitert. „Jetzt müssen wir die Verkehrssicherheit neu denken und angehen“, sagt Daniel Ulrich, Planungs- und Baureferent der Stadt Nürnberg.

Nachdem an mehreren Schulen der Versuch gescheitert ist, den An- und Abfahrtverkehr der sogenannten Elterntaxis in den Griff zu bekommen, wird nun ein völlig neuer Ansatz verfolgt: Nürnbergs erste Drive-in-Schule kommt.

„Man hat uns oft vorgeworfen, wir würden die Bedürfnisse der autofahrenden Eltern nicht ernst genug nehmen. Nun geben wir dem natürlichen Bedürfnis der Eltern nach, ihre Kinder mit dem Auto sicher bis ins Klassenzimmer zu bringen“, so Daniel Ulrich.

Frei für Elterntaxis

© Foto: Matejka

Verkehrschaos

Als Pilotschule wurde die Friedrich-Wanderer-Schule ausgewählt. Gerade an dieser Schule war immer wieder „das Verkehrschaos“ bemängelt worden, zuletzt auf der Bürgerversammlung Anfang Februar (wir berichteten). Für das Projekt „Drive-in-Schule“, zu Deutsch: Mit dem Auto zum Klassenzimmer, wird die Wanderer-Schule neu von der Fürther Straße her erschlossen. Über das Grundstück der Tankstelle an der Fürther Straße werden in Einbahnrichtung Ein- und Ausfahrtspuren angelegt, die durchs Schulgebäude führen.

„Die ebenerdige Schule ist geradezu prädestiniert für die erste Drive-in Schule. Wir freuen uns, Pilotschule zu sein“, so Frank Schmittlein, Mitglied des Elternbeirats an der Friedrich-Wanderer-Schule.

Eltern sollen ihre Kinder künftig direkt am Klassenzimmer abliefern. „Tür auf, Bussi geben, aussteigen lassen, weiterfahren. Das geht fix, das Kreisverkehrssystem orientiert sich an den bewährten Drive-in-Schaltern von Schnellrestaurants“, so Frank Jülich Leiter des Verkehrsplanungsamtes der Stadt Nürnberg. Die Kinder werden nicht mehr gefährdet, solange sie sich im Klassenzimmer aufhalten. Dazu werden sie verpflichtet. Die Drive-in-Route wird von 7 bis 8.30 Uhr beziehungsweise 12 bis 13.30 Uhr geöffnet.

Um Platz für die nötige Durchfahrtbreite auch für SUV in den Gängen des Erdgeschosses zu gewinnen, werden einige Klassenzimmer etwas verkleinert. Die Stadt wird zudem das Gespräch mit dem Pächter der Tankstelle suchen. Die Tankstelle könnte als zusätzliches Angebot einen Eltern-Kind-Schalter für Pausenverpflegung einrichten.

In der ersten Zeit werden Lotsen eingesetzt, die den Verkehr regeln. Für das nötige Ampelsystem, das den Fahrzeugstrom durch die Schule dosiert, sind Gelder im Haushalt eingestellt.

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