"Freivon": Zweiter Unverpackt-Laden öffnet in Nürnberg

29.6.2020, 07:35 Uhr
Sind bereit für den Start: Tobias Kleinöder, Denise Fischer und Klaus Bönisch (v. Li.) eröffnen Nürnbergs zweiten Unverpackt-Laden.

© FreiVon/privat Sind bereit für den Start: Tobias Kleinöder, Denise Fischer und Klaus Bönisch (v. Li.) eröffnen Nürnbergs zweiten Unverpackt-Laden.

Denise Fischer hat es schon als Kind geliebt Kaufladen zu spielen: Mit einem Schäufelchen eine Schippe Bohnen aus einem Glas zu nehmen und für die mitspielende Kundin oder den Kunden in eine Papiertüte rieseln zu lassen - ein gutes Gefühl. Da war keine Verpackung, kein Plastik. Einfach und direkt ging das. Dieser Gedanke sollte sie nicht mehr loslassen. Jetzt, mit 26 Jahren, wird sie beruflich genau das Umsetzen: Ohne Verpackung verkaufen. Persönlich, umweltfreundlich und überhaupt freundlich. Spätestens im September soll der Laden eröffnen. "Freivon", heißt er.

Auch wenn es weitaus bessere Startbedingungen als den Sommer 2020 gibt, ist Denise Fischer guter Dinge und voller Tatendrang. Damit steht sie nicht allein da: Mit den beiden Mitinitiatoren, Klaus Bönisch (38) und Tobias Kleinöder (26) hat sich ein Trio gefunden, das sich darüber einig ist, wie die Zukunft des Einkaufens aussehen muss. Diese Vision treibt an.

Zeit für etwas anderes

Dabei kommen sie alle aus anderen Berufsfeldern. Marketing und IT - "aber jetzt ist Zeit für etwas anderes", sagt Denise Fischer zufrieden über den Wechsel. Aktuell sind die Gründer im renovierten Laden in der Hans-Sachs-Gasse noch am werkeln und einräumen. Juni/Juli war eigentlich als Zeitplan für die Eröffnung vorgesehen. Jetzt wird es August/September.


Kann man in Corona-Zeiten noch unverpackt einkaufen?


Mit "ZeroHero" hat Nürnberg ja bereits einen Unverpackt-Laden in der Oberen Kanalstraße. Ist der Bedarf groß genug für zwei solcher Geschäfte? "Absolut", ist das Trio überzeugt. Die drei haben sich in großen Städten wie Berlin und Köln umgesehen, viele Gespräche mit Betreibern und Nutzern geführt, sie kennen die Unverpackt-Szene. "In den großen Städten gibt es nahezu für jeden Stadtteil einen Unverpackt-Laden", berichten sie. Die Nachfrage steige und man müsse jetzt das entsprechende Angebot schaffen. Auch in Nürnberg. "Supermärkte gibt es ja auch an jeder Ecke - darüber wundert sich keiner."

Innerhalb der Branche sieht man sich als Mitbewerber. Das Streben nach einem ressourcenschonenden Konsumverhalten eint so stark, dass kaum Konkurrenzdenken entsteht. Von Nürnbergs plastikfreien Pionieren, den "ZeroHero"-Kollegen in Gostenhof, haben die Neustarter daher wertvolle Tipps bekommen, sogar ein Praktikum haben sie dort absolviert.

Freilich müssen auch die drei Jungunternehmer genau kalkulieren. Damit trotzdem das ein oder andere Extra bei der Umesetzung ihres Traumes möglich ist, haben sie eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Unter https://www.startnext.com/freivon-nuernberg ist es möglich, bereits jetzt Gutscheine zu kaufen, Kosmetika zu reservieren oder sich einen Platz in einem der kommenden Workshops zu sichern.

Extras sind noch drin

Bis jetzt haben schon viele mit einem Mausklick signalisiert, dass sie den zweiten Unverpackt-Laden der Stadt gern unterstützten. Das erste Ziel, die 15.000-Euro-Marke ist bereits geknackt, nun sprintet die Aktion zur nächsten Hürde, die bei 20.000 Euro liegt. Damit könnte sogar ein Cafébereich und eine Kinderspielecke umgesetzt werden. Noch bis zum 1. Juli läuft die Kampagne.

Die alte Registrierkasse und die handgefertigten Holzschubladen, die bis zuletzt im "Samen Edler" standen, hat Denise Fischer nie gesehen. Aber dass jetzt an dieser Stelle traditioneller Einkauf mit modernen Mitteln zeitgemäß umgesetzt wird, gibt ihr ein gutes Gefühl. So wie damals, als sie die Bohnen mit der Schaufel in eine Papiertüte hat rieseln lassen.

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