Frischer Wind durch junge Leute

16.6.2015, 21:05 Uhr
Frischer Wind durch junge Leute

© Foto: Stadtarchiv Nürnberg

Klingt alles ein wenig angestaubt. Der aktuell 700 Mitglieder zählende Verein leidet denn auch unter Überalterung. Mit einem erstmals für Schüler und Studenten ausgelobten Förderpreis will man gezielt auf junge Leute zugehen.

Ausgezeichnet werden „herausragende“ Arbeiten von Schülern der gymnasialen Oberstufe und Seminar- und Studienabschlussarbeiten an Universitäten mit Bezug zur Nürnberger Geschichte. Nun wurde der Preis erstmals verliehen und von keinem Geringeren als Oberbürgermeister Ulrich Maly – in seiner Funktion als Vereinsvorsitzender – überreicht. Eingeschickt wurden neun Studentenarbeiten: sechs von der Uni Erlangen-Nürnberg und je eine aus Würzburg, München und Jena.

Michael Diefenbacher, Leiter des Stadtarchivs, bedauert, dass sich bei der Premiere noch keine Schulen beteiligt haben und verspricht: „Bei der nächsten Runde werden auch Schüler dabei sein.“

Menschen am Rand der Gesellschaft

Prostitution, Armut, Krankheit und Kriminalität – der Alltag von Menschen, die am äußersten Rand der Gesellschaft leben, und wie eine Stadt damit umgeht: Dieses Thema war im späten Mittelalter so spannend wie in der frühen Neuzeit und ist es heute noch. Nico Pietschmann, ursprünglich aus Finsterwalde stammend, hat für seine Bachelorarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München einen Städtevergleich zwischen Nürnberg und Augsburg gezogen. Wie gelangen bestimmte Bevölkerungsgruppen an den Rand der Gesellschaft, wie und durch wen werden sie stigmatisiert, diesen Fragen ist der junge Historiker mit Hilfe von Rechtsquellen, Bildzeugnissen und Chroniken von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Vorabend des Dreißigjährigen Krieges nachgegangen und hat damit den mit 100 Euro dotierten 3. Preis erreicht.

Manuel Pauli (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) hat seine Zulassungsarbeit für das Lehramt an Gymnasien über die Nürnberger Loge „Zu den drei Pfeilen“ geschrieben. Dabei liegt der zeitliche Schwerpunkt auf der Weimarer Republik und dem Beginn der Nazi-Herrschaft. Die Jury wertete die Arbeit als „wichtigen Beitrag zur Geschichte der deutschen Freimaurerei in der Zwischenkriegszeit“ (2. Preis, 250 Euro).

Über den 1. Preis (500 Euro) kann sich Sarah Baumann freuen, die in ihrer Zulassungsarbeit für das Lehrfach an Gymnasien das Nürnberger Trachtenvereinswesen während des Kaiserreiches beleuchtet. Für die Studentin an der Uni Erlangen-Nürnberg war dieses Thema interessant, weil sie in Südbayern aufgewachsen ist. Die zwischen 1897 und 1918 in Nürnberg gegründeten Trachtenvereine nahmen sich Baumanns Untersuchung zufolge nämlich ausschließlich der Erhaltung des Brauchtums im bayerischen Oberland, im Allgäu und in Tirol an. Erst viel später tauchten dann Bezüge zu Franken auf.

Die drei Preisträger haben aber nicht nur Geld und Ehre gewonnen, sondern werden auch für drei Jahre kostenfrei als Mitglieder in den Verein für Geschichte aufgenommen – eine „dreijährige Zwangsmitgliedschaft“, wie OB Maly augenzwinkernd meint.

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