Für 10 Millionen Euro: Sanierung soll Stadtmauer vor Einsturz bewahren

16.5.2020, 05:59 Uhr
Für 10 Millionen Euro: Sanierung soll Stadtmauer vor Einsturz bewahren

© Michael Matejka/NN

Rund 15.000 Autos rollen täglich auf der rechten Fahrspur am Spittlertorgraben - ihr Gewicht drückt nicht nur auf den Belag, sondern auch auf die historische Stützmauer. Das Salz des Winterdiensts auf dem Geh- und Radweg hat die Steinwand ebenfalls geschädigt. Außerdem hat das Verlegen von Leitungen die Mauerkrone unter dem Gehweg geschwächt. Und nicht zuletzt hinterlässt die ganz normale Witterung ihre Spuren in dem historischen Gemäuer.


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Oben am Spittlertorgraben haben Bauarbeiter den Belag vom Geh- und Radweg abgenommen und den Untergrund einen guten Meter ausgegraben. Glasfaserkabel mussten von den Mauer weg verlegt werden, damit die Sanierungsarbeiten starten können. Dort kommen große Betonwinkel ins Erdreich, die den Druck des Straßenverkehrs abfangen sollen.

Für 10 Millionen Euro: Sanierung soll Stadtmauer vor Einsturz bewahren

© Michael Matejka/NN

Leichte Ausbauchungen

Wer einen Spaziergang am Ludwigstor in den Stadtgraben unternimmt, kann leichte Ausbauchungen der Sandsteinquader an der äußeren Stützmauer wahrnehmen, die bei Fachleuten äußere Grabenfuttermauer heißt. Auch der Laie erkennt Pfeiler, die als Verstärkung an die Mauer gebaut sind. Zu diesen Stützen kommen weitere dazu, um die Gefahr eines Einsturzes zu bannen. Allein im ersten Teilstück, das bis April 2021 fertigt gestellt sein soll, sind sechs zusätzliche Pfeiler vorgesehen.

Zweimal im Jahr sind Mitarbeiter vom Service öffentlicher Raum (Sör) zur Kontrolle im Stadtgraben unterwegs. Sie achten auf neue Risse, auf leicht nach außen geschobene Sandsteinquader und abgebröckelte Fugen. Alle drei Jahre steht eine gründliche Prüfung des Zustands an. Schließlich muss der Straßenraum wie auch der von Fußgängern und Radlern genutzte Graben verkehrssicher sein.

"Zu viele Fehlalarme"

Ein elektronisches Monitoring eines Teils der Mauer hatte sich nicht bewährt. "Es gab zu viele Fehlalarme", erinnert sich Thomas Fichte, der das Großvorhaben bei Sör mit seiner Kollegin Patricia Koch betreut, "wir sind hingefahren und da war dann gar nichts."

Doch es geht nicht ausschließlich um die Verkehrssicherheit. Auch das historische Denkmal, das entscheidend zum Stadtbild gehört, soll gepflegt erhalten bleiben. "Bisher haben wir hauptsächlich auf akute Schäden reagiert. Jetzt wollen wir die ganze 2,7 Kilometer lange Grabenfuttermauer instand setzen", erklärt Ingenieur Fichte.


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So war etwa im Jahr 1971 die Grabenfuttermauer am Maxtorgraben zwischen zwei Stützmauern komplett zusammen gebrochen. Auch bei der Gaststätte "Hexenhäusle" hinter der Burg beulte sich 2002 die Sandsteinmauer acht Zentimeter heraus. es bestand akute Einsturzgefahr.

Lob von der Denkmalpflege

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat soeben die Bedeutung der Stadtmauer aus dem 14. bis 16. Jahrhundert mit ihren fünf Kilometern Gesamtlänge hervorgehoben (die Grabenfuttermauer ist nur noch zur Hälfte original vorhanden).
Sie gehört schließlich zu den umfangreichsten städtischen Verteidigungsanlagen Europas überhaupt. Die Nürnberger Stadtbefestigung, so die Denkmalpfleger, bilde "als gebauter Ausdruck des Selbstverständnisses einer der bedeutendsten freien Reichsstädte im hohen Mittelalter ein prägendes Beispiel des nationalen kulturellen Erbes".


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Der erste Bauabschnitt wird auf 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Ein Sonderprogramm der Bundesregierung stellt dafür 600.000 Euro zur Verfügung. Die Nürnberger Bundestagsabgeordneten hatten sich für die Unterstützung eingesetzt. 70.000 Euro steuert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei. Ob noch weitere Förderungen kommen und damit die Stadt entlasten, ist noch offen.

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