G1 legt los: Neuer U-Bahn-Zug startet Fahrgastbetrieb

19.8.2020, 13:27 Uhr

Es ist ein großer Tag für die VAG. Und so ist Josef Hasler die Freude auch deutlich anzusehen, den geschmückten G1 am Bahnhof Scharfreiterring präsentieren zu dürfen. Schließlich gebe es einen Anlass wie diesen nur alle paar Jahrzehnte, wie der VAG-Vorstandsvorsitzende erklärt.

Viele Mitarbeiter des VAG-Projektteams und von Siemens Mobility haben laut Hasler sehr kurze Nächte hinter sich. Seit Wochen und Monaten hätten sie mit aller Kraft darauf hingearbeitet, dass die ersten Fahrzeuge zugelassen werden können. Um das Okay der Technischen Aufsichtsbehörde bei der Regierung von Mittelfranken zu erhalten, mussten sie zahlreiche Nachweise für Hard- und Software, aber auch für das Zusammenspiel aller Komponenten inklusive der bestehenden Strecke und Streckentechnik erbringen.

Bei Grün gehen, bei Rot stehen

Wer das neue Aushängeschild der VAG betreten will, bemerkt sofort die hellen LED-Leuchtleisten. Sie zeigen an, ob sich die Tür schließt, öffnet oder außer Betrieb genommen wurde. Alle Ein- und Ausgänge sind dank der automatischen Spaltüberbrückungen barrierefrei. Eine spezielle Technik soll dafür sorgen, dass Fahrgäste nicht in den Türen eingeklemmt werden. Außerdem soll sie sogar Hundeleinen erkennen können.


Startschuss: Nürnbergs neue U-Bahn-Züge erobern die Schienen


Dass man im Inneren des komplett durchgängigen Zugs nicht nur gefühlt mehr Platz hat, bestätigt Bernd Meier-Alt. Haben früher 580 Fahrgäste hinein gepasst, sind es nun gut 600, wie der VAG-Projektleiter des G1 erklärt. Ein Teil der Sitze wurde längs zum Fahrzeug angeordnet oder durch Anlehnpolster ersetzte, Klappsitze sind passé.

Expertise eingeholt

Bevor sich Siemens Mobility an die Arbeit machen durfte, hatte die VAG laut Meier-Alt eine Designstudie in Auftrag gegeben. Dabei wurden die Fahrer selbst um eine Einschätzung gebeten und der Fahrerstand später auch nach ihren Wünschen gestaltet. Auch Behinderte wurden im Vorfeld um Rat gebeten und ihre Bedürfnisse entsprechend berücksichtigt.

Um Energie zu sparen, wird die Temperatur in jedem Wagen einzeln geregelt. Zusätzlich verfügen die neuen Züge über WLAN. Der VAG-Vorstandsvorsitzende Josef Hasler sieht in den komfortablen G1-Modellen ein "klares Signal für den ÖPNV". Oberbürgermeister Marcus König ist nicht nur beeindruckt vom Design des neuen Pegnitz-Pfeils, wie die ersten U-Bahnen in Nürnberg einst betitelt wurden. Er hält den G1 auch für einen wichtigen Baustein für den öffentlichen Personennahverkehr als Daseinsvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt.

Vor Corona waren laut König pro Tag rund 440.000 Fahrgäste mit den U-Bahnen unterwegs, davon 50 Prozent auf der Linie U1. Der OB hofft, dass der Wert gerade mit Blick auf die Umwelt, das Klima und die Lebensqualität künftig wieder erreicht werden kann. Bis voraussichtlich zum Jahr 2023 soll Siemens Mobility der VAG 34 neue U-Bahn-Züge liefern, die sukzessive alle im Einsatz befindlichen Doppeltriebwagen der Bauhreihen DT1 und DT2 ersetzen. Die Investitionskosten liegen bei 263,2 Millionen Euro, wobei der Freistaat 64,1 Millionen Euro übernimmt.

Umrüsten möglich

Gerhard Greiter, Siemens-Mobility-Geschäftsführer für den Bereich Nordosteuropa, schwärmt vom "wunderschönen Zug", der künftig das Stadtbild mit prägen soll: "Der G1 ist ein hochmodernes Fahrzeug, das speziell auf die Bedürfnisse in Nürnberg ausgerichtet ist." Der Vorteil: Alle Züge lassen sich später auch für den automatischen Betrieb umrüsten.

Seit Mittwochmittag nun pendelt der G1 auf dem Ostast der U1 zwischen Bauernfeindstraße und Langwasser-Süd. Ab Donnerstag fährt er tagsüber bevorzugt zwischen Aufseßplatz und Eberhardshof beziehungsweise Stadtgrenze. Grund dafür ist die große Sommerbaustelle der U1 zwischen Hasenbuck und Frankenstraße.

Der G1 ist zusätzlich zu den Planzügen im Einsatz. Mit Schulbeginn sind die G1-U-Bahn-Züge dann durchgehend von Langwasser Süd bis Fürth-Hardhöhe als Planzüge unterwegs.

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