Gänsejagd am Wöhrder See: Ein Jäger bezieht Stellung

22.8.2018, 12:04 Uhr
Michael Schwarz ist Jäger in Oberfranken, sein Revier liegt am Rand des Fichtelgebirges. Der 36-Jährige hat sein Hobby zum Beruf gemacht, er sucht bei vielen Gelegenheiten das Gespräch mit Jagdgegnern und hat sich auch in die Diskussion um die Gänse am Wöhrder See eingemischt.

© Florian Miedl, OH Michael Schwarz ist Jäger in Oberfranken, sein Revier liegt am Rand des Fichtelgebirges. Der 36-Jährige hat sein Hobby zum Beruf gemacht, er sucht bei vielen Gelegenheiten das Gespräch mit Jagdgegnern und hat sich auch in die Diskussion um die Gänse am Wöhrder See eingemischt.

NZ: Herr Schwarz, können Sie sich erklären, warum nach dem Tod der Tiere die Emotionen so hochkochen?

Michael Schwarz: Die Tierschutzszene ist sehr unterschiedlich, man sieht bei den Diskussionen etliche, die vom ersten Moment an aggressiv sind, beleidigen, bedrohen usw. Und hier sind Leute betroffen, die sich normalerweise weniger Gedanken machen. Es sind Leute, die ihre Weihnachtsgans essen, ihr Fleisch essen, dann aber den Vorgang des Schlachtens, der in den Schlachthöfen passiert, komplett ausblenden. Die sind sich im Hinterkopf bewusst, dass für ihre Wurst ein Tier sterben muss, aber es wird ausgeblendet. Und es passiert mitten in der Stadt. Man geht da morgens noch spazieren oder joggen und dann erfährt man, dass genau an dieser Stelle Tiere getötet werden. Das ist ein Beweggrund, mich einzuklinken, denn das passt mir gar nicht.

NZ: Gibt es einen Unterschied zwischen der Stadt- und der Landbevölkerung?

Schwarz: Definitiv. Die Landbevölkerung reagiert bei solchen Themen anders. Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind, haben noch einen anderen Bezug zur Natur im Ganzen. Ältere kennen sogar noch die Hausschlachtung.


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NZ: Sie selbst sind sehr offensiv mit dem Thema Jagd in den sozialen Netzwerken unterwegs, werden Sie da ebenfalls angegriffen?

Schwarz: Ja, diese Anfeindungen gibt es durchaus, aber ich persönlich werde nicht angegangen. Ich gehe offen mit der Situation um. Wenn ich sehe, wer da schreibt und wie in diesem Fall sehe, dass da bei einigen Diskutanten teilweise wenig Ahnung da ist, dann beiße ich mir auf die Zunge, aber suche immer das persönliche Gespräch. Ich biete an, mit mir auf die Jagd zu gehen und ich erkläre alles und beantworte die Fragen. Bisher hat aber noch niemand dieses Angebot angenommen. Ich kann nur immer wieder empfehlen, sich mit Jägern in Verbindung zu setzen und einmal mitzugehen. Und zwar nicht auf Facebook, sondern persönlich. Und dann Fragen stellen, sich die Dinge erklären lassen.

NZ: Fangen wir mit dem Erklären an. Warum schießt man Gänse eigentlich mit Schrot?

Schwarz: Das ist der Standard, wir haben Gewehre mit Kugeln, die Büchsen, oder Gewehre mit Schrot, die Flinten. Eine Gans mit der Kugel im Flug zu treffen ist schon eine Meisterleistung eines Schützen. Die Büchsenpatronen sind dazu gemacht, um Schalenwild (Paarhufer) zu töten. Die treffen auf den Wildkörper auf und richten den Schaden im Körper an, eine Gans würde da einfach zerrissen werden. Mit Schrot ist die Trefferwahrscheinlichkeit größer durch die Streuung der Kugeln und der Tod tritt durch Schock oder durch eine Kugel, die Organe beschädigt, ein.

Der andere Grund ist in der Ballistik zu sehen. Eine Kugel aus einer Büchse hat einen Gefährdungsbereich von etwa fünf Kilometern, das ist viel! Beim Schrot rechnet man mit etwa einem Kilometer Gefährdungsbereich. Sie schießen die Gänse in der Luft, denn das Wasser würde ab einem bestimmten Schusswinkel wie Beton wirken und die Kugel umlenken. Wenn man mit der Büchse in die Luft schießt, ist überhaupt nicht berechenbar, wo sie hingeht und wenn die Kugeln dann runterkommen, können sie noch schwere Verletzungen anrichten. Wenn man mit Schrot vorbeischießt, dann passiert da nicht so viel. Mit einem Schrotschuss bewege ich mich auf 20 bis 50 Meter Distanz zum Wild, mit einer Kugel schieße ich auf rund 200 Meter Distanz.


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NZ: Eine Gans hat angeblich fast eine Stunde Todeskampf durchlitten, wie ist es denn mit der Nachsuche nach dem Schuss?

Schwarz: Das normale Prozedere ist, wenn die Gans gezeichnet hat, also getroffen wurde, dann schickt man einen Hund aufs Wasser. Der Hund bringt die Gans, der schwimmt, bis er das getroffene Tier hat. Wenn die Gans in den Schilfgürtel gefallen ist, dann schicke ich den Hund zur freien Suche und er findet sie auch. Wenn man auf etwas schießt, dann sieht man normalerweise eine Reaktion, wenn man es dann nicht einschätzen kann, dann macht man in den anliegenden Deckungen eine Suche mit dem Hund, der auf gut Glück sucht. Ich will da aber in diesem Fall niemand in Schutz nehmen oder verurteilen, da ich die Örtlichkeit nicht kenne.

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