"Gärten statt Tribüne": Bürgerbegehren gegen Erhalt der Zeppelintribüne?

6.8.2019, 11:01 Uhr
Weite Teile der Zeppelintribüne und der benachbarten Wallanlagen des Zeppelinfeldes sind in einem sehr schlechten Zustand. Die Stadt möchte das Areal mit Hilfe des Bundes und des Landes sanieren.

© Foto: Daniel Karmann/dpa Weite Teile der Zeppelintribüne und der benachbarten Wallanlagen des Zeppelinfeldes sind in einem sehr schlechten Zustand. Die Stadt möchte das Areal mit Hilfe des Bundes und des Landes sanieren.

Die Idee ist nicht neu: Seit längerem trägt sich Reinhard Knodt mit dem Gedanken, Unterschriften für einen anderen Umgang mit dem Reichsparteitagsgelände zu sammeln, als dies der Beschluss des Stadtrats vorsieht.

Das Gremium hatte sich in seiner jüngsten Sitzung für die umfassende Sanierung ausgesprochen. Mit folgender Begründung: "Zeppelintribüne und Zeppelinfeld sind die einzigen in der NS-Zeit geplanten, fertig gebauten, genutzten und heute noch größtenteils erhaltenen Orte des historischen Reichsparteitagsgeländes, die jährlich von circa 300.000 historisch interessierten Menschen aus aller Welt besucht werden. Große Teile der Anlage sind marode, zuletzt mussten immer mehr Bereiche aus Sicherheitsgründen gesperrt werden."

Diesen Zustand möchte eine fraktionsübergreifende Mehrheit ändern, "um dieses ,begehbare Exponat‘ mit einem umfassenden Vermittlungsangebot zu einem historisch-politischen Lern- und Begegnungsort zu entwickeln".

Daran reiben sich Reinhard Knodt und seine Mitstreiter. Sie fordern: "Das Gelände um den Dutzendteich, das die Nazis einst gestohlen haben, soll jetzt endlich an die Bürger von Nürnberg zurückgegeben werden, statt unter dem Vorwand weiterer pädagogischer Belehrungen an den Ruinenresten herumzubasteln!"

Das Motto der Befürworter eines Bürgerbegehrens lautet: "Gärten statt Tribüne". OB Ulrich Maly hält von derlei Plänen wenig. Für ihn ist die Zeppelintribüne ein Ort, an dem "die Mechanismen einer Diktatur vermittelt werden können". Dafür müsse das Gelände begehbar bleiben.

Maly befürchtet "falsche Freunde"

Sollte die für ein Bürgerbegehren nötige Zahl an Unterschriften gesammelt werden, plädiert Maly für ein Ratsbegehren, also eine eigene Fragestellung des Stadtrates. "Sollte ich noch im Amt sein, würde ich das zumindest vorschlagen."

Warum? Weil Maly befürchtet, dass die Initiatoren "sich falsche Freunde holen". Es könnte bei einer derart sensiblen Frage "ein geschichtsvergessenes Echo" geben.

Den Schriftsteller Knodt ficht dies nicht an: "Wenn der OB meint, wir würden Beifall von der 'falschen Seite' bekommen, entgegne ich, es ist besser, die 'falsche Seite' macht das Richtige, als wenn die ,richtige Seite‘ das Falsche tut." Im September plant Knodt eine Pressekonferenz.

Seit einem Fackelmarsch von 18 Rechtsextremisten, die am 23. Februar von der Flüchtlingsunterkunft in den Grundig-Türmen bis zur Zeppelintribüne gelaufen sind, wird über den Sinn der Sanierung vermehrt debattiert.

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