Nach jahrelangem Leerstand

Geheimnisvolle BND-Villa steht in Nürnberg zum Verkauf

8.7.2021, 13:40 Uhr
Geheimnisumwittert: Die ehemaligen BND-Villa in St. Johannis steht jetzt zum Verkauf.

© Sven Heublein Geheimnisumwittert: Die ehemaligen BND-Villa in St. Johannis steht jetzt zum Verkauf.

Seit Jahren steht das stolze Gebäude im Nürnberger Stadtteil Sankt Johannis leer. Jetzt bietet die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) das Denkmal zum Verkauf an. Interessenten gibt es bereits.

Auf diese Nachricht wartet der Bürgerverein St. Johannis schon seit Jahren. Nun endlich tut sich etwas an der Wielandstraße. "Ich bin leicht euphorisch", sagt der Vorsitzende Sven Heublein. Seit 2019 macht er sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern dafür stark, dass die Villa vor dem Verfall bewahrt wird und wieder Leben einziehen kann.

Exzellente Lage

Dass die BImA jetzt handelt, überrascht Heublein nach den langen Jahren des Stillstands doch ein wenig. Heute Morgen hat er entdeckt, dass das Gebäude auf der Internetseite eines Immobilienportals zum Verkauf angeboten wird. "Denkmalgeschützte Villa in exzellenter Lage" heißt es da. Was den Preis angeht, steht nur vermerkt: "Es wird um Abgabe eines Angebots gebeten."

Das Gebäude wird im Volksmund die BND-Villa genannt, weil der Bundesnachrichtendienst dort eine "Hauptstelle für Befragungswesen" eingerichtet hatte. Es ging darum, von Flüchtlingen Informationen über die Situation in Krisen- und Kriegsgebieten zu bekommen. 2013 zog der BND aus der Villa aus. Seitdem herrscht Leerstand in dem Bau, der in den Jahren 1913/14 als Fabrikantenvilla entstand. Von der alten Pracht ist nach diversen Umbauten für die Verwaltungsaufgaben die Eingangshalle erhalten geblieben, mit "Originialparkett und architektonischen Details wie Stuck, eine breite Holztreppe mit Schnitzarbeiten, Holzvertäfelungen und historischen Holztüren", heißt es im Expose der BImA. "Das Gebäude verfügt über drei Balkone und eine Terrasse mit opulenter Freitreppe..."

Hilfe aus Berlin

Ein Investor habe sich bereits an ihn gewandt, erzählt Heublein. "Es ist jemand, der Denkmäler saniert." Er hofft, dass gemeinsam mit der Stadt und dem Bürgerverein über ein Konzept gesprochen wird. Auf jeden Fall sei er erleichtert. "Man ist es ja als Bürgerverein gewohnt, dicke Bretter zu bohren, aber das war schon besonders dick."

Erst im Juni hatte der Bürgerverein Unterstützung von Sebastian Brehm, dem CSU-Bundesabgeordneten für den Wahlkreis Nürnberg Nord bekommen. Brehm wandte sich in einem Schreiben an die BImA und bat darum, endlich wieder eine Nutzung der Villa zu ermöglichen. Dass sein Vorstoß so schnell von Erfolg gekrönt wurde, freut Sebastian Brehm. "Es war mir wirklich eine Herzensangelegenheit, dem weiteren Zerfall dieses historischen Denkmals ein Ende zu setzen." Endlich sei der Weg für eine rasche Nutzung frei. "Das ist nicht nur ein toller Tag für St. Johannis, sondern für ganz Nürnberg."

Ein BImA-Sprecher teilte auf Anfrage mit, warum sich die Behörde nun doch zum Verkauf entschlossen hat: "Die Prüfungen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben haben ergeben, dass die Liegenschaft für Zwecke des Bundes entbehrlich ist. Nach dem gesetzlichen Auftrag der BImA sind entbehrliche Grundstücke wirtschaftlich zu veräußern." Nachdem die Stadt Nürnberg von der Option des ersten Zugriffs keinen Gebrauch gemacht habe, werde die Immobilie jetzt auf dem offenen Immobilienmarkt zum Kauf angeboten. "Erste Interessensbekundungen liegen bereits vor", so der BImA-Sprecher.

Zuvor hatte die BImA in Erwägung gezogen, das Gebäude selbst zu nutzen. Für die Stadt Nürnberg kam ein Kauf des Denkmals nicht in Frage. Das betonte Wirtschaftsreferent Michael Fraas erst kürzlich. Es fehlt schlicht das Geld, gerade jetzt, wo die Folgen der Corona-Pandemie den städtischen Haushalt stark belasten.

Wer immer auch das Gebäude kauft, muss mit Überraschungen rechnen. Darauf weist die BImA in ihrem Expose ebenfalls hin. "Die Stadt Nürnberg war im Zweiten Weltkrieg ein häufiges Ziel alliierter Luftangriffe, die die Stadt als Ganzes schwer beschädigten. Da sich das Objekt in der Stadtmitte befindet, kann ein Kampfmittelverdacht nicht ausgeschlossen werden."

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