Gemüse zur freien Verfügung: Nürnberg soll "essbare Stadt" werden

27.4.2019, 05:57 Uhr
So wie in Andernach soll es auch in Nürnberg grünen und blühen. Hier findet der Anbau von Obst und Gemüse zur freien Verfügung der Bürger schon statt.

© Stadt Andernach So wie in Andernach soll es auch in Nürnberg grünen und blühen. Hier findet der Anbau von Obst und Gemüse zur freien Verfügung der Bürger schon statt.

Quasi im Vorbeigehen soll sich jeder, der mag, daran bedienen können. Neben dem Projekt am Jakobsplatz sind Beete und Pflanzcontainer auf dem Unschlittplatz und dem Egidienberg geplant. Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) unterstützt die Idee und hat die Flächen vorgeschlagen. "Wir warten eigentlich nur noch auf die detaillierten Pläne", sagt Sör-Sprecher André Winkel.

Denn bevor im öffentlichen Raum gebuddelt und gepflanzt wird, müssen weitere Ämter zustimmen. Dann könne es los gehen, sagt Winkel, der das Projekt sehr spannend findet. "Jetzt müssen wir hoffen, dass es funktioniert." Zwar gibt es Erfahrungen mit dem Sebalder Hofgärtchen und einem Kräutergarten des Bund Naturschutz am Hallertor. Doch beide Areale werden über Nacht abgesperrt, "jetzt dagegen geht es mitten in die Altstadt mit viel Publikumsverkehr", wie Winkel betont.

Keine Angst vor Vandalismus

Doch Frank Braun vom Verein Bluepingu hat keine Angst vor Vandalismus. Ähnliche Konzepte funktionierten sogar in Millionenstädten wie Paris , sagt er. Dass ab und zu mal etwas passieren könne, damit müsse man leben. "Doch wir haben schon die Hoffnung, dass die Menschen das wertschätzen können.“ Für Braun ist die essbare Stadt ein Projekt der Umweltbildung, er will vor allem regionale und alte Obst- und Gemüsesorten pflanzen. Ähnlich wie in Andernach sollen Ampeltafeln den Passanten anzeigen, ob das Angepflanzte schon reif zu Ernte ist. Der Ernährungsrat hofft zudem, dass sich Anwohner an der Pflege der drei Flächen beteiligen, die, wenn alles gut geht, nur ein erster kleiner Anfang sind.

"Überall in Nürnberg sollen essbare Inseln entstehen", so Braun. Für seine Mitstreiterin Julia Schrader ist das Projekt auch ein Mittel, globale Probleme näher an die Menschen heran zu holen. "Wir wollen die Leute aufwecken und zum Nachdenken bringen." Zudem sei die essbare Stadt ein guter Weg, um Menschen zu aktivieren, "die gemerkt haben, dass da was nicht stimmt am Ernährungssystem", sagt Schrader. "Sie sehen plötzlich, dass es ganz einfach ist, ihre Stadt mitzugestalten."

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