Gerangel um U-Bahnausbau: Geht es auch nach 2025 weiter?

30.5.2020, 06:00 Uhr
Gerangel um U-Bahnausbau: Geht es auch nach 2025 weiter?

© Foto: Roland Fengler

Der Weiterbau dürfte sich aber zunächst auf Abrundungen der vorhandenen Linien beschränken. Um möglichst viele Pendler davon abzuhalten, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren, will die Stadt die U 2 nach Eibach und Röthenbach sowie nach Stein verlängern.

Erst kürzlich hatten die Gutachter der Beratungsfirma Intraplan eine Erweiterung des U-Bahnnetzes geprüft. Aufgrund der aktuell geltenden Förderrichtlinien sehen sie kaum Chancen für die Verlängerung der U 3 nach Wetzendorf und einen neuen Bahnhof am Marienberg. Auch eine neue Linie durch die Südstadt oder eine U-Bahnhaltestelle für die geplante Technische Universität an der Brunecker Straße halten die Gutachter für nicht förderfähig.

Baureferent Daniel Ulrich verweist darauf, dass das geltende Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) öffentliche Zuschüsse für den Bau einer neuen Strecke verhindert, wenn der Kosten-Nutzen-Indikator unter 1,0 liegt. Wenn die Wirtschaftlichkeit also nicht gegeben ist. Um über 1,0 für einen U-Bahnhof zu kommen, damit er gefördert wird, müssten über 10 000 Einwohner oder Beschäftigte angebunden werden. Das wird weder mit Wetzendorf noch mit dem Marienberg oder mit der TU Nürnberg erreicht. Ulrich hofft, dass nach einer Änderung des GVFG immerhin die U-Bahn nach Stein und Eibach gebaut wird.

Die politische Bewertung des Gutachtens im Stadtrat weicht aber von der Frage nach der Förderfähigkeit erheblich ab. Nasser Ahmed (SPD) macht deutlich, dass die standardisierte Bewertung "realitätsfern" ist und der Bedarf sowohl in Wetzendorf als auch am Marienberg vorhanden ist. Max Müller (CSU) fordert die Stadtspitze auf, zusammen mit dem Freistaat alles dafür zu tun, dass die TU Nürnberg nicht nur an das Straßenbahnnetz, sondern auch an das U-Bahnnetz angebunden wird: "Wir sollten auch über eine U 4 zum Südklinikum nachdenken." Unterstützung erhält Müller von Thorsten Brehm (SPD): "Die TU ist eine Jahrhundertchance." Zusammen mit dem Freistaat müsse nach einer Lösung für die Finanzierung der U-Bahnhaltestelle gesucht werden.

Gegen "Glorifizierung" der U-Bahn

Während CSU und SPD das U-Bahnnetz weiter ausbauen wollen, stoßen sie auf Widerstand bei Grünen und kleineren Parteien. Jan Gehrke (ÖDP) fordert eine bessere Anbindung von Stein durch Busse und Straßenbahn. Ulrich entgegnet, dass das Bussystem schon ausgereizt sei und eine Straßenbahn nicht möglich ist. Titus Schüller (Die Linke) lehnt wegen der hohen Unterhaltskosten eine "Glorifizierung" der U-Bahn ab: "Es macht wenig Sinn, sie weiter auszubauen." Er unterstützt allenfalls Lückenschlüsse. Die heftigste Kritik an der U-Bahn kommt von Mike Bock (Grüne): "Nürnberg ist zu klein für eine U-Bahn. Wir setzen auf den Ausbau von Straßenbahn und Radverkehr. Wir wollen keine neuen U-Bahntrassen." Unterstützung erhielt Bock von seinem Kollegen Kai Küfner, der darauf verweist, dass sich Leipzig und Zürich auch keine U-Bahn leisten: "Die hohen Ticketpreise sind der U-Bahn geschuldet. Nürnberg ist die kleinste Stadt mit U-Bahn."

Baureferent Ulrich, der auf die hohe Auslastung der U-Bahn hinweist, die das Herzstück des ÖPNV in Nürnberg sei, wies die Kritik Küfners und Bocks zurück: "Die U-Bahn ist nicht der Grund für hohe Preise, sondern die exzellente Bus- und Straßenbahnerschließung Nürnbergs."

Bei der U-Bahn müsse man Fürth und Nürnberg als einen gemeinsamen sozialen Raum mit 700 000 Einwohnern sehen, der eine wesentlich höhere Einwohnerdichte als etwa Leipzig habe. Bei der Dichte und der Verkehrsstruktur sei Nürnberg/Fürth mit Köln, München und Berlin vergleichbar. "Die U-Bahn ist bei einer hohen Bevölkerungsdichte dramatisch leistungsfähiger als die Straßenbahn", so Ulrich. Auch bei der Förderung nehme die U-Bahn der Straßenbahn kein Geld weg: "Der Bau einer U-Bahn wird nur dann gefördert, wenn sie wirtschaftlicher als die Straßenbahn ist."

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