Warum Harry Potter eine Rolle spielt

Gerettet! Nürnbergs ältester Spielzeugladen eröffnet wieder - Betreiber hat große Pläne

Tobi Lang

Redakteur

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12.11.2023, 20:02 Uhr
Jonathan Junge ließ sich vom magisch-verspielten Stil der "Spielzeugkiste" verzaubern - und will die Institution am Trödelmarkt rennovieren. 

© Rudi Ott Jonathan Junge ließ sich vom magisch-verspielten Stil der "Spielzeugkiste" verzaubern - und will die Institution am Trödelmarkt rennovieren. 

Es war haarscharf. Die "Spielzeugkiste" ist Nürnbergs ältester Spielwarenladen, eine 70 Jahre alte Institution am Trödelmarkt im Herzen der Stadt. Anfang 2023 kündigte die Betreibern Ursula Motsch an, dass für sie altersbedingt bald Schluss ist - nur ein Nachfolger fehlte. Lange habe es so ausgesehen, als müsse die "Spielzeugkiste" schließen. Doch dann tauchte plötzlich Jonathan Junge auf, ein gerade einmal 27 Jahre alter Hamburger. Und mit ihm beginnt eine kleine Einzelhandels-Märchengeschichte, bei der Harry Potter eine nicht unwichtige Rolle spielt.

Tatsächlich hat der Retter von Nürnbergs ältestem Spielwarengeschäft rein gar nichts mit der Stadt zu tun. Im hohen Norden begann er eine Ausbildung zum Fachinformatiker, machte ein Mathematikstudium. Doch plötzlich erfuhr Junge von diesem kleinen Geschäft am Trödelmarkt, von seiner Historie, dem, wofür die Institution steht. "Dieser kleine Spielzeugladen wirkte auf mich, wie die phantastischen Läden in der magischen Winkelgasse bei Harry Potter", sagt er. "Alles ging letztendlich sehr schnell."

Ältester Spielzeugladen gerettet: Welche Rolle Harry Potter spielt

Junge hat die "Spielzeugkiste" übernommen und damit gerettet. Am kommenden Montag, 13. November, wird sie mit einem Sektempfang feierlich eröffnet bevor am Dienstag der reguläre Betrieb startet. "Wir alle wollten, dass der Spielzeugladen weitergeführt werden kann", sagt Eva Maria Steiner, die am Trödelmarkt wohnt und Vorständin im Förderverein Spielzeugmuseum Nürnberg ist. "Wir wollten dieses wunderschöne Alleinstellungsmerkmal für Nürnberg bewahren." Mit massiver Mundpropaganda sei man an eben jenen Jonathan Junge gekommen, der nun die Geschäfte in der "Spielzeugkiste" führt.

"Mich hat begeistert, dass Ursula alles, was sie sich über den Spielwaren-Einzelhandel an Wissen und Erfahrungen seit fast einem Viertel Jahrhundert angeeignet hatte, uneingeschränkt an mich weitergegeben hat", sagt Junge über den Übergabeprozess. In der Vergangenheit stand die "Spielzeugkiste" für nachhaltig produziertes Holzspielzeug, technisches Spielzeug, Puppenhäuser, Puppen, Kaufläden und Plüschspielwaren aus regional-fränkischer Produktion. Das soll so bleiben, auch unter Junge. Ein bisschen Veränderung will er dann aber doch - so will der gelernte Informatiker etwa ein Online-Angebot entwickeln. Bis zur Spielwarenmesse 2024 soll der Laden so weiterlaufen, wie in den vergangenen 70 Jahren. Dann plant Junge eine Renovierung. "Der magisch-verspielte Harry-Potter-Stil wird verstärkt!"

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