"Grenzen erreicht": Wärmestube führt Obergrenze ein

6.9.2019, 05:31 Uhr

© Archivfoto: Eduard Weigert

Die Ökumenische Wärmestube in Nürnberg, eine wichtige Anlaufstation für Obdachlose in Bayerns zweitgrößter Stadt, wird den täglichen Zugang für Menschen in Not beschränken. Der Zulauf übersteige seit langem die Aufnahmekapazität, heißt es in der Begründung der Betreiber Stadtmission und Caritasverband.

Ab dem 23. September öffnet die Einrichtung in der Köhnstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs vormittags von 9.30 bis 12.45 Uhr. Nach einer Stunde Pause wird am Nachmittag noch einmal von 13.45 bis 17 Uhr aufgesperrt. Bisher war die Stube ohne Mittagspause an sechs Tagen in der Woche geöffnet.

Sicherheit soll gewährleistet werden

Der Zugang ist jeweils auf 70 Personen gleichzeitig beschränkt. Zudem wird laut Tabea Bozada von der Stadtmission jeder Hilfesuchenden oder jedem Hilfesuchenden nur noch einmal am Tag der Besuch der Tagesstätte erlaubt.

In jeder Öffnungsperiode werde ein warmes Mittagsessen für die Besucher ausgegeben. Außerdem bestehe für die Gäste am Vormittag ab 9.30 Uhr die Möglichkeit, zu frühstücken. Den Nachmittagsbesuchern werde ab 16.15 Uhr ein Abendbrot angeboten.

"So soll trotz des extremen Andrangs die Sicherheit in der Notstätte für Wohnungslose gewährleistet werden", begründen Stadtmission und Caritasverband die Maßnahme. Außerdem gebe es so wieder mehr Zeit für die pädagogische Betreuung jedes Einzelnen. "Durch die neuen Zugangsregelungen sollen zudem wichtige Sicherheitsaspekte wie Brandschutz und reduziertes Konfliktpotenzial für alle Gäste und Mitarbeitenden ausnahmslos gewährleistet werden."

Konfliktpotenzial steigt

Ausgelegt ist die Wärmestube laut Bozada auf 70 bis 80 Personen. Zuletzt seien aber bis zu 300 Mahlzeiten pro Tag über den Tresen gegangen. "Die Grenzen des Machbaren sind nun erreicht", erklären die Betreiber.

Seit 2010 sei die Zahl der Besucher um fast 40 Prozent gestiegen. "Und damit auch das Konfliktpotenzial in den engen Räumen." Durch die neuen Zugangsregelungen hoffen die Betreiber und Betreuer, dass die Besucher auch die Infrastruktur in der Wärmestube – von den Sitzgelegenheiten über die Waschmaschinen bis zu den sanitären Anlagen – "wieder reibungsfreier" nutzen können.

"Besonders belastend war die Situation zuletzt immer in den Wintermonaten, wenn mehr Menschen in die Notstätte strömten." Die neuen Öffnungszeiten sollen daher auch erst einmal in der Schlechtwetterphase 2019/20 gelten. In den wärmeren Monaten dagegen können auch die Terrasse beziehungsweise der Hof mit ins Raumkonzept einbezogen werden. Das entspannt die Situation.

Die Nürnberger Nachrichten hatten bereits berichtet, dass Stadtmission, Caritas und Stadt Nürnberg eine weitere vergleichbare Notstätte schaffen wollen. Angesichts der gestiegenen Zahlen wohnungsloser und hilfesuchender Menschen brauche es eine zweite Tageseinrichtung für obdachlose Menschen in der Stadt. Doch die Suche nach geeigneten Räumen gestaltet sich außerordentlich schwierig. Die Ökumenische Wärmestube gibt es seit 1984.

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