Großer Andrang: Nürnberger Postfiliale platzt aus allen Nähten

25.1.2020, 18:01 Uhr
Großer Andrang: Nürnberger Postfiliale platzt aus allen Nähten

© Foto: Stefan Hippel

Der Mann schüttelt den Kopf, murmelt die Worte "Dann lieber zur Hauptpost" und geht. An einem Donnerstagvormittag gegen 10 Uhr stehen in der Welserstraße 17 zahlreiche Leute an, die Schlange reicht bis zum Eingang der Partnerfiliale. Zwei Schalter sind geöffnet. Die Wartezeit beträgt rund 20 Minuten, die Stimmung unter den Wartenden ist angespannt bis mies.

Dabei trifft die Betreiberin der Postfiliale keine Schuld. "Die Schließungen haben das ganze Dilemma ausgelöst", weiß Post-Sprecher Erwin Nier. Im vergangenen Sommer wurden gleich zwei Partnerfilialen in diesem Bereich Nürnbergs geschlossen: Erst die Postfiliale in der Weinhandlung in der Äußeren Sulzbacher Straße 148, Ende August folgte dann das Aus für den Standort in der Äußeren Bayreuther Straße 105. Die Postfiliale in der Welserstraße liegt quasi mittendrin. Es handelt sich hier um eine "sehr stark frequentierte Filiale", bestätigt Nier.

In der Vorweihnachtszeit spitzte sich die Lage weiter zu: Die Lagerkapazität der Filiale reichte an manchen Tagen nicht mehr aus für Sendungen, die nicht zugestellt werden konnten. Und so traute eine Erlenstegenerin ihren Augen nicht, als sie per E-Mail informiert wurde, dass sie ihr Paket im Briefzentrum im Gewerbegebiet Langwasser, Poststraße 6, abholen könne – also rund neun Kilometer entfernt. Genauer gesagt: in der schlecht ausgeschilderten Zustellbasis dahinter, doch dieser Zusatz fehlte in der Benachrichtigung.

Poststation in der Nordstadt: Paket bitte in Langwasser abholen

Diese temporäre Ausgabestelle wurde bereits im November eingerichtet und soll noch bis Ende Januar aufrechterhalten werden, teilt der Post-Sprecher mit. Betroffen seien Erlenstegen, St. Jobst und der Bereich um den Wöhrder See. "Eine Zumutung", findet eine Bewohnerin in St. Jobst – gerade für Senioren, die kein Auto haben. Sie berichtet von einem älteren Ehepaar, das in Langwasser herumirrte und sich später auf dem Weg zur Busstation mit einem schweren Paket abmühte.

Der Post-Sprecher erklärt: "Gerade zur Weihnachtszeit war die Filiale Welserstraße sehr stark ausgelastet." Und so kam es zu der besonderen Situation, dass so mancher sein Paket eben in Langwasser abholen musste. "Dass Sendungen wegen Überlastung dorthin ausgelagert werden, ist nach meinem Kenntnisstand das erste Mal in Nürnberg der Fall", berichtet Nier. Und ergänzt: "Allerdings hatten wir auch dieses Jahr in der Weihnachtszeit erstmals eine Spitze von elf Millionen Sendungen bundesweit an einem Tag erreicht." Zum Vergleich: Der normale Tagesdurchschnitt hier liegt bei 5,5 Millionen Paketen und Päckchen.

Dabei brachten auch die drei nächstgelegenen DHL-Paketshops in der Teutoburger Straße 8, am Leipziger Platz 6 und in der Äußeren Sulzbacher Straße 63 keine Entlastung für jene Postfiliale. Denn hier kann man nur frankierte Sendungen aufgeben. "Sie sollen vor allem die vielen Retouren, die im Zuge des Onlinehandels entstehen, auffangen", sagt Nier. Auch die Partnerfilialen im weiteren Umfeld in der Sulzbacher Straße 77 und Wöhrder Hauptstraße 1 konnten nicht einspringen.

Ein Blick auf die Zahlen: Aktuell gibt es in Nürnberg 57 Postfilialen – darunter sieben Postbankfinanzcenter; vor neun Jahren waren es insgesamt 51. Ferner gibt es im Stadtgebiet 80 Paketshops und fünf Verkaufspunkte, wo die Kunden lediglich Brief- und Paketmarken bekommen.

Post sucht nach Partnern

Und wie geht es nun weiter? Die Suche nach neuen Partnern verlief im Vorjahr erfolglos. Nier dazu: "Wir tun alles, um das Problem Welserstraße so rasch wie möglich zu lösen, weil auch wir hier dringenden Handlungsbedarf sehen."

Derzeit laufen Gespräche mit möglichen Partnern. "Wir hoffen sehr, dass es zum Vertragsabschluss kommt." Klar ist jedoch, dass in der nächsten Zeit erst einmal nichts passieren wird. Denn: Das Einrichten einer Partnerfiliale dauert in der Regel drei Monate. Es ist also weiterhin Geduld gefragt.

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