Haushaltsberatungen: Trauermarsch wegen Kultur-Streichungen

19.11.2020, 11:10 Uhr
Die angekündigte Streichung des geplanten Konzertsaal-Baus von der aktuellen Vorhabenliste sorgte für Unmut bei den Orchestern.

© Staatsphilharmonie, NN Die angekündigte Streichung des geplanten Konzertsaal-Baus von der aktuellen Vorhabenliste sorgte für Unmut bei den Orchestern.

Musiker der Staatsphilharmonie und der der Nürnberger Symphoniker begrüßten die Stadträte mit Frack und Fliege und Tönen in Moll. Ein Sarg ist vor dem Eingang postiert. "Wir brauchen in der Krise eine Strategie für die Zukunft und keinen Kahlschlag!" stand auf Zetteln, die Streicher und Bläser hochhielten. Und: "Nürnberg - Kultur-Provinz" war ebenfalls zu lesen. Die angekündigte Streichung des geplanten Konzertsaal-Baus von der aktuellen Vorhabenliste sorgte für Unmut bei den Orchestern.


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Seit Jahren kämpfen die Künstler für einen Aufführungsort, der technisch hohe Qualität bietet. Das 200-Millionen-Euro-Projekt, das auf hohe staatliche Zuschüsse hätte hoffen können und neben der Meistersingerhalle hätte entstehen sollen, ist aber nach den Einbrüchen bei den Steuereinnahmen nicht zu verwirklichen. Die Orgel war bereits geordert worden, doch die Halle kommt nun auf absehbare Zeit nicht. Kulturbürgermeisterin Julia Lehner und Oberbürgermeister Marcus König (beide CSU) hatten die Verschiebung des Vorhabens vor zwei Tagen verkündet.

"Kultur als Nebensache und Luxus"

"Es verdichten sich die Signale in unserer Stadt immer mehr, dass Kultur als Nebensache und Luxus angesehen wird, den man sich leistet oder nach Belieben streicht", schreiben die Musiker. Einige Stadträte blieben stehen und diskutierten mit den Künstlern, darunter auch Wirtschaftsreferent Michael Fraas.

Der Nürnberger Stadtrat tagt in der Meistersingerhalle und berät über den Haushalt 2021.

Der Nürnberger Stadtrat tagt in der Meistersingerhalle und berät über den Haushalt 2021. © Stefan Hippel, NNZ

Eigentlich hätte die Klassische Philharmonie Bonn mit "Wiener Klassik" in der Meistersingerhalle gastiert, wegen des Lockdowns aber sind alle Veranstaltungen derzeit gestoppt. Man bemühe sich deshalb, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Brehm, sich mit den Haushaltsberatungen quasi in die Stimmung der Dur-Tonarten einzureihen, die hier zu hören gewesen wäre. Aber es würden wohl auch Molltöne an der einen oder anderen Stelle zu vernehmen sein.


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Zum Auftakt zeigten sich die Parteien schon mal versöhnlich. Der Haushalt, der 200 Millionen Euro an Neuverschuldung beinhaltet und ein Investitionsprogramm von 1,8 Milliarden Euro für die kommenden vier Jahre vorsieht, wird von CSU, SPD und Grünen getragen. CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein sprach von einem "Szenario 2030", in dem die großen Kulturprojekte ihren Niederschlag doch noch finden könnten. Die Beratungen dauern den ganzen Tag an.

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