Knapp zwei Jahre nach Beschlagnahmung

Illegaler Transport mit 101 Welpen: Nürnberger Tierheim vermittelt Hunde nach zwei Jahren

Irini Paul

NN-Lokales

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1.2.2023, 16:53 Uhr
Alle Tiere hatten Durchfall und Darmparasiten und zahlreiche Probleme, die aus der schlechten Zucht herrührten, wie etwa Zahnfehlstellungen und Atemprobleme.

© Tierheim Nürnberg, ARC Alle Tiere hatten Durchfall und Darmparasiten und zahlreiche Probleme, die aus der schlechten Zucht herrührten, wie etwa Zahnfehlstellungen und Atemprobleme.

Am 14. März 2021 war mitten in Nürnberg auf der A3 ein illegaler Welpen-Transport mit 101 Welpen gestoppt worden. Golden Retriever, Cocker-Spaniel, Bernhardiner, Dackel: Die Liste der Hunde, die beschlagnahmt wurden, war lang. Die Welpen waren etwa sechs bis elf Wochen alt - viel zu jung, um überhaupt von ihrer Mutter getrennt und verkauft werden zu dürfen. Alle Tiere hatten Durchfall, Darmparasiten und zahlreiche Probleme, die aus der schlechten Zucht herrührten, wie etwa Zahnfehlstellungen und Atemprobleme. Zwei Hunde überlebten nicht, die restlichen 99 Welpen wurden längst bei Pflegestellen untergebracht.

Die Anteilnahme nach dem Fund war groß, zahlreiche Anfragen gingen in den Wochen nach der Beschlagnahmung im Nürnberger Tierheim ein, viele Menschen wollten Welpen bei sich aufnehmen. Doch damals waren die Kleinen noch in Quarantäne und standen noch nicht zur Vermittlung zur Verfügung.

Vor allem Bayern ist immer wieder von solchen illegalen Transporten betroffen - auch wegen seiner geographischen Lage. Meist stammen die Tiere aus dem Osten, wie Tschechien, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, der Türkei, Kroatien, Polen, Slowenien oder Serbien. Die Pandemie hatte das Problem bundesweit verschärft.

Der Händler mit den 101 Welpen, der aus Ungarn stammt, zeigte sich allerdings wenig reumütig: Nach der Beschlagnahmung hatte er sofort Beschwerde gegen die Quarantäne der Welpen eingereicht. Das Verwaltungsgericht Ansbach wies die Anträge jedoch im Eilverfahren zurück.

Nach einem lang andauernden Rechtsstreit ist nun sichergestellt, dass die jungen Tiere in ihren Pflegestellen bleiben dürfen. Die Pflegestellen waren im Vorfeld so ausgewählt worden, dass sie die Hunde übernehmen können, sobald die rechtlichen Fragen geklärt sind. Jetzt erfolgen noch Nachkontrollen und dann können die Hunde endgültig vermittelt werden.

Tierheim-Präsidentin Dagmar Wöhrl ist vor allem den Pflegestellen sehr dankbar: „Die Familien haben sich aufopferungsvoll um die Welpen gekümmert, immer in dem Wissen, dass die Welpen-Händler sie noch zurückfordern. Das ist nicht selbstverständlich und wir sind diesen Familien unglaublich dankbar. Theoretisch hätten die Welpen ohne sie fast zwei Jahre im Tierheim verbringen müssen.“

Dennoch dürfe dieses Procedere nicht der Normalzustand bleiben. Gewissenlose Welpen-Händler würden schutzlose Hundebabys quer durch Europa karren, die Tierheime die teilweise todkranken Tiere aufpäppeln, und müssen dann bangen, ob sie die Welpen wieder an die Händler zurückgeben müssen, so Wöhrl weiter.

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