"Bescheidener Start ins Leben"

In Nürnbergs Tierheim gestrandet: So geht es den 100 Schmuggelwelpen

30.6.2021, 14:39 Uhr
Das Tierheim Nürnberg kümmert sich um die Welpen, die bei einem illegalen Transport beschlagnahmt worden sind: Die rechtliche Lage ist nach wie vor ungeklärt.

© Tierheim Nürnberg Das Tierheim Nürnberg kümmert sich um die Welpen, die bei einem illegalen Transport beschlagnahmt worden sind: Die rechtliche Lage ist nach wie vor ungeklärt.

Es waren Huskys, Rottweiler, Dackel, Golden Retriever, Cocker-Spaniel, Bernhardiner und andere Rassen: Die Polizei hat im März einen illegalen Tiertransporter auf dem Weg von Ungarn nach Belgien im Nürnberger Stadtgebiet gestoppt. Die 101 Welpen waren wohl erst zwischen sechs und elf Wochen - und damit viel zu jung für diese Tour. Die Ermittler übergaben die Hunde dem Tierheim, das sich seitdem um sie kümmert.

"Sie hatten einen bescheidenen Start ins Leben", sagt Tanja Schnabel, Leiterin des Tierheims. Eine mehrwöchige Tollwut-Quarantäne wurde amtlich angeordnet, die Welpen hatten Durchfall, Parasiten oder Fehlbildungen, waren teilweise krank. Langsam wurden die Tiere aufgepäppelt - doch eine Schäferhündin starb. Einige Welpen mussten operiert werden, bei anderen stehen noch Operationen an. Prinzipiell sagt Schnabel: "Die Tiere sind stabil."

Das Tierheim versorgt die Hunde, doch diese gehören der Nürnberger Einrichtung nicht. "Die Situation ist noch nicht geklärt", berichtet Tanja Schnabel. Und das bedeutet zum einen: Die Nürnberger Einrichtung hat bislang über 300.000 Euro an Kosten für die Versorgung, die ärztliche Behandlung und die Operationen investiert. Erhält das Tierheim das Geld zurück? "Das steht in den Sternen."

Und weil die Welpen dem Tierheim nicht gehören, darf es diese bislang auch nicht abgeben. Allerdings hat das Tierheim, das sich zeitweise nicht vor Anfragen retten konnte, mittlerweile für jeden Hund einen festen Interessenten gefunden. Sprich: Wenn die Eigentumsverhältnisse geklärt sind und die Tiere vermittelt werden dürfen, ist schon organisiert, wer sie bekommt.

Feste Vorgaben

Dabei hat die Einrichtung an der Stadenstraße feste Vorgaben, ob ein Tier an einen Interessenten vermittelt wird oder eben nicht. "Das unser übliches Procedere", sagt Tanja Schnabel. Man habe Gespräche mit den potentiellen Hundebesitzern geführt und die Situation daheim abgefragt. Passt der Hund zum Menschen oder zur Familie, wie lange ist das Tier tagsüber alleine, wer könnte sich bei Urlaub oder Krankheit kümmern? Alle diese Fragen werden vor der Vermittlung geklärt. "Wir verkaufen ja keine Ware, es geht hier um Tiere - das muss schon alles passen."


Spende über 20.000 Euro: Große Freude im Tierheim Nürnberg


Wenn die Tiere vermittelt werden können, dann müssen die neuen Besitzer eine Schutzgebühr bezahlen. Doch Tanja Schnabel betont: "Damit decken wir nur einen Teil unserer Kosten." Eine Sache müsse den potentiellen neuen Besitzern klar sein: "Die Tiere kommen aus keinem guten Haus. Man muss mit hohen Tierarztkosten rechnen."

Das Tierheim freut sich nach wie vor über Unterstützung, wie zum Beispiel über Geldspenden (Sparkasse Nürnberg, Konto 1120 752, BLZ 760 501 01). Auch Sachspenden sind erwünscht: Auf der Homepage unter www.tierheim-nuernberg.de informiert die Einrichtung, was genau benötigt wird. Bettwäsche, Decken oder Handtücher wird derzeit nicht benötigt.

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